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Neue Hoffnung schöpfen: Christen gedenken der Novemberpogrome

Unter dem Motto „Sie haben es geschafft…“ stand der ökumenische Gedenkgottesdienst zur Reichspogromnacht 1938 in der Neumarkter Christuskirche, zu dem katholisches und evangelisches Dekanat Neumarkt gemeinsam eingeladen hatten.

Rund 50 Gläubige waren gekommen, um zusammen mit Pfarrer Stefan Wingen vom katholischen Dekanat Neumarkt und der evangelischen Dekanin Christiane Murner Gottesdienst zu feiern. Die musikalische Gestaltung übernahm Pastoralreferent Helmut Enzenberger und verwendete dabei Musik aus dem Musical „Der letzte Brief“, das an jüdische Mitbürger in Neumarkt erinnerte. Texte, Predigt und Gebete beschäftigten sich mit der Flucht zur NS-Zeit und heute. Dekanatsreferent Christian Schrödl stellte dabei das Schicksal der jüdischen Familie Neustädter aus Neumarkt vor. Während der Vater Julius nach 1936 in Neumarkt blieb und die Pogrome dort aus nächster Nähe mitbekam, war seiner Frau Mina und ihrer Tochter Nanni unter schwierigen Umständen die Flucht nach Südafrika gelungen.

Sabine Tzschabran und Hildegard Remling, Mitarbeiterinnen der Flüchtlings- und Integrationsberatung von Caritas und Diakonie, warfen einen Blick auf die Situation der Flüchtenden von heute. Hunger, Gewalt und mangelnde Lebensperspektiven zwängen die Menschen zur Flucht meist in Nachbarstaaten. Die Erderwärmung, Ausbeutung und die Folgen des Kolonialismus seien meist die Ursachen für die Probleme, unter denen die Bevölkerung zu leiden habe. In Lagern seien die Geflüchteten dem Wetter ausgesetzt und von den internationalen Getreide- und Kleiderspenden abhängig. Im Landkreis Neumarkt sei es gelungen, der Hälfte der Geflüchteten Arbeit, eine Ausbildung und eine eigene Wohnung zu vermitteln. Allerdings, haben die beiden Sozialpädagoginnen zu bedenken, dauere eine gelungene Integration länger als drei Jahre.

In ihrer Predigt ging Dekanin Christiane Murner auf den aktuellen Antisemitismus ein, der sich häufig auch mit Vorbehalten und Abneigung gegen Geflüchtete paare: Jüdische Mitbürger würden beleidigt, bespuckt und angegriffen, im ersten Halbjahr 2019 sei es in Deutschland zu 472 antisemitischen Vorfällen gekommen. Murner verwies auf das biblische Bild vom „Teufel als brüllender Löwe“, der heute in Form von Fake News und falschen Versprechungen daherkomme. Für Christen stelle sich daher die Frage: Was will Gott von mir? Es gelte vor allem, voneinander zu lernen und miteinander zu glauben. Hören und Bedenken seien zwei wichtige Grundhaltungen. So werde es auch möglich, dass Fremde in unserem Land trotz großer Schmerzen und Entbehrungen wieder neue Hoffnung schöpfen könnten.

Foto: Christian Schrödl

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