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Waldexkursion des Bund Naturschutz

01.10.2020 Neumarkt / Landkreis.

„Alle reden vom Tierwohl, aber viel zu wenig vom Baumwohl.“ Mit diesem Satz eröffnete Max Schmidt aus Reichertshofen die Führung durch einen Kiefernwald unterhalb von Buchberg. Den interessierten Teilnehmern vom Bund Naturschutz zeigte er, wie der durch Klimawandel und menschliche Einflüsse geschädigte Wald wieder in einen besseren Zustand versetzt werden kann, ohne dass deshalb exotische Neupflanzungen vorgenommen werden müssen.



Der gelernte Agrar-Ingenieur beschäftigt sich schon lange mit der Bodenbeschaffenheit seiner Heimat und führt zu diesem Thema auch Exkursionen für Studierende der Fachhochschule Triesdorf durch. Der Kiefernwald unterhalb des Buchberg steht auf sandigem Boden. Um diesen Boden fruchtbar zu machen und das „Baumwohl“ zu fördern, müsse aus dem unfruchtbaren Roh-Humus ein fruchtbarer Mull-Humus gemacht werden. „Humus ist nicht gleich Humus“, erklärte der Waldbesitzer. Der „Bestandsabfall“ im Wald (Nadeln, Blätter, usw.) wird am Boden zwar zersetzt und bildet dort über dem Sandboden eine dunkel gefärbte Roh-Humus-Schicht. Diese hat aber einen hohen Säure-Gehalt, verursacht auch durch sauren Regen, und kann kaum Wasser speichern. Wenn der Roh-Humus austrocknet, vertrocknen auch die Bäume und es besteht extreme Waldbrandgefahr. Aber im Roh-Humus kann auch der Baum-Nachwuchs nicht keimen und wachsen. Hier greift nun der Bodenkundler ein. Wie bei der menschlichen Ernährung, die durch den oft zu hohen Säuregehalt viele Krankheiten verursacht, reduziert er die Übersäuerung in seinem Waldboden durch Zugabe von Kalk. In der Medizin wird längst die Umstellung auf basische Ernährung empfohlen und die Aufnahme von Calcium gilt schon lang als unabdingbar. Dies sollte auch für einen gesunden Waldboden praktiziert werden. Oft genügt schon eine einmalige Gabe – er empfiehlt 300g pro Quadratmeter – als „Starthilfe“, um das Bodenleben zu aktivieren. Erst ab einem pH-Wert von 4 können Bakterien und Bodentiere mit ihrer wertvollen Arbeit beginnen, den Boden gut zu durchlüften und fruchtbaren Moder- oder Mull-Humus zu produzieren. Der kann dann Feuchtigkeit und somit auch Nährstoffe speichern. Außerdem verstärkt Calcium die Zellwände von Pflanzenzellen und macht sie dadurch widerstandsfähiger gegen Austrocknung oder Schädlinge. Aber Max Schmidt gönnt seinem Waldboden noch mehr: Holzasche aus seinem Kamin und klein geschnittenes Grüngut aus seinem Garten, das als Oberflächenkompostierung gut verteilt wird. Auf solchen gesunden Waldböden siedeln sich Baumkeimlinge von selbst an, vor allem die erwünschten Laubbäume, die für einen optimalen Mischwald erwünscht sind: Buche, Eiche, Kirsche, Ahorn und Vogelbeere. Davon konnten sich die Exkursionsteilnehmer in beeindruckender Weise vor Ort überzeugen.

Nebenbei stellte sich heraus, dass eine Kalkung auch eine gute Vorbeugung gegen Schädlinge im Garten sein kann, z.B. gegen den gefürchteten Buchsbaumzünsler.

Foto: Alfons Greiner
 

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