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FIBALON Baskets: Der neue Trainer stellt sich vor - Pokalspiele stehen an - Schnuppertraining

24.09.2015 Neumarkt.

Seit dem Sommer hallt ein neuer Ton durch die Neumarkter Basketballhallen: Englisch. Wer nach der Quelle sucht, wird über der eigenen Augenhöhe schnell fündig. Wie ein Leuchturm steht Martin Ides in der Hallenmitte und überragt die anderen um einen oder mehrere Köpfe: bei 2,17 Meter. Doch von oben herab klingen nur die Worte. Seine Art ist dagegen fast kumpelhaft, aber dennoch verbindlich. „Ich habe mein ganzes Leben Basketball auf Englisch gelernt“, sagt der weit gereiste Ides. Dahinter steckt auch eine Philosophie, die der 35-Jährige weiterträgt: „Man sagt, wenn man in einer anderen Sprache Training macht, dann müssen die Spieler aufpassen und mitdenken...“ So hört sich der Zeitenwechsel bei den FIBALON Baskets Neumarkt an, die mit dem Sprung in die Selbständigkeit als eigener Verein auch professionelle Unterstützung auf die Trainerbank der ersten Herrenmannschaft geholt haben. Denn nichts anderes ist Martin Ides, ein Vollprofi, der auf höchstem Niveau gespielt und gelehrt hat.

Daran war vor 20 Jahren in einem kleinen Dorf bei Ostrau im Osten der heutigen Tschechischen Republik noch nicht zu denken. Doch schon damals fiel der jungen Ides auf. „Wie oft bist du durchgefallen?“, fragte ein Lehrer den sportelnden Gymnasiasten, der alle überragte. Zwei Meter groß mit 14 Jahren – alles ohne schulische Ehrenrunde. Der Weg auf das Basketballfeld lag bei seiner Körpergröße nahe. Wenn es schon mit dem tschechischen Nationalsport nichts wurde. „Meine Füße waren zu groß für Schlittschuhe“, sagt Ides und lacht. Die Eishockeykarriere blieb auf den zugefrorenen kleinen Weihern seines Heimatdorfes liegen. Dafür startete Ides bei der Korjagd durch und fiel in Reihen des tschechischen Jugendnationalteams sogar Talentspähern aus Übersee auf. Ab da lief alles fast wie von alleine. Der Wechsel an eine High School im US-Bundesstaat North Carolina war der erste Schritt. Den nächsten nahm der inzwischen 2,15 Meter große Teenager, als er - von vielen Universitäten heftig umwoben - sich für das renomierte Davidson College entschied. Die Hochschule brachte auch den wertvollsten Spieler der nordamerikansichen Profiliga in der abgelaufenen Saison hervor: NBA-Champion Stephen Curry. „Ich kriege noch immer viel Lob für seinen Erfolg“, sagt Ides als vermeintlicher Wegbereiter. „Nein, das ist natürlich Quatsch“, schiebt er nach und bricht in Lachen aus. Vier Jahre Uni-Sport auf höchstem Niveau prägten den jungen Mann aus Osteuropa aber nachhaltig. Besonders sein Coach Bob McKillop, der seit 1989 bei Davidson auf der Bank sitzt. „Unglaublich!“ So fasst Ides seine Erfahrungen mit einem Wort zusammen.

Zu dieser Zeit ist längst klar, dass alles auf eine Proifkarriere hinausläuft. Doch im Mutterland des Basketballs ist die Konkurrenz trotz seines Gardemaßes zu groß. Also kehrte Ides über den Großen Teich zurück und landete - nach kurzem Zwischenstopp in der Heimat – in der Europaliga: als Backup-Center von Benetton Treviso aus Italien. Mit Duellen gegen Barcelona („Gegen Bodiroga und Femerling! Das war unglaublich!“) als Höhepunkte. Ides punktet dabei sogar. Die ganz große Karriere bleibt ihm aber verwehrt. „Ich habe dann viele Ligen ausprobiert.“ Frankreich, Schweden, Griechenland, dazischen immer wieder Tschechien. Und letzlich Deutschland, seine zweite Heimat. Erst MBC, dann NBC: Mit dem Mitteldeutschen Basketball-Club aus Weißenfels steigt Ides 2009 in die Bundesliga auf. Er selbst wechselt danach aber nach Franken, zum aufstrebenden Nürnberger BC, der Ides' Herz erobern sollte – und umgekehrt. Nach drei Jahren als Spieler springt der Tscheche mit deutschen Pass dort auf die Trainerbank. An seiner Seite inzwischen Mario Göhring, den man im Neumarkter Basketball natürlich bestens kennt.

Der Bucher ist auch die Verbindung, die den Weg von Ides letztlich nach Neumarkt lenkt. „Wir haben sieben Jahre zusammengearbeitet, wir kennen uns gut“, sagt der Trainer, der längst in der Region heimisch geworden ist. Mit Frau und zwei Söhnen lebt er in Altdorf. Nach dem Abschied vom NBC und einer persönlichen Auszeit kam dann der Anruf aus der Oberpfalz. Nach etwas Bedenkzeit ließ sich Ides auf den Gang in den Amateurbereich ein. „Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent“, sagt er nach den erfolgreichen Gesprächen mit dem Vorstand der FIBALON Baskets Neumarkt. Entsprechend geht Ides auch die 2. Regionalliga an, die Neuland für ihn ist. „Wir müssen in die Liga reinschnuppern, die ersten Spielen werden eine Art Vorbereitung, dann sehen wir, wie es läuft.“ Seine Truppe, wenn auch in einem dünnen Kader, macht dem Coach viel Spaß. „Es sind viele gute Jungs hier.“ Und an sie gibt er seit Sommer meist auf Englisch, manchmal auf Deutsch seine Botschaft weiter: „Basketball macht Spaß, ich kenne kein Leben ohne Basketball.“

Von links sind abgebildet: Andreas Neu (Marketing), Herbert Drescher (Kassier), Andreas Richter (Namensgeber Fibalon), Roland Ehrnsberger (2. Vorstand), Mario Göhring, Roland Weigl (beide sportliche Leitung), Günther Stagat (1. Vorstand) und Martin Ides (Trainer).

Vor dem Saisonauftakt im Ligabetrieb am ersten Oktoberwochenende steht für die Damen und Herren II der FIBALON Baskets der Bayernpokal mit Heimspielen auf dem Programm. Die Frauen empfangen an diesem Freitag um 20 Uhr den TV Schwabach, die Reserve bei den Männern hat am kommenden Sonntag ab 16 Uhr den Ligakonkurrenten Schwandorf in ihrem Erstrundenmatch zu Gast. Beide Partien finden in der Mittelschule West in Neumarkt statt.
 
Zu einem Schnuppertraining laden die Korbjäger zudem am kommenden Montag, 28. September, alle Kinder und Jugendlichen von sechs bis 16 Jahren in die Mittelschule West ein. Die Übungseinheit mit Herren-Spieler Maxi Richter beginnt um 17.30 Uhr und dauert rund eine Stunde. Alle Teilnehmer erhalten Freikarten für Partien der Neumarkter.

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