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Gartenviertel reicht Bürgerantrag ein

25.06.2021 Neumarkt.

Über 500 Bürger aus ganz Neumarkt haben unterschrieben

Am 24. Juni 2021 reichten Jens Mischke, Lucia Baier und Enrico Pomsel als Vertreter der Nachbarschaftsgruppe aus dem Gartenviertel einen dicken Ordner mit 558 Unterschriften bei der Stadt ein. Die Gruppe von Nachbarn versucht mit ihrem Bürgerantrag, im Stadtrat eine Mehrheit für ihr Anliegen einer nachhaltigen und maßvollen Nachverdichtung für das Gartenviertel zu bekommen. Jetzt muss sich der Stadtrat mit dem Thema befassen.

„Wir waren selbst überrascht über die vielen Unterschriften für unseren Bürgerantrag zur Entwicklung eines Bebauungsplans“, erklärt Jens Mischke, Initiator der Gartenviertel-Gruppe. „Es wird deutlich, wie sehr das Thema Nachverdichtung die Neumarkter beschäftigt“. Die Hürde für die Einreichung eines Bürgerantrags liegt bei einem Prozent der Gemeindebürger. „Diese Quote haben wir locker erreicht, obwohl wir Corona-bedingt nur über Briefwurf und per Mail-Versand Unterschriften sammeln konnten“, ergänzt Mischke.

Zwischenzeitlich hat die Gruppe Gespräche mit allen im Stadtrat vertretenen Parteienen und mit Oberbürgermeister Thomas Thumann geführt. „Uns war es dabei vor allem wichtig, zu zeigen, dass wir keine Maximalforderungen stellen, sondern nach einem Kompromiss suchen, der für alle verträglich ist“, betont Lucia Baier. Im Kern geht es den Gartenviertlern um eine maßvolle und nachhaltige Nachverdichtung, die genügend Raum für grüne Gärten mit hohen Bäumen lässt sowie den familienfreundlichen Charakter des Viertels erhält. Die Gruppe ist nicht grundsätzlich gegen den Neubau von Mehrfamlienhäusern, sondern stellt lediglich die Dimension dieser Neubauten in Frage und macht auf die negativen Auswirkungen einer solch massiven Bebauung aufmerksam.

Stein des Anstoßes war vor mehr als einem Jahr der Neubau eines Achtfamilienhauses in der Saarlandstraße, für den zunächst das Gün auf dem Grundstück komplett abgeräumt wurde. „Auf den ersten Blick denkt man vielleicht, das Haus sieht ja gar nicht so groß aus“, so Mischke, „was man aber bald nicht mehr sieht, ist die massive Versiegelung des Grundstücks, rund 80 Prozent sind bebaut, die Tiefgarage reicht fast bis an unseren Garten heran.“ Von dem über 800 m2 großen Grundstück, auf dem früher mehrere große Bäume und Büsche wuchsen, bleibt nur ein schmaler Streifen, der nicht versiegelt wird.

Und nach dem gleichen Muster geht es weiter im Gartenviertel. In der Keplerstraße sind Wohnblöcke mit 27 Einheiten geplant. An der Ecke Mariahilfstraße-Buchenstraße soll auf einem 540 m2 kleinen Grundstück ein Sechsfamilienhaus mit 12,30 Meter Giebelhöhe gebaut werden. Die überdimensionierte Giebelwand steht dann nur die minimal erforderlichen drei Meter von der Grenze weg. Dieses Grundstück wird durch die Nachverdichtung ebenfalls fast vollständig versiegelt. Der geplante Bau wird das ganze Geviert zwischen Buchen- und Eichenstraße dominieren, in dem bisher nur kleine Ein- und Zweifamilienhäuser stehen. Die Liste ließe sich fortsetzen ...

„Im gesamten Stadtgebiet werden wir leider erst viel zu spät merken, welche Auswirkungen diese massive Nachverdichtung hat“, erklärt Enrico Pomsel. Grüne Gärten mit hohem Baumbestand haben eine kühlende Wirkung und leisten damit einen wertvollen Beitrag für das Mikroklima der Stadt − ein wichtiger Faktor mit Blick auf den Klimawandel. Schon jetzt gibt die Stadt Neumarkt Millionen aus, um die Kanalisation für Starkregenereignisse zu wappnen, ein Problem, das sich durch die massive Nachverdichtung noch verschlimmern wird. „Da werden riesige Betonbecken im Erdboden versenkt, statt darauf zu achten, dass dezentral auf den Grundstücken genug unversiegelte Flächen für die Versickerung bleiben“, wundert sich Lucia Baier.

„Die Gespräche mit den Vertretern der Fraktionen im Stadtrat und mit dem Oberbürgermeister waren konstruktiv und wir sind weiterhin im Gespräch“, erklärt Enrico Pomsel. Immerhin hat OB Thumann für den weiteren Dialog einen runden Tisch in Aussicht gestellt, an dem Vertreter der verschiedenen Stadtviertel, Bauträger und die Stadt einander die verschiedenen Interessen erläutern sollen. Möglicherweise ergibt sich so ein anderer Weg, die Quartiere in ihrer aktuellen Form zu erhalten und trotzdem moderat zu verändern.

„Wenn wir uns etwas wünschen dürften, wäre es, dass die Stadt Neumarkt ein Konzept für nachhaltige und maßvolle Nachverdichtung mit Raum für Grün im gesamten Stadtgebiet entwickelt und ihre städtebauliche Gestaltungsaufgabe wahrnimmt“, bilanziert Enrico Pomsel und ergänzt, „für verschiedene mögliche Wege, die in diese Richtung führen, sind wir offen“.



 v.l. Jens Mischke, Lucia Baier und Enrico Pomsel - Foto: Ulrich Kutscheid

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