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Umfrage ausgewertet: Dekanat Neumarkt will aus Lock-Down lernen

15.10.2020 Neumarkt.

Das Dekanat Neumarkt wollte von den Gläubigen wissen, wie sie mit dem Verbot öffentlicher Gottesdienste im Frühjahr umgegangen sind, und führte dazu von Juni bis September eigens eine Umfrage mit dem Titel „Glauben leben in Corona-Zeiten“ durch. Der stellvertretende Dekan, Pfarrer Stefan Wingen, und Dekanatsreferent Christian Schrödl stellten nun eine Zusammenfassung der Ergebnisse vor.
 
„Wir haben 208 Rückmeldungen aus 13 Pfarreien des Dekanates erhalten und nun im Dekanatsbüro ausgewertet“, berichtete Schrödl. Er betonte, dass die vorgelegten Ergebnisse nicht als repräsentative Studie zu verstehen seien. „Die Rückmeldungen auf die offen formulierten Fragestellungen sind aber so intensiv gewesen“, so der Dekanatsreferent, „dass leichte Trends durchaus erkennbar waren.“ Die Zeit des Lock-Downs könne auch als „Zeit der Bereicherung und der Inspiration gedeutet werden“, formulierten der Neumarkter Dekan Artur Wechsler und seine beiden Stellvertreter im Vorwort zu den Umfrageergebnissen. „Diese Zeit im Frühjahr war für uns wie eine Art Fastenzeit“, bringt es Pfarrer Stefan Wingen auf den Punkt: „Das Schlimmste wäre, wenn wir wieder es wieder so weitermachen würden, wie es vorher war.“
 
In der Auswertung wurde sehr deutlich, dass das besondere Engagement von Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Pfarrei wahrgenommen und positiv eingeschätzt wurde. Das Angebot von Live-Streaming, von Gebetsimpulsen, gestalteten Gotteshäusern sowie Solidaritäts- und Hilfsaktionen wurde dankbar angenommen. „Engagement lohnt sich“, fasste es Wingen zusammen: „Wir dürfen ruhig den Mut haben, uns Mühe zu machen.“ Dies werde von den nach Orientierung suchenden Menschen registriert und positiv gewürdigt. 
 
Vermisst haben die Teilnehmer in einem hohen Maß die Gemeinschaft im Gottesdienst und außerhalb, die Begegnung, die direkten Kontakte und die Geselligkeit in Festen, Treffen und Sitzungen. Es fiel auf, dass nur ein Fünftel der Umfrageteilnehmer formulierte, es hätten in der Zeit des Lock-Downs die Mitfeier der Eucharistie oder die Spendung der Sakramente gefehlt, erklärte Dekanatsreferent Schrödl. „Wir wollen das nicht gegeneinander ausspielen“, ergänzte Wingen, „aber der Aspekt der Gemeinschaft und des gelebten Miteinanders in einer Pfarrgemeinde ist vielen Gläubigen enorm wichtig.“ Die Menschen ließen sich über den Sakramentenempfang und den sonntäglichen Gottesdienst hinaus „mit der kirchlichen Gemeinschaft und der Frohen Botschaft in Verbindung bringen“, hieß es in der Zusammenfassung der Umfrage. „Die Gemeinschaft mit Gott und die mit den Mitmenschen muss auch in der Seelsorge wieder stärker miteinander verbunden werden“, hob der stellvertretende Dekan hervor.
 
Sehr deutlich trat in den Rückmeldungen die Bereitschaft zutage, für das persönliche Glaubensleben auch Angebote in den Medien zu nutzen. Die Umfrageteilnehmer waren sehr dankbar für informative Aushänge, geistliche Impulse in den Tageszeitungen, aktuelle Homepages, Impulse in den Social media oder Gottesdienstübertragungen in Internet, Radio und Fernsehen. „Drei Viertel aller Befragten gaben an, Gottesdienste in den Medien mitgefeiert zu haben“, erklärte Schrödl. Eine besondere Rolle spielten dabei die live übertragenen Gottesdienste aus den Pfarreien, die dort, wo sie angeboten werden konnten, sehr dankbar angenommen wurden. „Die Erfahrung in meiner Pfarrei zeigt, dass diejenigen, die das Live Streaming nutzten, zum großen Teil jetzt wieder die Gottesdienste in der Kirche mitfeiern“, weiß Stefan Wingen, zugleich Pfarrer der Neumarkter Hofkirche. „Medien sind Teil des kirchlichen Verkündigungsauftrags“ hebt Schrödl hervor, der im Dekanat auch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist: „Nicht jede Pfarrei kann alles anbieten, aber auf die Kommunikation und die Präsenz in den Medien sollten wir in Zukunft mehr wertlegen.“
 
Als wichtige Konsequenzen für die Seelsorge und das kirchliche Leben nehmen Wingen und Schrödl auch mit, dass sich Kirche „für den Alltag öffnen“ müsse. „Die Lebensvielfalt der Menschen muss auch zu einer Angebotsvielfalt führen“, heißt es in der Auswertung der Umfrage. „Natürlich kann nicht jeder alle Wünsche und Bedürfnisse bedienen“, weiß der Dekanatsreferent, „aber innerhalb einer Stadt oder einer Region sollten wir uns gegenseitig ergänzen und auch einmal in die Nachbarschaft einladen.“ Eine Engführung auf bestimmte Kommunikationswege, Angebotsformen oder Spiritualitäten sei hier weniger hilfreich, hieß es in der Zusammenfassung der Umfrage. „Kooperation und Vernetzung wird daher immer wichtiger“, schloss Pfarrer Wingen ab. Letztlich müssten die Pfarrgemeinden „die Hemmschwellen senken“, um mit Kirche in Kontakt zu treten.
 
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