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Gedanken zum Hochfest Hl. Willibald-Diözesanpatron v. Dekan Distler

05.07.2017 Neumarkt.

In einer Zeit zunehmender Gleichgültigkeit in religiösen Fragen und eines immer aggressiver auftretenden Atheismus ist es wichtig, an die Anfänge des Glaubens in unseren bayerischen Landen zu erinnern. Ist nicht die Rückkehr zu den Quellen allemal etwas Erschrischendes und Belebendes? An einer Quelle kann man auftanken und sich des eigenen Ursprungs und der eigenen Glaubensherkunft vergewissern. Die Quellen, aus der der Glaube schöpft, können auch hilfreich sein für einen neuen Weg in die Zukunft. So gedachte an diesem Dienstag das Bistum Augsburg ihres Patrons, des heiligen Ulrich. Morgen, am 8.Juli, wird die Diözese Würzburg ihres ersten Glaubensboten, des heiligen Kilian, gedenken und heute feiert das Bistum Eichstätt seinen Gründerbischof, den heiligen Willibald. Dass man noch nach 1250 Jahren an diesen Mann denkt, ist nachezu unglaublich. Wer wird sich wohl künftig noch in 1250 Jahren an die Größen unserer heutigen Zeit erinnern? Willibald war in seiner Zeit die überragende Bischofs- und Gründergestalt unserer Diözese Eichstätt. Aber was waren seine Motive, was hat ihn umgetrieben? Es war für ihn die faszinierende Person Jesu Christi, dem er sein Leben schon als Kind und junger Mönch geweiht hatte und dessen Spuren er bei einer langen Pilgerreise ins heilige Land aufsuchen wollte. Eigentlich unvorstellbar: Meist zu Fuß, vielleicht mit einem Ochsenkarren und teilweise zu Schiff, bewältigte er sein abenteuerliches Vorhaben zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Zeitweise mit seinem Bruder Wunibald, der jedoch in Rom zurückblieb und mit seinem Vater Richard, der bereits in der Stadt Lucca einem Fieber erlag. Eigentlich unvorstellbar: Willibald wagte dennoch mit ein paar Freunden die Pilgerreise ins Land Jesu, aber dann ging es über Konstinopel zurück nach Italien. 10 Jahre hielt er sich im Mutterkloster der Benediktiner auf Monte Cassino auf. Im Grunde war Willibald damals schon so etwas wie ein Weltbürger. Es war die Welt des Glaubens, die ihn schon als Fünfjährigen faszinierte, als er ins südengliche Kloster Waltham eintrat und dort die gesamte christlich-humanistische Bildung des Abendlandes genoss. Es war die Morgendämmerung des christlichen Europas, wo England bereits durch die Brücke des Glaubens eng mit dem Kontient verknüpft war. Wenn wir derzeit den sogenannten „Brexit“, den Ausstieg Englands aus der EU erleben, dann ist das eher ein Rückschritt als ein Fortschritt. Aber vielleicht ist heute die „Crux“, dass Europa derzeit eine geistige und geistliche Klammer fehlt und man sich immer noch nicht als Werte-, sondern als Wirtschaftgemeinschaft versteht, wo jeder nur an den eigenen Profit denkt. Zurück zu Willibald: Es war so etwas wie die erste europäische Vision und Mission, die Papst Gregor III., den heiligen Bonifatius und ihn selbst drängte, ins damals noch heidnische Germanien vorzudringen. Willibald gab dieser Mission Schwung und eine neue Zielrichtung, kam auch in unser Neumarkter Land und legte in den Jahren 741-745 an den Ufern der Altmühl den Grundstein für das neue Bistum Eichstätt. Dahinter aber standen Mut, Furchtlosigkeit, Tatkraft und eine starke Gottesliebe. Bräuchte all das nicht gerade die Kirche heute, um der zunehmenden religiösen Gleichgültigkeit und der um sich greifenden Gottlosigkeit wirksam zu begegnen?
 

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