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Zwischenfall bei der letzten Critical Mass in Neumarkt

20.01.2020 Neumarkt.

ADFC fordert mehr rücksichtsvolles Miteinander im Straßenverkehr
 
Seit einiger Zeit treffen sich monatlich an einem Freitag Radfahrende am Rathaus in Neumarkt zu einer gemeinsamen Fahrt durch die Stadt. Unter der Bezeichnung Critical Mass ist dies ein Trend in vielen Städten der Welt, bei dem sich RadfahrerInnen scheinbar zufällig und unorganisiert treffen, um durch gemeinsame Fahrten mit ihrer bloßen Menge auf ihre Belange und Rechte gegen­über dem Autoverkehr aufmerksam zu machen. Kommen mehr als 15 Teilnehmende zusammen, überschreiten sie die kritische Masse (zu englisch „critical mass“) und können als geschlossener und zusammenhängender Verband fahren. Eine weitere Organisation für die Fahrten gibt es nicht. Die Richtung bestimmt wer vorne fährt. Möglich macht dies im deutschen Verkehrsrecht der Paragraf 27 der Straßenverkehrsordnung (StVO). Die Gruppe ist dann als ein Fahrzeug anzusehen und darf dabei zum Beispiel auch rote Ampeln überfahren, sofern die zu vorderst Fahrenden die Ampel noch in der Grünphase passiert haben. Diese Regelung soll die Verkehrsbeeinträchtigung durch große Gruppen minimieren und ist vergleichbar mit dem Verhalten eines langen Lastzuges. Hat die Zugmaschine die Ampel passiert, rollt der Aufleger oder Anhänger hinterher, auch wenn die Ampel in der Zwischenzeit umschaltet.
 
Bei der letzten Critical Mass-Fahrt am 10. Januar kam es allerdings zu einer unangenehmen Situation für die Teilnehmenden: Die etwa 25 bis 30-köpfige Gruppe bewegte sich um circa 17:30 Uhr bei einsetzendem Regen vom Theo-Betz-Platz kommend in die Badstraße um nach wenigen Metern links in die Kapuzinerstraße einzubiegen. Während des Abbiegevorgangs der Gruppe näherte sich aus der Gegenrichtung auf der Badstraße stadteinwärts fahrend ein dunkler SUV mit Neumarkter Kennzeichen. Der Fahrer des PKW steuerte sein Fahrzeug unter permanentem Hupen auf die Gruppe zu, um sich so die Durchfahrt zwischen den Radfahrenden zu erzwingen. Dabei kam der stetig weiter vor rollende und hupende Wagen den Radfahrenden so nahe, dass einige von ihnen abrupt anhalten und vom Rad abspringen mussten. Der Abstand zwischen Fahrzeug und Radfahrenden betrug in diesem Moment nach Schilderungen mehrerer betroffener Personen nur wenige Zentimeter. Eine auf der Beifahrerseite im Auto sitzende Frau zückte währenddessen ihr Smartphone und begann die Szene zu filmen.
 
Das am Schluss der Radler-Gruppe mitfahrende Vorstandsmitglied der örtlichen ADFC-Gliederung, Olaf Böttcher kritisiert das Verhalten des Autofahrers scharf: „Auch ich fühlte mich von dem auf uns zu rollenden und hupenden Fahrzeug massiv bedrängt. Ich hatte große Sorge, dass durch das aggressive und rücksichtslose Verhalten des Fahrzeugführers womöglich Teilnehmende der Fahrt zu Schaden kommen würden. Selbst wenn der Fahrer die Regelung des Paragraphen 27 nicht gekannt oder die Situation bei schlechter Sicht nicht sofort vollständig erfasst hat, ist sein Verhalten durch nichts zu rechtfertigen. Er hat die körperliche Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer wenigstens billigend in Kauf genommen.“
 
Der ADFC ist nicht Veranstalter der Critical-Mass-Fahrten, unterstützt aber als weltweit größte Fahrrad-Lobby die Idee und das Ziel der Critical-Mass. „Wir vertreten die Interessen der Radfahrenden und anderen meist ungeschützten unmotorisierten Verkehrsteilnehmenden und rufen alle zu einem rücksichtsvollen Miteinander im Verkehr auf um zum Beispiel solchen unnötigen Gefährdungen vorzubeugen“, appelliert Böttcher.
 
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