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Mobilität der Zukunft war Teil des Bürgerdialogs

23.01.2020 Neumarkt.

Von einer Herausforderung, die mindestens so groß sei, wie die Zusammenführung von Ost und West, sprach Carsten Träger, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, im Zusammenhang mit den Bestrebungen, Deutschland bis zum Jahr 2050 treibhausgasneutral zu machen. „Ohne Fridays for Future wären wir mit dem Klimapaket nicht so weit gekommen, wie wir heute sind“, sagte er im Hinblick auf den Einfluss, den die Klimabewegung um die schwedische Aktivistin Greta Thunberg auf die Politik gehabt habe. Das von der großen Koalition beschlossene Klimaschutzgesetz sei zudem das am meisten unterschätzte Gesetz der letzten Jahre.
 
Die Mobilität der Zukunft war das Thema des Vortrags, den Carsten Träger am vergangenen Dienstag im Rahmen des Neumarkter Bürgerdialoges der Neumarkter SPD im Johanneszentrum hielt. Dass die individuelle Mobilität ein hohes Gut sei, das es zu bewahren gelte, lag Träger am Herzen. Man wolle die Freiheit der Bürger keinesfalls einschränken. Gleichzeitig gelte es jedoch, Alternativen zum fossil angetriebenen Individualverkehr zu entwickeln, um der fortschreitenden Klimaerwärmung entgegenzuwirken. Derzeit sei man auf dem Weg zu einer mittleren Erwärmung der Erdtemperatur um etwa 3 Grad Celsius und die ersten pazifischen Inselvölker verlören bereits ihre Heimat. Dennoch sei es noch nicht zu spät, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken: „Wir haben den Kampf gegen den Klimawandel noch nicht verloren“, zeigte sich Träger zuversichtlich.
 
Neben dem Kohleausstieg sieht Träger vor allem in der Abkehr von fossilen Brennstoffen ein effektives Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei sei es wichtig, die Elektromobilität technisch voran zu bringen und für die Bürger attraktiv zu machen. 7 bis 10 Millionen zugelassene E-Fahrzeuge sollen daher bis 2030 auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. Dabei sieht Träger elektrische Antriebe nur als eine Brückentechnologie an. „Grüner Wasserstoff ist das Erdöl der Zukunft“, sprach Träger hinsichtlich des mittelfristigen Potenzials von Wasserstoff als klimaneutralem Kraftstoff der Zukunft und mahnte, dass die Forschung an dieser Technologie weiterhin vorangetrieben werden müsse, damit diese in absehbarer Zeit auch zur Verfügung gestellt werden könne, zunächst allerdings für energieintensive Verkehrsmittel wie Schiffe und Flugzeuge.
 
Wichtig ist Träger die soziale Komponente eines solchen Strukturwandels. Wenn die Benzinpreise im Rahmen der CO2-Bepreisung ansteigen, müssten Elektromobilität und der ÖPNV als Alternativen billiger werden, forderte er. Für die Zukunft sei allerdings ein starkes Absinken der Kosten für klimaneutrale Energien absehbar. Für Träger und die SPD spielt darüber hinaus der Erhalt sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen eine große Rolle. Auch hier zeigte er sich optimistisch: Durch die auslaufende Förderung vieler Anlagen für alternative Energiequellen in Deutschland bestehe hier langfristig ein Standortvorteil der durch strategische Partnerschaften mit sonneneinstrahlungsreichen Ländern südlich des Mittelmeers gesichert werden könne. Als Beispiel nannte er Solarkraftwerke in Marokk, die die zur Erzeugung von Wasserstoff notwendige Energie liefern könnten. Deutschland könne damit eine Vorreiterrolle in der Welt einnehmen und anderen Staaten als Vorbild dienen. Der Klimaschutz sei daher ein Job- und Innovationsmotor, der in Deutschland langfristig viele Arbeitsplätze sichern würde. Damit erteilte er zugleich populistischen Katastrophenszenarien eine Absage, die im Strukturwandel der Industrielandschaft eine Deindustrialisierung Deutschlands zu erkennen glaubten.
 
Im Anschluss des Vortrags entspann sich im Dialog mit den Zuhörern eine rege Diskussion, u. a. darüber, wie ein leistungsfähigerer Personennahverkehr geschaffen werden könne. Der ÖPNV in Neumarkt wird auch das Thema des nächsten Neumarkter Bürgerdialogs am 06. Februar sein.
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