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Alkohol, Drogen, Medikamente: Suchtberatung rettet Leben - und ist chronisch unterfinanziert

26.10.2020 Neumarkt.

Am 04. November findet erstmals bundesweit der Aktionstag Suchtberatung mit dem Motto „Kommunal wertvoll!“ unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig, statt. Geplant und koordiniert wird die Aktion von der „Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.“ (DHS) gemeinsam mit den Beratungsstellen vor Ort. Auch die Suchtberatungsstellen der Diakonie in Neumarkt und im Nürnberger Land unterstützen diese Aktion, um auf die schwierige Lage der Suchtberatungsstellen aufmerksam zu machen.
 
Rund 1.300 Suchtberatungsstellen bundesweit erreichen mehr als eine halbe Million Suchtkranke und ihre Angehörigen. Die Stellen beraten, behandeln und begleiten. Sie unterstützen und stabilisieren Abhängigkeitskranke und ihre Angehörigen in Krisen sowie in dauerhaft herausfordernden Lebenssituationen. Somit leisten sie eine unverzichtbare Hilfe vor Ort: sie retten Leben und helfen, Gewaltspiralen in Familien und im öffentlichen Raum zu durchbrechen. Zudem werden durch die Suchtberatung direkt überaus hohe volkswirtschaftliche Kosten eingespart. „Wir beraten jedes Jahr hunderte Betroffene und Angehörige aus den beiden Landkreisen in unseren Beratungsstellen in Hersbruck und Neumarkt, egal in welchem Stadium der Problematik sie sich befinden“, so Ralf Frister, Bereichsleiter Suchthilfe im Diakonischen Werk Altdorf-Hersbruck-Neumarkt e.V.
 
Laut einer aktuellen Studie zum Konsumverhalten wurde während der Corona-Pandemie bzw. des Lockdowns mehr und auch früher am Tag Alkohol getrunken. Bei den illegalen Drogen verändern sich riskante Konsummuster. Alkohol- und Drogenkonsum ist auch ein Instrument für die Bewältigung persönlicher Krisen: hier braucht es die Suchtberatung als wichtigen Ansprechpartner vor Ort für Betroffene und Angehörige.
 
Doch Suchtberatungsstellen sind leider in der Regel finanziell und folglich personell und technisch unzureichend ausgestattet. Dabei nehmen die Anforderungen an Qualität zu, steigen die Personalkosten und die Hilfeangebote müssen flexibler und individueller gestaltet werden. Auch die erforderliche Digitalisierung benötigt Ressourcen. Sie kann die Beratung ergänzen, den persönlichen Kontakt aber nicht ersetzen. „Angesichts klammer Kassen stehen viele Suchtberatungen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Die Corona-Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft - trotz der Systemrelevanz der Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Daher brauchen wir jetzt dringend eine stabile und verlässliche Finanzierung, um auch künftig die erforderliche Hilfe für Menschen mit Suchtproblemen wohnortnah zu sichern“, fordert Christina Rummel, stellvertretende Geschäftsführerin der DHS. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, sagt: „Wenn die Hilfe vor Ort wegbricht, stehen Suchtkranke und ihre Familien allein da. (…) Gute Beratung vor Ort ist der erste Schritt raus aus der Sucht und rein in ein gesundes Leben.“
 
Die Experten sind sich einig: Suchtberatung hilft nachweislich dabei, die Chronifizierung und Folgekosten von Abhängigkeitserkrankungen zu verringern. Der Aktionstag am 04. November soll aus daher dazu dienen, auf die Dringlichkeit der (Weiter-) Finanzierung und die Zukunftssicherung der Suchtberatungsstellen aufmerksam zu machen. 
 
Kontakt: suchtberatung@diakonie-ahn.de, Telefon  09181 440906
 
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