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„Haus des Engagement“ in Neumarkt als Modell auch für Regensburg?

12.10.2020 Neumarkt.

Vertreter vom Aktionsbündnis „Haus des Engagement Regensburg“ und Regensburger Stadträt*innen informierten sich bei Besuch in Neumarkt
 
„Noch ist es nicht fertiggestellt, aber schon gibt es Interesse an unserem „Haus des Engagement“ im Stadtteil Pölling“, kommentierte Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann die Anfrage nach einem vor Ort-Besuch einer Delegation aus Regensburg. Da er zu dem Termin selber nicht dabei sein konnte, begrüßte stellvertretend für ihn die Zweite Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger vier Stadträt*innen und mehrere Vertreter*innen eines Bündnisses aus Regensburg, das dort ein soziales, kulturelles, ökologisches und inklusives Zentrum etablieren will. Im Aktionsbündnis „Haus für Engagement“ in Regensburg haben sich die Sozialen Initiativen als Dachverband von mehr als 30 sozialen Gruppierungen und 15 weiteren Vereinen und Initiativen zusammengeschlossen. Um die Erfahrungen in Neumarkt auch für die eigenen Ideen zu nutzen und von guten Beispielen zu profitieren, war eine Delegation nun nach Neumarkt gekommen. Sie zeigten sich von den Ausführungen durch Bürgermeisterin Heßlinger und Hochbauamtsleiter Roland Feierle auf der Baustelle begeistert. Das Neumarkter Projekt fanden die Besucher bemerkenswert. Es sei auch vorbildlich, was die Stadt Neumarkt in Sachen Ehrenamt und Engagement schon seit vielen Jahren biete. Neben dem seit über 15 Jahren bestehenden Bürgerhaus Neumarkt, das als Mehrgenerationenhaus Räume für das Ehrenamt anbietet, gab es in Neumarkt auch bisher schon seit über 20 Jahren ein Selbsthilfehaus im alten Schulhaus des Stadtteils Pölling. „Uns war es schon immer wichtig, dass die Organisationen und Gruppierungen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen“, so Bürgermeisterin Hesslinger.
 
Das Projekt im Stadtteil Pölling besteht aus der Generalsanierung beim Haus der Selbsthilfegruppen („Altes Schulhaus“), einem neuen Erweiterungsbau mit einem multifunktionalen Veranstaltungsraum für bis zu 190 Personen und aus der Neugestaltung des Dorfplatzes besteht. Der Altbau wird dabei entkernt und mit einem Anbau mit Treppenhaus und Aufzug zur barrierefreien Erschließung ergänzt. Bei der Generalsanierung entstehen mehrere Gruppenräume, Büros und Ladenflächen. Das bisher genutzte Dachgeschoss wird mit Sichtdachstuhl zu einem weiteren großen Gruppenraum ausgebaut. Im Erweiterungsbau mit Saal und Foyer entstehen zusätzlich Sozialräume wie WCs, eine Küche und ein weiterer Gruppenraum mit Zugang zum rückwärtigen Garten. „Als Stadt nehmen wir immerhin 7,4 Millionen Euro in die Hand, um diese Gesamtmaßnahme in Pölling ins Werk zu setzen“, so Neumarkts Oberbürgermeister Thumann. „Was wir hier erhalten werden, ist ein ansprechendes und vielfältig nutzbares Zentrum für den Stadtteil Pölling, seine Vereine und Initiativen mit einer großzügigen Dorfplatzgestaltung. Außerdem werden wir ein attraktives Bürgerzentrum schaffen, das für Vereine und Gruppen aus dem ganzen Stadtgebiet und anderen Stadtteilen zur Verfügung stehen soll. Dass wir dafür hohe Fördermittel erhalten sollen, freut mich sehr, denn somit hat sich unser Einsatz gelohnt.“ Die Stadt erwartet eine Förderung der Regierung aus dem Programm „Investitionspaket Soziale Integration im Quartier“. Derzeit geht man von 85 Prozent der förderfähigen Kosten aus. Diese liegen geschätzt bei mindestens rund 4,8 Millionen Euro, so dass man aktuell mit 4 Millionen Euro Zuschuss rechnet. Die Restkosten in Millionenhöhe trägt die Stadt.
 
Für die Besucher aus Regensburg ist dies eine erstaunliche Aussage, dass sich eine Kommune Engagement und Ehrenamt so viel kosten lassen will. „Das ist politischer Wille“, bekräftigte Bürgermeisterin Heßlinger diesen Einsatz der Stadt. Auch Nachhaltigkeit wird, wie sie zusammen mit Hochbauamtsleiter Feierle darlegte, bei der Baumaßnahme großgeschrieben: ökologische Bauweise und ein nachhaltiges Energiekonzept sind selbstredend. Die Förderung des sozialen Engagements ist zudem ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt, die seit kurzem auch den Titel „engagierte Stadt“ tragen darf. In die Planungen flossen auch bereits frühzeitig die Bedarfe und Erfahrungen der Pöllinger Vereine und Gruppen ein. So war es gerade auch den Selbsthilfegruppen wichtig, dass aus Gründen der Diskretion der alte Nebeneingang erhalten blieb und die Barrierefreiheit gewährleistet ist. Dies wird bei der Zugangsgestaltung beherzigt bzw. durch einen Aufzug sichergestellt. Auch sonst fanden im Vorfeld der Planungen vielfältige Gespräche und Abstimmungen statt, unter anderem mit Vertretern aus Pölling, von Vereinen und Gruppen.
 
Dass sich nun Regensburg Infos in Neumarkt holt, sieht Bürgermeisterin Heßlinger im Hinblick auf die historische Entwicklung der Freiwilligenarbeit so: „Die Wurzeln der institutionalisierten Engagement-Förderung liegen eigentlich in der Hauptstadt der Oberpfalz, in Regensburg“. Nachdem dort in den 90er-Jahren eine Freiwilligenagentur eröffnet hatte, habe man sich aus Neumarkt bei einem Besuch vor Ort Informationen und Knowhow eingeholt. „Und nun könnte es sein, dass in umgekehrter Richtung ein Impuls zurück nach Regensburg geht“, hofft sie.
 
 
Zweite Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger und Hochbauamtsleiter Roland Feierle (beide jeweils mit weißem Helm) führten die Besucher durch die Baustelle,
 
Foto: Wagner/Aktionsbündnis Regensburg
 
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