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Heute vor 75 Jahren - Kriegsende in der Gemeinde Berg

18.04.2020 Berg.

Heute war am Abend ein Dankgottesdienst zum Kriegsende im Berger Gemeindeteil Gnadenberg  mit anschließender Enthüllung einer Informationstafel am Platz der hl. Birgitta von Schweden vorgesehen. Wegen der Corona-Einschränkungen ist das nicht möglich, so dass die aufgestellte Tafel von den Bürgermeistern Helmut Himmler und Peter Bergler mit Rosa Höllerl, die als Kind das Kriegsende in ihrem Dorf erlebt hat, freigegeben wurde.

Man habe nach Meinung von Himmler das große – aber wahrlich nicht selbstverständliche Glück – seit nahezu 75 Jahren in der Mitte Europas in Frieden mitsamt einem niemals denkbaren Wohlstand leben zu können.

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund habe die Gemeinde  eine Gedenktafel erstellt, auf der die Rettung von Gnadenberg durch den Mut von drei Frauen aus dem Ort gewürdigt werde. Es habe nämlich kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges die Zerstörung gedroht, da die US-Army aus dem Nürnberger Land nach Gnadenberg anrückte und die noch anwesende SS das Dorf verteidigen wollte.

Am 18. April 1945 waren um elf Uhr die ersten Panzer der US-Armee im Dorf. Die damals 12jährige und noch lebende Zeitzeugin Rosa-Maria Höllerl berichtet:

„In den letzten Kriegstagen wurden viele Gefangene – ganze Kolonnen Menschen – durch unser Dorf getrieben. Sie wurden von den deutschen Posten geschlagen. Wenn sie nicht mehr gehen konnten, wurden sie auf einen nachfolgenden Wagen, der von Pferden gezogen wurde, zu den Toten geworfen.

Wir Kinder standen am Weg. Diesen Umgang mit “Menschen” sahen wir – das kann man nie vergessen. Am 15.04.1945 war weißer Sonntag – “in aller Stille”. Am 16.04. fand ein schwerer Tiefflieger-Angriff auf Gnadenberg statt.  Am Klosterberg wurde ein deutscher Munitionszug von den US-Streitkräften beschossen. Dabei war ein Toter zu beklagen.

Am Abend des 16.04. gingen alle Dorfbewohner in den Kirchenkeller der Familie Loos neben der Klosterruine. 

Auch am 17.04. saßen wir alle im Keller auf Stroh. Es kam ein SS-Mann und schrie in den Keller: “Leute - seid froh, Gnadenberg wird verteidigt, ich habe in Neumarkt um Verstärkung bei der SS angerufen”.

Da rannte Frau Loos zu dem Soldaten und schrie so laut sie konnte: “Verlassen Sie sofort meinen Grund!”  Der SS-Mann war so geschockt und ging ohne ein Wort. Wir alle weinten.
 
Frau Loos - eine geborene Winkler - war in Nürnberg verheiratet. Sie war mit ihren fünf Kindern wieder in Gnadenberg. Die “Winkler-Marie” – wie sie im Dorf hieß – hatte einen Plan.

Das Dorf musste gerettet werden. Michael Fuchs musste her. Ihre zwei großen Mädchen mussten in der Nacht vom 17.04. zum 18.04. durch den Schulhof zum Wald auf dem Bauch kriechend zur Hagenhausener Straße gelangen. Sie gab ihnen in einem Kartoffelsack ein weißes Betttuch mit. Fuchs musste eine Stange mitschleifen – und an die Stange banden sie das weiße Betttuch.

Sie krochen alle drei wieder durch den Wald zurück in den Kirchenkeller. Frau Loos und alle beteten, bis sie wieder da waren. Frau Loos weinte nach der Rückkehr ihrer Kinder und wegen der geglückten Aktion. Danach wurde Gnadenberg nicht beschossen und das Dorf konnte gerettet werden.“

Foto: Gemeinde Berg
 

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