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Tag gegen den Schlaganfall

11.05.2020 Neumarkt.

Der Schlaganfall gehört zu den großen Volkskrankheiten, alleine in Deutschland sind jährlich etwa 250.000 Menschen davon betroffen. Jedes Jahr findet am 10. Mai in ganz Deutschland der Tag gegen den Schlaganfall statt, um auf die Risiken und Ursachen dieser häufigen Erkrankung aufmerksam zu machen. In 2020 waren natürlich keine Veranstaltungen mit persönlicher Präsenz angeboten aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie. Gerade diese aktuelle Situation nimmt die Schlaganfallstation am Klinikum Neumarkt zum Anlass, auf die Gefahr durch einen Schlaganfall hinzuweisen und an die Notwendigkeit zu erinnern, sofort zu handeln.
 
Die Deutsche Schlaganfallgesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe haben in den letzten Wochen mehrfach auf einen Rückgang von Schlaganfallpatienten in vielen Kliniken Deutschlands hingewiesen. Sie vermuten: Die Betroffenen trauen sich trotz typischer Schlaganfall- oder Herzinfarkt-Symptome nicht mehr, in die Klinik zu kommen. Auch auf einem kürzlichen Online Meeting der Chefärzte in den Neurologischen Kliniken in Bayern wur-de dieser Trend von vielen Kollegen aus dem gesamten Freistaat berichtet. „Dahinter, so meinen alle Kollegen unisono, kann ja keine plötzliche Änderung der Schlaganfallhäufigkeit stecken, sondern es liegt möglicherweise am Zögern der Patienten, die vielleicht Angst davor haben, ins Krankenhaus zu gehen oder dort niemanden mit scheinbar leichten Erkrankungen belasten wollen.“ so Prof. Dr. René Handschu, der stv. Vorsitzende der Bay. Chefarztkonferenz und Chefarzt der Neurologischen Klinik im Klinikum Neumarkt. Auch in Neumarkt zeigte sich Ähnliches seit Mitte März, wenn auch vielleicht nicht ganz so deutlich. Dabei kommen die vom Schlaganfall Betroffenen so oder so ins Krankenhaus, nur eben dann viel zu spät, nach einer Woche oder gar später. Viele Therapien beim akuten Schlaganfall sind aber zeitkritisch und sollten in den ersten Stunden danach begonnen werden. Außerdem ist das Wiederholungsrisiko in den ersten Tagen am höchsten. Deshalb sollten auch Patienten mit leichten oder flüchtigen Symptomen sofort ins Krankenhaus kommen, damit die Ursache geklärt und ein weiterer Schlaganfall verhindert werden kann. 
 
Warten dagegen kann Leben kosten und die Folgen eines Schlaganfalls erheblich verschlimmern. Das hat sich auch während einer schweren Virus-Epidemie nicht geändert. Genauso wenig ändern sich dadurch die Behandlungsmöglichkeiten für Notfälle in den Kliniken wie hier in Neumarkt. Auch wenn im Zuge der Epidemie in den Kliniken einiges umgestellt werden musste, um für die Behandlung von Corona-Patienten gerüstet zu sein, war und ist die sofortige Behandlung von akuten Schlaganfallpatienten aber auch anderen Notfällen wie Herzinfarkten oder Unfällen ohne jede Änderung jederzeit rund um die Uhr in vollem Umfang gegeben. Darum sollte auch jetzt niemand zögern, bei akuten Schlaganfallsymptomen wie halbseitiger Lähmung, Gefühlsstörung oder auch Sprach- oder Sehstörungen sofort Hilfe zu suchen und am besten den Notruf 112 wählen, damit sofort etwas getan werden kann. Denn es zählt jede Minute. 
 
Für Fragen zum Thema Schlaganfall können Interessierte sich an die Neurologische Klinik am Klinikum Neumarkt wenden (neurologie@klinikum.neumarkt.de oder Tel 09181/4203220). Auch die örtliche Selbsthilfegruppe "Strohhalm“ (Tel.: 09181/9582) steht für Fragen und Probleme von Betroffenen nach Schlaganfall mit Rat und Angeboten  zur Verfügung. Die Selbsthilfegruppe kümmert sich seit vielen Jahren in Neumarkt und Umgebung sehr engagiert um die Belange von Menschen nach Schlaganfall und Schädel-Hirnverletzung. 
 
Allgemeine Infos zum Schlaganfall:  Wie häufig ist ein Schlaganfall?
 
Weltweit erleiden jährlich ungefähr 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall, über 5 Millionen versterben an dessen Folgen. In Deutschland trifft dieses Schicksal jedes Jahr ca. 250.000 Menschen, hinzu kommen etwa 15.000, die binnen eines Jahres nach dem ersten Schlaganfall noch einen Folgeschlaganfall erleiden. Immerhin 40 % der Betroffenen sterben innerhalb des ersten Jahres. Von den Überlebenden sind fast zwei Drittel in der Folge pflegebedürftig, 15 % davon so schwer, dass eine Versorgung in Pflegeeinrichtungen erforderlich ist. Obwohl auch immer häufiger jüngere Menschen betroffen sind, ereignen sich mit 80 % doch die meisten Schlaganfälle in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. All dies sind erschreckende Zahlen, die aber durch ein besseres Wissen über die Symptome eines Schlaganfalls sowie ein rasches Handeln deutlich gesenkt werden können.
 
Was passiert bei einem Schlaganfall?
 
Mit zunehmendem Alter kann es, vor allem im Verbund mit Risikofaktoren – wie hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und Übergewicht zu einer Arteriosklerose kommen. Das bedeutet, dass die Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen, langsam verkalken und sich dadurch Engstellen bilden können. Man spricht dann von einer Thrombose, einem Gefäßverschluss, der an dieser Stelle zu einer Mangeldurchblutung führt. An vorgeschädigten Gefäßwänden können auch Blutgerinnsel entstehen. Sollte ein Blutgerinnsel abreißen und im Gehirn ein Gefäß vollständig verstopfen (Embolie), so werden die Hirngewebe und Nervenzellen, die im Versorgungsgebiet dieses Gefäßes liegen, nicht mehr durchblutet. Auch durch Herzrhythmusstörungen kann es zur Bildung eines Blutgerinnsels in diesem Fall im Herz kommen, das ebenfalls, wenn es mit dem Blut abgeschwemmt wird, im Gehirn ein Blutgefäß verschließen kann. Es ist der Mangel an Blut und damit an Sauerstoff und Nährstoffen, der schließlich zu den neurologischen Ausfällen, wie einer halbseitigen Lähmung, Gefühlsstörungen oder Sprach- bzw. Sprechstörungen, führt. 
 
Etwa 85 % aller Schlaganfälle lassen sich auf den Verschluss eines Hirngefäßes zurückführen – man spricht dann von einem Hirninfarkt oder im Fachjargon von einem „ischämischen Schlaganfall“. Dazu zählen auch vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns, die sogenannte TIA („transitorische ischämische Attacke“). Obwohl es bei einer TIA zu keinen dauerhaften Ausfall- oder Lähmungserscheinungen kommt, sollte diese als Warnzeichen äußerst ernst genommen werden. Denn vielfach geht sie einem gefährlichen Hirninfarkt mit der Gefahr dauerhafter Schädigungen voraus.
 
Weniger häufig besteht die Gefahr, dass ein Gefäß im Gehirn platzt und größere Blutmengen in das Hirngewebe austreten. In diesen Fällen einer Hirnblutung  auch als „hämorrhagischer Schlaganfall“ bezeichnet , treten häufig nicht nur neurologische Ausfälle auf, sondern es kommt auch zu einer rasch zunehmenden Störung des Bewusstseins. Mit ca. 15 % ist dies eine seltener auftretende, aber besonders gefährliche Schlaganfall-Form.
 
Wie erkenne ich einen Schlaganfall?
 
Das Wort „Schlaganfall“ drückt schon aus, dass bei den betroffenen Personen schlagartig, wie aus dem Nichts, neurologische Ausfälle auftreten. Am häufigsten kommt es zu einer halbseitigen Lähmung von Arm und Bein, einem Herabhängen des Mundwinkels, einem Ausfall der Sprechfunktion oder zu Schwierigkeiten, Worte zu finden und zu verstehen. In seltenen Fällen tritt vorübergehend Doppeltsehen oder Blindheit auf einem Auge oder heftiger Schwindel mit Gangunsicherheit auf. Im Gegensatz zum Herzinfarkt verspüren Betroffene bei einem ischämischen Schlaganfall keine Schmerzen, nehmen den Vorfall vielfach nicht ernst und zögern daher, den Notarzt zu rufen – ein fataler Fehler!
 
Im Zweifel immer und sofort die 112 wählen!
 
Immer (!) wenn Symptome wie Lähmungen, Gefühls- oder Sprachstörungen schlagartig auftreten, sollte der Betroffene oder Angehörige bzw. Arbeitskollegen sofort die Notrufnummer 112 anrufen. Die Leitstelle der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes entscheidet anhand der Schilderung der Symptome, ob ein Notarzt zusammen mit Rettungssanitätern geschickt wer-den muss oder ob die Anwesenheit von erfahrenen Rettungssanitätern ausreicht.
 
Zeit ist bei einem Schlaganfall FAST alles
 
Eine Entscheidungshilfe dafür, ob ein akuter Schlaganfall vorliegt, bietet die „FAST Methode“, durch die der Notarzt oder die Rettungssanitäter mit 95%iger Sicherheit den Verdacht auf einen Schlaganfall erhärten oder verwerfen können. Mit einfachen Mitteln können Hinweise auf Lähmungserscheinungen im Gesicht (Face), der Arme (Arm) und der Sprache (Speech) gefunden werden. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist es dann das vorrangige Ziel den Patienten in so kurzer Zeit (Time) wie möglich in ein Krankenhaus mit einer speziell ausgerichteten Schlaganfall-Station, auch Stroke Unit genannt, zu bringen. Dort bestehen die besten Chancen für eine weitergehende Diagnostik und eine lebensrettende Akutbehandlung durch spezialisierte Ärzte in der Regel Neurologen und entsprechend geschultes Fachpersonal. Der Faktor Zeit ist besonders wichtig, denn nur in den ersten drei bis vier Stunden, besser jedoch noch früher nach dem Schlaganfall kann durch eine sogenannte Thrombolyse, das ist die Auflösung des Blutgerinnsels durch ein Medikament, das Risiko für bleibende Schädigungen deutlich gesenkt werden. Es gilt: Je weniger Zeit bis zur Behandlung vergeht, desto größer ist die Chance für einen langfristigen Therapieerfolg!
 
Kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
 
Jeder Mensch kann durch sein Verhalten das persönliche Schlaganfallrisiko verringern. Wie bei so vielen Krankheiten gehören der Verzicht auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sowie eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichende, regelmäßige Bewegung zu den vorbeugenden Maßnahmen.
 
Aber auch bei einem gesunden Lebensstil sollten bekannte Risikofaktoren für einen Schlaganfall durch den Hausarzt intensiv kontrolliert und behandelt werden. So gilt es etwa den Blutdruck als wichtigsten Risikofaktor unbedingt in einen Bereich von unter 140/90 mmHg zu bringen. Bei Patienten mit Diabetes muss konsequent der Blutzucker richtig eingestellt werden. Bei diesen Patienten müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken. Sowohl Bluthochdruck als auch Diabetes begünstigen die Kalkeinlagerung in die Blutgefäße und erhöhen so das Risiko für einen Schlaganfall.
 
Weitere Risikofaktoren, bei denen von ärztlicher Seite risikosenkende Therapien eingeleitet werden sollten, sind Fettstoffwechselstörungen und bestimmte Herzerkrankungen, wie z. B. Herzrhythmusstörungen, oder ein per se erhöhtes Thromboserisiko. Bei letzterem spielt die medikamentöse Blutverdünnung eine wichtige Rolle in der Schlaganfallprophylaxe.
 
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