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Mehr Koordination in der Asyl- und Flüchtlingspolitik

19.08.2015 Neumarkt.

Freie Wähler reichen Antrag an Landrat Gailler ein

Die Kreistagsfraktion der Freien Wähler reichte einen Antrag ein, in welchem eine Anlauf- und Koordinationsstelle für Angelegenheiten zum Thema Flüchtlinge gefordert wird. Diese hauptamtliche Stelle solle an die Regina GmbH des Landkreises angedockt werden.

Intensiv beschäftigte man sich bei der letzten Fraktionssitzung mit dem Thema Flüchtlinge im Landkreis Neumarkt. So gebe es in inzwischen mehr als 30 Unterbringungsstätten, verteilt auf alle Gemeinden des Kreises. OB Thumann berichtete vom Erstaufnahmelager im ehemaligen Delphi-Gebäude in Neumarkt, in welchem aktuell rund 300 Flüchtlinge aus verschiedensten Nationen untergebracht seien. Er bedauerte sehr, dass für diese Masse an Personen lediglich eine Bürokraft und wenigen Personen Sicherheitsdienst, keinerlei Personal zur Betreuung vorgesehen sind.

Man verlasse sich von Seiten der Regierung viel zu sehr auf das ehrenamtliche Engagement der Bürger des Landkreises und laufe Gefahr, dieses überzustrapazieren. Bei allen freiwilligen Leistungen sei ein hauptamtlicher Ansprechpartner und Organisator im Hintergrund unerlässlich. „Es gibt große Ängste und Vorbehalte, sowohl bei den Flüchtlingen als auch bei der Bevölkerung. Hier benötigt es strukturiertes und koordiniertes Handeln“, so der Oberbürgermeister in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender.

Ruth Dorner berichtete vom Bürgerhaus, wo die Initiativgruppe 6 Deutschkurse und 2 Analphabetisierungskurse abhalte. Immer wieder stünden hier Flüchtlinge aus dem gesamten Kreis vor der Türe und bäten um Hilfe und Unterstützung. Diese werde natürlich gewährt, aber, so ist sich Dorner sicher, wären Hilfeleistung und Engagement effizienter, wenn es einen konkreten Ansprechpartner gäbe.

Zum einen wird in dem Antrag verwiesen darauf, dass die beiden Stellen der Diakonie sehr gute Arbeit leisten, aber deren Schwerpunkt auf der Abarbeitung der Antragsverfahren liege und hier bei mehr als 1000 Flüchtlingen eine restlose Überlastung vorliege und Unterstützung geboten sei. Gerade die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen stelle besondere Anforderungen und bedarf einer professionellen Unterstützung.

Da der Flüchtlingsstrom nicht abreiße und hier zum Teil immense Ängste und Vorbehalte in der Bevölkerung entstehen, dürfe man die Bürger damit nicht alleine lassen. Bereits im Vorfeld soll man sich dieser Problematik annehmen. Es bedürfe eines konkreten Ansprechpartners für die Bevölkerung, insbesondere für diese, welche unmittelbar mit den Flüchtlingen konfrontiert seien, mit den damit verbundenen Anliegen und Fragen. „Eine vermittelnde und integrierende Funktion an dieser Stelle wirkt zielführend für Prävention und Deeskalation“, so der Wortlaut im Antrag. 

Weiter sind die Kreisräte davon überzeugt, dass Integration „nicht von alleine“ geschehe. Ehrenamtliche würden bei Nachbarschaftshilfe, Patenschaften und Deutschkursen hervorragende Arbeiten leisten, könnten jedoch nicht alleine die Last tragen. Um Ghettoisierung und Abschottung zu vermeiden, und damit schlussendlich auch den Aspekt der Sicherheit zu gewährleisten, braucht es Struktur und Profis, welche hier organisatorisch, gemeindeübergreifend die Geschicke leiten.

Man dürfe weder die Bevölkerung noch die Flüchtlinge ihrem Schicksal überlassen, sondern müsse hier organisiert und durchdacht eine Anlaufstelle schaffen, welche Hilfestellungen bietet und Sorgen und Ängste abzubauen versucht. Nur mit organisierter Hilfe und Menschen, welche traumatisierte Personen aus völlig anderen Kulturkreisen, mit anderen Religionen und Lebensgewohnheiten sensibel mit unserer Kultur vertraut machen, seien Integration und ein gemeinsames Miteinander möglich.

Die Flüchtlingsthematik wird eines der drängendsten und intensivsten Probleme der nächsten Jahre, so die übereinstimmende Meinung. Hier müsse man „jetzt und sofort“ handeln, um Brüche im Gesellschaftsgefüge zu vermeiden und den Fokus auf „gelingende Integration“ setzen.

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