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Landwirtschaftliche Wege oder asphaltierte Rennstrecken?

11.10.2020 Freystadt.

Die GV-Straße von Thannhausen nach Sulzkirchen

Das Anliegen der Freystädter Ortsgruppe des Bund Naturschutz, beim Ausbau ländlicher „Kernwege“ im Gemeindegebiet zumindest die daneben befindlichen Biotop-Hecken zu erhalten, konnte bei einem Ortstermin mit Bauoberrat Martin Stahr vom Amt für Ländliche Entwicklung vorgetragen werden. Die für die „Ertüchtigung“ vorgesehenen 6 km sind bereits auf 3 m Breite asphaltiert oder mit Betonplatten versiegelt, aber teilweise in einem schadhaften Zustand. Nun befürchten die Naturschützer, dass mit den zusätzlichen Auflagen des Ausbaus - eine neu asphaltierte Fahrbahn von 3,50 m Breite, daneben beidseitig befahrbare Bankette von 0,75 m bis 1,00 m, sowie jeweils noch je 1 m für Gräben – die für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild wichtigen Hecken beseitigt oder geschädigt werden könnten.

Hier versprach Herr Stahr, dass der Erhalt der Heckenstruktur höchste Priorität haben werde, und ein Eingriff vermieden werden soll. Die Entwässerung des Straßenkörpers soll sogar in Richtung der angrenzenden Hecken gerichtet werden, um diese Strukturen mit entsprechender Feuchtigkeit zu versorgen, auch als Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Das Amt für Ländliche Entwicklung fördere ausdrücklich im neuen Förderprogramm „FlurNatur“ solche Struktur- und Landschaftselemente zur Steigerung der biologischen Vielfalt in der Feldflur. Dies könnten nicht nur Landwirte, sondern auch Gemeinden, Verbände, Vereine und sogar Privatleute in Anspruch nehmen.

Einig wurden sich die Teilnehmer bei diesem Ortstermin allerdings nicht über die Art des Ausbaus. Das Amt für Ländliche Entwicklung muss in der Oberpfalz und in Mittelfranken den Wegebautyp 1a anwenden, der eine Asphaltierung zwingend vorschreibt. Vorsitzende Manuela Heßlinger vom Bund Naturschutz hätte lieber den Ausbau der Wege ohne Oberflächenversiegelung mit einem stabilen Unterbau, der auch der Belastung durch schwere landwirtschaftliche Maschinen standhalten kann. Asphaltierte Wege bewirken ihrer Ansicht nach nicht nur eine zusätzliche Erwärmung des Kleinklimas, sondern verführen zu rasanten „Abkürzungsfahrten“ durch private Pkw. Dadurch würden nicht nur die Lebensräume von vielen Feldtieren, Vögeln, Fledermäusen, Insekten und Amphibien gestört, auch mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen kann es zu problematischen Situationen kommen. Wenn es nach den Naturschützern ginge, würden die alten, jetzt schadhaften Wege entsiegelt und naturverträglich so in Stand gesetzt, dass sie den Bedürfnissen von Landwirtschaft und sanftem Tourismus entsprechen.

Foto: Sigrid Schindler

 

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