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Wohnungsnot auch im Wald - Baumquartiere sind im Wirtschaftswald Mangelware

10.03.2015 Neumarkt.

Auch in unseren Wäldern herrscht Wohnungsnot. Das ist das Resümee eines Vortrages von Rudolf Leitl, dem Leiter des Fledermaushauses in Hohenburg.

Leitl, von Beruf Förster und passionierter Fledermausschützer, befasste sich auf einer gut besuchten Veranstaltung der Neumarkter Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) im Johanneszentrum mit dem Thema „Baumquartiere im Wirtschaftswald“.

Vor der Besiedelung Mitteleuropas durch den Menschen war das Land fast vollständig mit Wald bedeckt. Es waren aber ganz andere Wälder als heute: Ein Großteil der Bäume erreichte ein Alter von mehreren hundert Jahren. Diese Baumriesen boten einer Vielzahl von Tierarten ein reichliches Angebot an Verstecken wie etwa verlassenen Spechthöhlen, Spalten oder abstehenden Rindenstücken. Bäume, die älter als 120-150 Jahre alt sind, fehlen in unseren heutigen Wäldern aber weitgehend. Dutzende von Tierarten, vor allem Fledermäusen und Vögeln, mangelt es deshalb an Quartieren für die Aufzucht ihres Nachwuchses oder für den Winterschlaf.

Mopsfledermaus unter Rindenspalte (Bild: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.)


Der Versuch der staatlichen Forstbetriebe, den Schutz von Biotopbäumen in die Bewirtschaftung des Waldes zu integrieren, hat nicht zu einer größeren Zahl von Baumquartieren geführt. Im Gegenteil gehen durch die Intensivierung der Forstwirtschaft immer mehr Höhlenbäume verloren.

Zwar können Nistkästen die Wohnungsnot im Wald etwas abmildern. Nach den Worten Leitls wäre es aber dringend notwendig, auch im Wald eine Art Biotopverbundsystem von kleineren Waldparzellen zu schaffen, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Gerade in unserer Gegend gibt es Waldflächen, die sich sowieso schwer bewirtschaften lassen wie beispielsweise Steilhänge an den Talflanken, Felsbereiche oder entlang von Gewässern.

Ein Netz von solchen Naturwaldparzellen könnte langfristig vielen bedrohten Tierarten wieder einen geeigneten Lebensraum bieten.

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