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Gedanken zum Palmsonntag von Dekan Msgr. Richard Distler

12.03.2016 Neumarkt.

Da erinnert sich mancher noch an seine Kinderzeit, als man darum wetteiferte, wer den längsten Palmstecken und den schönsten Palmbüschel hatte. Doch dieser oberpfälzische Palmbüschl-Brauch ist gar nicht so weit entfernt vom Zeugnis der Bibel über den Einzug Jesu in Jerusalem. Auch damals hoben Kinder und Erwachsene Palmzweige von den Bäumen, breiteten ihre Kleider auf den Weg und feierten Jesus als den kommenden Messias und König. Wie einst König David siegreich in Jerusalem einzog, so rief am ersten Palmsonntag auch die Jesusgemeinde:“Hosanna (=Bravo), dem Sohne Davids, hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“ Man könnte diese Huldigung heute in etwa vergleichen mit der Meister- Feier eines bedeutsamen Fußballclubs, wenn er siegreich in seine Heimatstadt einzieht und von seinen Fans bejubelt wird. So ist der erste Teil des Palmsonntags so etwas wie eine triumphale Feier für den Messias Jesus, der von seiner Königsstadt Jerusalem Besitz ergreift. Noch heute gibt es in der Liturgie des Palmsonntags Anklänge an diese Huldigung Jesu, wenn der Priester im Eröffnungsvers spricht: „Gepriesen sei, der da kommt,  der König von Israel!“  Bereits um das Jahr 450 nach Christus berichtet die Pilgerin Ätheria von einer Palmprozession in Jerusalem.  Die Christen versammelten sich am Nachmittag auf dem Ölberg und zogen dann gegen Abend in einer Prozession mit Palm- oder Ölzweigen in die Stadt ein. Um 600 gab es auch in Spanien bereits einen Palmsonntag, jedoch ohne Prozession. Doch im 8. Jahrhundert ist die Prozession auch schon in Rom bekannt. Christus wurde beim feierlichen Einzug wie noch heute mit einem geschmückten Kreuz dargestellt oder auch durch das auf einer Bahre getragene Evangelienbuch. In Deutschland führte man gerne, in manchen Orten auch heute noch, auf einem hölzernen Palmesel eine Christusfigur mit. Ähnlich wie einst in Jerusalem lädt die Liturgie die Gläubigen ein, sich außerhalb eines Stadttors oder an einem andern gegeigneten Ort zur Prozession zu versammeln. Nach der Segnung der Palmzweige wird das Evangelium vom Einzug Jesu feierlich verkündet. Dann tragen die Ministranten an der Spitze der Prozession ein geschmücktes Kreuz voraus, begleitet von zwei brennenden Kerzen und dem Weihrauch. Dennoch ist die Palmprozession kein  Nachspielen des Einzugs Jesu in Jerusalem, sondern ein öffentliches Glaubensbekenntnis der Christen: „Wir gehören zu diesem Christus. Er ist unser Herr, der König unseres Herzens und der von Gott verheißene Messias und Retter der ganzen Welt“.

Doch auf diesen Jubel und auf diese Freude folgt jäh der innere Bruch des Palmsonntags. Denn der 2. Teil dieser eindrucksvollen Feier spricht von der brutalen Ablehnung des Messias und Königs, verdeutlicht in der Passion des Evangelisten Lukas, die von Jesu Leiden und Sterben erzählt. Wenn dieser Bruch auch manche stören mag, so ist es dennoch Realität, dass manchmal, wie bei Jesus, auch bei uns  nach dem „Hosanna“  das „Kreuzige ihn“ folgt. Oder dass uns jäh mitten in einem frohen und unbeschwerten Leben ein großes Leid oder Unglück treffen kann. So ist der Palmsonntag so etwas wie die Eröffnung oder die dramatische Ouvertüre zur Karwoche, die ihren Höhepunkt im Karfreitag und in der Feier der Osternacht und des Ostersonntag hat.  „Die große Woche“ wird die Karwoche auch in den romanischen Ländern genannt. Oftmals gibt es dort auch heute noch wie im späten Mittelalter bei uns in Neumarkt eindrucksvolle Karfreitagsprozessionen oder Passionsspiele. Dennoch: Die Liturgie der Kirche ist kein Spiel, sondern eine Glaubensfeier. Da geht es gerade in den 3 österlichen Tagen,  eingeführt durch die Karwoche und den Palmsonntag, um den Höhepunkt des Kirchenjahrs. Es geht um die Feier unserer Erlösung und um die  Dankfeier für den Sieg Christi über  seinen und unseren  Tod und um unsere Teilhabe an seiner Auferstehung.
 

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