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Großeltern for Future gegen den Verpackungswahn

20.11.2020 Neumarkt.

Zunehmend ärgern sich Menschen beim Einkaufen, wenn sie mit dem Verpackungswahn in Supermärkten oder Fachläden konfrontiert sind und kaum eine Möglichkeit sehen, die notwendigen Alltagsdinge ohne plastikverschweißte Hülle in den Einkaufskorb zu legen.

Leider sieht es in den Regalen der Biomärkte sehr ähnlich aus.

Mit den aktuellen Corona-Auflagen dürfen Gaststätten ihre Speisen ausschließlich zum Abholen, also to go anbieten. ?Sehr viel  Verpackungsmüll entsteht mit dem Einkauf von warmen Mahlzeiten in Restaurants oder Imbissläden, die meist in Plastik, Styropor und Alufolie eingepackt werden und meist wegen Verunreinigung komplett in der Mülltonne enden.? Gesetzlich erlaubt ist es, eigene Gefäße auf ein Tablett zu stellen und es mit dem Essen befüllen zu lassen. Die Bereitschaft dafür scheitert nicht am Gesetzgeber sondern an den Chefs der Gastronomie.?  Einige „Mahlzeiten“-Anbieter in Neumarkt z.B. das „El Grano“, oder „Lehmeiers Eatery“ u.a. sind dazu bereit.?Wir als Verbraucher haben die Möglichkeit und sollten diese auch nutzen, Anbieter von Speisen auch anzuregen, das mitgebrachte Geschirr oder als Alternative kompostierbare Behälter zu verwenden. Der verantwortungsvolle Bürger hat die Wahl, die Restaurants zu favorisieren, welche zur Müllvermeidung beitragen. Als Konsumenten besitzen wir die Macht, eine Verhaltensänderung zu bewirken.

Pro Jahr fallen in Deutschland über 18 Mio. Tonnen Verpackungsmüll an, das sind pro Einwohner 220 kg. Damit verursacht jeder Deutsche mehr Müll, als ein Bürger in jedem anderen europäischen Land.

Von 3 Mio. Tonnen Plastikverpackung werden weniger als die Hälfte stofflich wiederverwertet, der große „Rest“ wird verbrannt. Zur Wiederverwertung zählt auch, was in großen Mengen in andere Länder wie Malaysia geschickt wird und dort auf wilden Müllkippen landet. Die Bilder der im Dreck und Ruß suchenden Kinder in Asien und Afrika sind ja hinreichend bekannt.

Angesichts dieser erschreckenden Fakten wird deutlich: So kann es nicht weitergehen. Aufgrund der Tatsache, dass unser Müll in regelmäßigen Abständen von unserer Wohnung abgeholt und somit außer Sichtweite geschafft wird, haben wir wohl kaum den Bezug zu den großen Mengen an Verpackungs- und Restmüll, den wir täglich, jährlich und lebenslang produzieren und damit unsere Lebensbasis in hohem Maße gefährden.

Sind wir all dem gegenüber hilflos ausgeliefert? Nein  -   Können wir etwas dagegen tun? Ja!

Wichtiger als Recycling ist Vermeidung von Verpackungen. Dies beginnt sowohl im Kleinen, wie eigene Behältnisse zum Einkaufen mitzunehmen, wie auch nach „Unverpackt“-Produkten zu suchen, was mittlerweile für Obst und Gemüse in vielen Supermärkten zu finden ist. Auch in Drogeriemärkten werden Shampoos u.a. bereits in fester Seifenform angeboten.

Ein großer Anteil an Verpackungsmüll entsteht durch die rasant zugenommenen Online-Bestellungen. Für den Verbraucher ist das superbequem, für den Ressourcenverbrauch und die Umweltschädigung verheerend. An diesem Beispiel wird deutlich, was die jährliche Verpackungsmenge in die Höhe treibt und wie sehr der Verbraucher seit 5-10 Jahren seinen Konsum gesteigert hat.  Von brauchen kann nicht mehr die Rede sein!

Erfreulicherweise gibt es zunehmend Organisationen, Initiativen wie z.B. Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) und einzelne Menschen, die sich für ressourcenschonende Forschungen und umweltbewusstes, praktisches Handeln schon länger und hoffentlich auch weiterhin einsetzen.

Der Konsument sollte wieder zum Menschen werden, der mitdenkt und destruktive Abläufe einer Gewinnmaximierung zu Ende denkt, verbunden mit konstruktivem Handeln. Mit seinem bewussten Verhalten wird der Verbraucher Politik und Industrie zum Umdenken und verantwortungsvollem Handeln gegenüber der Umwelt und letztlich für uns Menschen bewegen.

Ein interessanter Aspekt ist noch - das belegen Forschungen- dass Menschen, die weniger haben wollen und sich dem Konsumwahn bewusst entziehen, dies nicht als Verzicht empfinden, sondern als Lebensbereicherung.  

So sieht eine tatsächliche Win-Win-Situation aus!

Text: Maria Eder-Poll
 

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