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Heimische Pflanzen gegen das Artensterben

30.07.2019 Allersberg.

Birgit Helbig warb in Allersberg für naturnahe Gärten –  Gut besuchte Vortragsveranstaltung von Bündnis 90 / Die Grünen
 
Auf großes Interesse stieß der Vortrag "Der insektenfreundliche Garten", zu dem der Ortsverband Allersberg von Bündnis 90 / Die Grünen am 24. Juli 2019 eingeladen hatte. Mehr als 30 Gäste waren bei hochsommerlichen Temperaturen ins Evangelische Gemeindezentrum Allersberg gekommen, um sich Tipps für den eigenen Garten zu holen.
 
Referentin war die Naturgartenplanerin und Autorin Birgit Helbig aus Dürrenmungenau. Die Expertin zeigte anhand vieler Beispiele, wie man für Insekten im eigenen Garten einen Lebensraum schaffen und so zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann. Denn die Insektenbestände gehen rapide zurück. Über 40 Prozent der Schmetterlinge in Deutschland sind bereits ausgestorben oder bestandsgefährdet. Bei Wildbienen sind mehr als die Hälfte aller Arten bedroht.
 
Heimische Wildpflanzen statt Exoten
 
Helbig betonte, dass man auch in kleinen Gärten etwas für die Insekten tun kann: „Jeder Quadratmeter zählt. Schon ein kleines Beet mit ausgesäten Wildblumen bietet Nahrung für Schmetterlinge und Bienen.“ Wichtig sei, für ein kontinuierliches Blütenangebot von Anfang März bis Ende Oktober zu sorgen und heimische Blumen, Stauden und Sträucher zu bevorzugen. Exotische Pflanzen oder Züchtungen sind für Insekten als Futtergrundlage oft nicht geeignet.
 
Als Beispiel nannte Helbig den Weißdorn: Die natürliche, nicht gezüchtete Variante bietet Nahrung und Heimat für 170 Insektenarten. 32 Vogelarten nisten darin oder fressen ihre Beeren. Angeboten wird aber häufig der Lavallsweißdorn, dessen Früchte nur von drei Vogelarten gefressen werden. Auch die Garten-Forsythie ist für Insekten nahezu wertlos. Der beliebte Frühblüher ist eine Kreuzung aus China, die weder Pollen noch Nektar bildet. Und das zu einer Jahreszeit, die für Insekten sehr kritisch ist. Als Alternative empfiehlt Helbig die Salweide oder Kornelkirsche, die etwa zur gleichen Zeit blühen.
 
Heimische Pflanzen bieten nicht nur Nahrung für Insekten, sie sind auch sehr pflegeleicht. „Sie gedeihen auf sandigen, mageren Böden. Selbst in einem heißen Sommer wie derzeit ist zusätzliches Gießen kaum nötig“, sagt Helbig und berichtet dabei aus eigener Erfahrung. Ihren rund 3.000 Quadratmeter großen Garten in Dürrenmungenau hat sie als Naturgarten angelegt, mit teilweise fast vergessenen heimischen Pflanzen, einem Naturteich und vielfältigen Strukturen, die Insekten und anderen Tieren Unterschlupf bieten.
 
Auch an Rückzugsmöglichkeiten denken
 
Ein reichhaltiges Nektarangebot lockt Schmetterlinge und Bienen zwar in den Garten. Doch Gartenbesitzer sollten auch an Futterpflanzen für die Raupen und Möglichkeiten für die Eiablage denken. „Wir müssen den gesamten Lebenszyklus des Schmetterlings betrachten. Auch wenn er nicht herumfliegt, wünscht er sich einen Platz im Garten“, machte Helbig deutlich. Die Naturgartenexpertin rät dazu, Schnittgut nicht durch den Häcksler zu jagen, da sich oft viele Larven und Puppen darin befinden. Besser sei es, dies zusammenzubinden und über Winter stehen zu lassen. Oder es zu einem "Naturgartenzaun" anzuhäufen, in dem Falter überwintern und auch andere Tiere Unterschlupf finden können.
 
Nach dem fast zweistündigen Vortrag bedankte sich Tanja Josche, Sprecherin des Allersberger Ortsverbands von Bündnis 90 / Die Grünen, im Namen der Zuhörer bei Birgit Helbig für die Inspirationen. Sie hätte gezeigt, dass ein insektenfreundlicher Garten keine Frage der Größe sei. Jeder könne im eigenen Garten etwas gegen das Artensterben tun. Die Besucher hatten anschließend noch viele Fragen, auf die Birgit Helbig gerne einging.
 
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