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Leiter der Jugendhilfestation Neumarkt der Rummelsberger Diakonie geht in den Ruhestand

19.06.2018 Neumarkt.

 
Der denkt ja nur im Kleinen. Dieser Satz ist in der Regel kein Kompliment. Herbert Schärdel, Leiter der Jugendhilfestation der Rummelsberger Diakonie in Neumarkt, sieht es hingegen als seine größte Leistung an. Denn das Kleine ist für ihn das Größte, die Familie. Eine Keimzelle, die Kinder und Jugendliche in seinen Augen brauchen, um gesund groß zu werden. Familien stärken – dieses Ziel verfolgte er und nach diesem Motto hat er in den vergangenen 14 Jahren die Angebote der Jugendhilfestation Neumarkt ausgebaut. Unter seiner Leitung ist die Zahl der Mitarbeitenden der Jugendhilfestation von 10 auf 37 gewachsen. Ende Juni geht der 64-Jährige in den Ruhestand und blickt zurück.
 
Herbert Schärdel ist einer, der nachdenkt, bevor er spricht. Der die Vor- und Nachteile abwiegt und immer nach einem Konsens sucht. In den 70er Jahren begann Herbert Schärdel nach einer technischen Ausbildung in der Jugendhilfe zu arbeiten. Damals wurden Kinder und Jugendliche ohne Eltern oder mit Verhaltensauffälligkeiten im Heim untergebracht. Bis zu 100 junge Menschen in einer Einrichtung seien normal gewesen. So war es während seines Zivildienstes, den er in einem Kinderheim der Rummelsberger Diakonie leistete. „Ich habe erkannt, dass die Unterbringung im Heim oft nicht das Richtige ist“, sagt er. Schon damals war Herbert Schärdel der Meinung, dass Kinder und Jugendliche wenn möglich in ihren Familien aufwachsen sollten. Gegebenenfalls mit Unterstützung durch pädagogische Fachkräfte. Eine Heimunterbringung, oder eine Inobhutnahme, sei nur der allerletzte Schritt.
 
Herbert Schärdel wollte andere Wege gehen – doch ihm fehlte das Handwerkszeug. Also entschied er sich nach vier Jahren als Erziehungshelfer bei der Rummelsberger Diakonie für ein Studium der Sozialpädagogik in Nürnberg. Nach seinem Abschluss arbeitete er zusammen mit seiner Frau in Erziehungswohngruppen bei verschiedenen sozialen Trägern in Oberfranken und Tübingen. Dabei wuchsen die Pflegekinder mit den drei Söhnen der Familie Schärdel auf. „Das hat gut geklappt“, sagt er, „wir haben heute noch einen guten Kontakt zu vielen unserer Pflegekinder.“ Als auch das jüngste Pflegekind erwachsenen war, wollte Herbert Schärdel zurück ins Nürnberger Land.
 
Und er kehrte auch zur Rummelsberger Diakonie zurück. In der Jugendhilfestation in Neumarkt arbeitete er zunächst im Ambulanten Erzieherischen Dienst. 2004 übernahm er die Leitung. „Die Kollegen haben das untereinander ausgemacht und mich vorgeschlagen“, erzählt er.
 
Mit seiner Idee, Familien zu stärken, hat Herbert Schärdel das Konzept der Jugendhilfestationen vorweggenommen. „Heute unterstützen die Mitarbeitenden der inzwischen drei Jugendhilfestationen der Rummelsberger Diakonie in Neumarkt, Roth und Schwabach Familien dabei, Konflikte intern zu lösen. Eine Inobhutnahme ist nur noch der allerletzte Ausweg“, freut sich Schärdel, der inzwischen für alle drei Einrichtungen zuständig ist. Die Jugendhilfestation Neumarkt bietet Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien. Dazu gehören unter anderem sozialpädagogische Familienhilfen, Erziehungsbeistandschaften, Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen und Familienstützpunkte. Außerdem gibt es eine Heilpädagogische Tagesstätte.
 
Herbert Schärdel hat im Laufe der Jahre Angebote entwickelt, mit denen man präventiv arbeiten kann. Seit acht Jahren bietet das Neumarkter Team an acht Schulen im Landkreis Neumarkt Schulcoaching an. Außerdem leiten Mitarbeitende an zwei Ganztagsschulen die Nachmittagsbetreuung. Neu sind auch vier Wohngemeinschaften, in denen 19 junge Flüchtlinge leben.
 
Der 64-Jährige geht mit einem guten Gefühl in den Ruhestand. „Ich habe meine Nachfolgerin Heike Schmidt-Neumeyer in aller Ruhe einarbeiten können.“ Die 50-jährige Sozialpädagogin wird die Leitung der Jugendhilfestation Neumarkt Anfang Juli übernehmen. Seinen Wunsch, Familien zu stärken, gibt Herbert Schärdel auch im Ruhestand nicht auf. Nur wird sein Wirkungskreis viel kleiner: Jetzt steht seine Familie im Fokus. „Ich bin Opa geworden und freue mich darauf, viel Zeit mit meiner Enkeltochter zu verbringen.“ Und das ist jetzt für ihn das Größte.
 
Foto: Rummelsberger Diakonie
 
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