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Landkreis Neumarkt als Öko-Modellregion geehrt

01.08.2024 Neumarkt / Landkreis.

Der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. ist seit zehn Jahren eine staatlich anerkannte Öko-Modellregion und wurde dafür von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber geehrt. „Ihr seid wahre Pioniere und Bahnbrecher im Bereich heimischer Bio-Lebensmittel. Seit zehn Jahren sorgt ihr dafür, dass das Bewusstsein der Verbraucher für regionale Kreisläufe und heimische Lebensmittel ganz gezielt gestärkt wird“, unterstrich Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die Rolle der ersten fünf bayerischen Öko-Modellregionen im Rahmen des Jubiläums im Schloss Dachau. Im Rahmen der Feierlichkeiten gratulierte die Politikerin den ersten fünf im Jahr 2014 ausgelobten Öko-Modellregionen, das sind neben Neumarkt die Öko-Modellregionen Nürnberger Land und Roth, Mühldorfer Land, Steinwald-Allianz und Waginger See-Rupertiwinkel. „Wer den Ökolandbau in Bayern beziehungsweise die Produktion heimischer Bio-Lebensmittel steigern will, der muss regionale Bio-Wertschöpfungsketten aufbauen und regionale Identitäten gezielt stärken“, betonte die Ministerin in ihrer Festrede. Aktuell gibt es in Bayern 35 staatlich anerkannte und geförderte Öko-Modellregionen, sprich, Vorzeigeregionen für den Ökolandbau und für Nachhaltigkeit. „Über 40 Prozent der Gemeinden Bayerns sind mit fast 43 Prozent der Landesfläche in den Öko-Modellregionen engagiert“ so die Ministerin. „In allen Regionen werden erfolgreich Projekte umgesetzt, die den Ökolandbau und die regionale Bio-Wertschöpfungsketten ganz gezielt voranbringen“, betonte Kaniber und bezeichnete die Öko-Modellregionen (i.f. ÖMR) als eine der wichtigsten Maßnahmen, mit denen Bayern das Ziel verfolgt, bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent der Landwirtschaftsfläche Ökolandbau zu betreiben. 
 
Landkreis-Vertreter nahmen Glückwünsche entgegen
 
Beim ÖMR-Jubiläum in Dachau vertraten Harald Gebhardt, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Kathrin Kimmich, Geschäftsführerin der REGINA GmbH und Sandra Foistner, Projektmanagerin der Öko-Modellregion den Landkreis Neumarkt. Sie nahmen die Glückwünsche von Ministerin Kaniber für die beispielhaften Entwicklungen im Ökolandbau und bei Nachhaltigkeitsthemen entgegen. 
 
Landrat Willibald Gailler, der aufgrund der Feier anlässlich seines 70. Geburtstags an der ÖMR-Jubiläumsfeier nicht teilnehmen konnte, kann die Erfolgsgeschichte der Öko-Modellregion im Landkreis Neumarkt nur bestätigen. „Seit 2013 ist die Zahl der Biolandwirte von 135 auf 220 gestiegen. Diese 11,6 Prozent Biobetriebe im Landkreis bewirtschaften aktuell knapp 9.000 Hektar und damit über 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis nach den Richtlinien des Ökolandbaus“, ist Landrat Gailler sichtlich stolz. Dies sei ein Beweis dafür, dass sich ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft hin zu mehr Bio und Nachhaltigkeit vollzogen habe, so der Landrat.
 
Bio-Akteure erkannten die Chance
 
Und so kam es dazu, dass der Landkreis 2014 Öko-Modellregion wurde: die zunehmende Nachfrage nach Bioprodukten im Jahr 2012 bewog den damals amtierenden bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, den Ökolandbau in Bayern unter anderem über die Auslobung von staatlich geförderten Öko-Modellregionen zu steigern. Regionale Bio-Akteure erkannten schnell die Chancen des ÖMR-Status. Am Wettbewerbsverfahren als Öko-Modellregion wirkten aus dem Landkreis Neumarkt unter anderem Dr. Franz und Johannes Ehrnsperger von der Neumarkter Lammsbräu, Frater Richard vom Klosters Plankstetten und aktive Biobauern wie etwa der Schäfer Markus Schenk, der Gemüsebauer Jakob Ehemann und der Milchviehhalter Karl Stephan mit. 
 
REGINA GmbH ist Träger der ÖMR
 
Den Wettbewerb mit einem tragfähigen Konzept gewonnen, übernahm die REGINA GmbH die Trägerschaft der von da an staatlich anerkannten Öko-Modellregion Landkreis Neumarkt i.d.OPf. In den Anfangsjahren leiteten Simone Spangler und Anne Fröhlich die Geschicke der Modellregion. 
Die Projektstelle in Vollzeit wurde zu Beginn mit 75 Prozent Staatszuschuss gefördert, der – nach zwei erfolgreichen Verlängerungen des ÖMR-Status - ab August 2021 degressiv auf 20 Prozent sank. Reduziert auf 20 Wochenstunden, wird die aktuell von Sandra Foistner besetzte ÖMR-Projektstelle über staatliche Fördermittel und von den 18 Kommunen, der Stadt und dem Landkreis Neumarkt finanziert sowie von der Neumarkter Lammsbräu gesponsort. 
 
Großprojekt Bio-Getreidelager 
 
Die Managerinnen der ÖMR im Landkreis Neumarkt haben in den vergangenen zehn Jahren viele Projekte mit angestoßen, begleitet und dafür Fördermittel aus Bayern und dem Bund generiert. Leuchtturmprojekt ist ohne Zweifel das Öko-Getreidelager in Harenzhofen, das die eigens dafür gegründete Bioregionale Genossenschaft Oberpfalz eG (BIregO eG) gebaut hat, um Bio-Druschfrüchte qualitätserhaltend zu lagern und zu vermarkten. Der Wert des Projektmanagements der Öko-Modellregion war für die Akteure wahnsinnig wertvoll und ein absoluter Gewinn.
 
„Nachdem das Bedürfnis klar war, haben einige sehr engagierte Menschen ganz schnell mit der konzeptionellen Arbeit begonnen. Allen voran die Bio-Landwirte Markus Schenk, Jakob Ehemann und Karl Stephan von der Erzeugergemeinschaft Ökologischer Braurohstoffe (EZÖB) und Johannes Ehrnsperger, Geschäftsführer der Neumarkter Lammsbräu. Meine damalige Kollegin Simone Spangler und ich haben als Projektmanagerinnen den Prozess unterstützt, wo wir konnten. Über Jahre war das Getreidelager meine Hauptaufgabe. Allein der Schritt vom Arbeitskreis zur Genossenschaft hat zwei Jahre gedauert“, betont Anne Fröhlich, die von 2015 bis 2020 ÖMR-Projektmanagerin in Neumarkt war. „Die Planung des Getreidelagers war ein langwieriger, komplexer Prozess mit vielen Verzögerungen und auch Rückschlägen. Über die Marktstrukturförderung des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten konnten wir eine Förderung von 20 Prozent der Gesamtkosten, sprich, etwa 1,2 Millionen Euro erreichen. Das Projektmanagement der Öko-Modellregion hat uns bei der aufwändigen Antragstellung enorm unterstützt“, lobt Markus Schenk, Vorstand der BIregO eG das Engagement der Projektmanagerinnen, ohne deren Unterstützung laut Schenk das Großprojekt möglicherweise gar nicht umgesetzt worden wäre.
 
Beratungsnetzwerk der ÖMR tagt
 
Um die Entwicklungen und Erfolge sichtbar zu machen, lud Projektmanagerin Sandra Foistner Mitte Juli lokale Entscheidungsträger und Multiplikatoren zur Sitzung des Beratungsgremiums ein. An der Sitzung nahm eine sechsköpfige Abordnung der Bürgermeister, Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft & Forsten, des Naturland-Verbandes, des Bayerischen Bauernverbandes und des Bund Naturschutz sowie Vertreterinnen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft als staatliche Beraterinnen des Projektmanagements teil. 
 
Foistner nutzte diese erste Sitzung des Beratungsnetzwerkes nach längerer Pause dazu, um die vergangenen zehn Jahre ÖMR und die Erfolge zu reflektieren und um alle Sitzungsteilnehmer auf denselben Wissensstand zu bringen. Zu den Aufgaben des Projektmanagements zählt auch die Planung und Durchführung von Seminaren zu Umstellung auf den Ökolandbau. Mittels Veranstaltungen zur Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung soll Verbrauchern aller Altersklassen „Bio“ nähergebracht werden. 
 
Öko-Kleinprojekteförderung boomt
 
Ihre Haupttätigkeit ist seit 2022 die Abwicklung des Förderprogrammes „Verfügungsrahmen Ökoprojekte“ – ein Förderprogramm, dessen Bewerbung, Koordination und Abwicklung komplett beim Projektmanagement der ÖMR liegt. Seit 2022 haben Biolandwirte im Landkreis über dieses Förderprogramm 24 Projekte mit einer Investitionssumme von insgesamt 313.000 Euro umgesetzt. Dafür erhielten die Akteure jeweils 50 Prozent der Nettokosten als Zuschuss, in Summe rund 130.000 Euro. Beispielhafte Projekte wie etwa Hofläden, ein Verkaufswagen, Warenverkaufsautomaten für Bioprodukte und demnächst ein Milchzapfautomat für Rohmilch und pasteurisierte Milch auf der Friedlmühle bieten zunehmend mehr Einkaufsmöglichkeiten vor bioregionale Produkte vor Ort. Eine Selbstpflückplantage für Bio-Beeren in Pöfersdorf, ein biozertifiziertes Schlachthaus für Kleintiere in Hausheim oder eine mobile Getreidereinigung in Pyrbaum, deren Dienstleistung von Biolandwirten angefragt werden kann, tragen ebenfalls zum Ausbau des Ökolandbaus bei. Die Auswahl der förderfähigen Öko-Kleinprojekt trifft ein mit regionalen Akteuren aus Ökolandbau, Bio-Handel und Bio-Verarbeitung und kommunalen Vertretern besetztes Gremium. Insbesondere die an der Sitzung teilnehmenden Bürgermeister staunten nicht schlecht, als sie sahen, dass durch den ÖMR-Status hohe Fördersummen direkt in den regionalen Ökolandbau flossen. „Erst jetzt wird mir die Arbeit und das Wirken des Managements der Öko-Modellregion klar, die für den Ökolandbau in unserem Landkreis von großer Bedeutung ist“, meinte Bürgermeister Andreas Steiner aus Seubersdorf. 
 
Im halbjährigen Turnus soll das Beratungsnetzwerk künftig tagen, um die Arbeit des Projektmanagements mit verfolgen zu können, die Erfolge transparent zu machen und um Ideen und Vorschläge für die Entwicklungen im Ökolandbau an das Projektmanagement heranzutragen. 
 
Führungen auf Biohöfen und im BioMarkt
 
Im Jubiläumsjahr 10 Jahre ÖMR findet am 6. August ein Kinder-Erlebnistag auf dem Ziegenhof Dess für Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren statt. Hier stehen Ziegen füttern, Butter schütteln und Spaß auf dem Bauernhof auf dem Programm. Am 20. September ab 17 Uhr bietet der Biohof Dirnbauer von Familie Frank in Hausheim Einblicke in ihren Biohof mit Schaf- und Geflügelhaltung, einem eigenen biozertifizierten Schlachthaus und Fleisch-Direktvermarktung. Am 15. Oktober 2024 können Verbraucher hinter die Kulissen des Biomarkt Dinkelähre in Neumarkt blicken. Eine Radtour zu ausgewählten Biobetrieben ist in Planung. Anmeldung zu allen Veranstaltungen sowie auch die Informationen zum Förderprogramm „Verfügungsrahmen Ökoprojekte“ finden Sie unter 
www.oekomodellregionen.bayern/neumarkt-opf/termine 
 
 
Landrat Willibald Gailler und Projektmanagerin Sandra Foistner resumieren die positiven Entwicklungen des Ökolandbaus im Landkreis Neumarkt i.d.OPf., der seit zehn Jahren staatlich anerkannte Öko-Modellregion ist. Foto: Pirkl Rita, Landratsamt Neumarkt i.d.OPf
 
 
Biolandwirt Dietmar Gabler aus Lupburg (2.v.l.) nutzte die Ökoprojekte-Förderung für die Anschaffung eines Verkaufswagens, mit dem er auf regionalen Bauernmärkten Bioprodukte anbietet. Mit auf dem Bild die bisherigen Mitglieder des Entscheidungsgremiums Ökoprojekte (v.l.n.r.): Dr. Franz Ehrnsperger, Teresa Häußinger, Michael Frank und Angelika Hoffmann. Foto: Foistner Sandra
 
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