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Gedanken zum Osterfest von Dekan Msgr. Richard Distler

19.03.2016 Neumarkt.

Es war erst vor kurzem auf dem Weg zu einer Beerdigung. Vor dem Friedhof im Neumarkter Eichelgarten ein wahrer Teppich bunter Frühlingsblumen. Da brechen Krokusblüten, kleine Tulpen und Schneeglöckchen mit aller Gewalt durch die Erde. Man könnte fast sagen: Da sprudelt das volle Leben. In Neumarkt hat sich der Frühling angekündigt. Auch Ostern hat mit dem Frühling zu tun. Auch da bricht etwas Neues auf, auch da sprudelt das volle Leben, auch da wird es bunt. Aber geht es da nur um bunte Ostereier oder um ein schönes Frühlingsfest? Nein: Ostern ist mehr als nur aufbrechende Natur, auch mehr als nur Ferien und Osterurlaub. Aber wozu gibt es dann Ostern? Was ist der eigentliche Anlass, der Ursprung des Osterfestes? An Ostern geht es um Leben und Tod. Mehr noch: Es geht um den Tod und was dann? Aber wer weiß das schon, was danach kommt? Und wieso sich jetzt schon mit dem Tod beschäftigen? Das hat doch noch Zeit. Dennoch: Irgendwann muss sich jeder mit dem Abschiednehmen oder mit dem eigenen Tod befassen, frühestens dann, wenn vielleicht jemand aus der Familie oder aus dem Bekanntenkreis sterben muss.   Viele wollen den Tod nicht wahrhaben und reagieren bekümmert, fast kopflos und verstört. Dennoch: Der Tod ist unaufhaltsam. Er fragt uns nicht, wann, wie und ob wir sterben wollen. Er steht nicht in unserem Terminkalender. Auch die Jünger und Jüngerinnen rechnen nicht mit dem Tod Jesu. Dann aber bricht für sie eine Welt zusammen. Ihr Herr und Meister ist nicht mehr da, auf den sie große Hoffnungen gesetzt hatten. Nun sind sie allein, verlassen und ohne Halt. Doch plötzlich die Kunde: Der Herr lebt, er ist gesehen worden, er hat sich gezeigt! Was, wieso? Nicht zu glauben! Wer sagt so etwas? Das ist doch unmöglich. Ein Toter kann nicht leben. Der liegt doch unter einem schweren Stein. Dieses Verstörtsein finden wir bei allen Jüngern und Jüngerinnen, bei den Aposteln genauso wie bei Maria von Magdala und den Emmausjüngern. Sie bleiben beim Tod stehen und können sich Auferstehung überhaupt nicht vorstellen. Aber ist diese Reaktion nicht eher ein Zeugnis für die Echtheit des Osterglaubens? Hat man denn nicht schon in biblischen Zeiten den Gefolgsleuten Jesu vorgeworfen, die Auferstehung sei Betrug oder ein Phantasieprodukt der Jünger? Auch Paulus wurde damit schon von den gelehrten Athenern und den praktisch denkenden Korinthern konfrontiert. Kann dieser Vorwurf auch heute noch gläubige Menschen treffen?  Gewiss nicht: Die Osterberichte der Evangelien sind die aus der Antike am besten bezeugten Quellen und Schriften. Deshalb bekennt der Apostel Paulus, dem eine ganz persönliche Erscheinung des erhöhten Christus zuteil wurde: „Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist sinnlos unser Glaube und eitel unsere Predigt“. Wie aber wäre Auferstehung zu verstehen? War Jesus  nur ein wiederbelebter Toter? Nein. Davon spricht kein einziger Zeuge. Die allermeisten sprechen von der Leibhaftigkeit des Auferstandenen, sichtbar nicht mit seinem irdischen Leib, erkennbar aber in seiner Identität:“Es ist der Herr!“ Aber wie zeigt er sich? Jesus zeigt sich, indem er überraschend kommt und sich dann wieder entzieht, indem er mit den Jüngern redet und Mahl hält, indem er ihnen die Schrift des Alten Testaments erklärt und ihnen das Kommen des heiligen Geistes ankündigt. Das ist alles andere als Phantasie und Einbildung. Das ist der eigentliche österliche Durchbruch, der Durchbruch vom Tod zum Leben. Das ist Stärkung der Jüngergemeinde und der Aufbruch, Kirche des Herrn zu werden. Ostern ist also der Durchbruch des Lebens, der Aufbruch ins Zeitalter der Kirche. Ostern, ein Fest voller Hoffnung gerade heute  für unsere moderne Welt. Unsere Welt steckt zwar in einer tiefen Krise, aber nichts ist seit Ostern hoffnungslos. Denn Ostern ist das Fest des Lebens. Es ist auch die überzeugende Antwort auf ganz existentielle Fragen wie: Was darf ich glauben und was ist der Sinn von allem? Und was darf  ich hoffen und wie kann der Funke dieser Hoffnung auch unsere moderne Welt und Gesellschaft verändern?  Ostern eben ein urchristliche Fest, unvergleichbar mit anderen Religionen und Weltanschauungen. An Ostern, da sprudelt nicht nur draußen das volle Leben, es möchte dies auch in unseren Herzen tun. Dann wird Ostern zu einem Fest überwältigender Freude, die jedem geschenkt wird, der sich ihr auftut.

 

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