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Fachgespräch vielblütiges Tausendblatt

21.12.2015 Neumarkt, Berg.

Am 03.12.2015 fand im Landratsamt Neumarkt i.d.OPf. eine fachliche Abstimmung zur fünfjährigen Testphase zur Untersuchung der Bekämpfung des Verschiedenblättrigen Tausendblattes (Myriophyllum heterophyllum) im Ludwig-Donau-Main-Kanal bei Berg statt.
 
Teilnehmer:
Herr Hofmeister, Herr Plagemann, Frau Michl, Herr Dr. Brandner, Herr Strobl, Herr Gottschalk (Wasserwirtschaftsamt Regensburg), Herr Dr. Ring, Herr Harrandt (Fachberatung für Fischerei), Herr 1. Bürgermeister Himmler (Gemeinde Berg b. Neumarkt i.d.OPf.), Herr Medl (Fischereiverein Neumarkt i.d.OPf.), Herr Neuwald, Herr Weigl, Frau Kreitmeier (Naturschutz und Wasserrecht, Landratsamt Neumarkt i.d.OPf.), Herr Johannes Bongard (TU München)
 
Aufgrund einer starken Verkrautung des Ludwig-Donau-Main-Kanals durch das invasive Verschiedenblättrige Tausendblatt (Myriophyllum heterophyllum) gab es im Landratsamt Neumarkt i.d.OPf. eine erneute Besprechung zwischen verschiedenen Fachstellen, dem 1. Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Berg b. Neumarkt i.d.OPf. und dem Fischereiverein Neumarkt i.d.OPf. 
 
Die invasive Wasserpflanze aus Kanada ist in unseren Gewässern nicht heimisch und bereitet durch ihr hohes Wachstumspotenzial diverse Probleme. Daher wurden aus naturschutzfachlicher und wasserwirtschaftlicher Sicht Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen, bzw. soll die weitere Ausbreitung verhindert werden, darüber waren sich alle Beteiligten einig. 
 
Für die Wasserwirtschaft stellt die Pflanze ein Problem dar, da durch die hohe Wuchsleistung der Hochwasserabfluss sowie die Wasserversorgung in Richtung Nürnberg beeinträchtigt werden. Da die Pflanze Ökosystem verändernd wirkt und sogar die Biodiversität einschränken kann, ist sie auch aus naturschutzfachlicher Sicht äußerst unerwünscht. Der Fischereiverein Neumarkt beklagt darüber hinaus auch die mangelnde Befischbarkeit. Die Gemeinde Berg sieht nicht zuletzt durch die optische Beeinträchtigung eine Einschränkung der Freizeitnutzung und des Erholungswertes, hierauf wies Herr Bürgermeister Himmler erneut ausdrücklich hin.
 
Da es bisher jedoch zu wenige Erkenntnisse gibt, welche Methode zur Bekämpfung geeignet ist und es sich um den Erstnachweis dieser Pflanze in Bayern in der freien Natur handelt, hatte man sich in 2013 auf eine fünfjährige Testphase geeinigt, bei der sechs abgegrenzte Abschnitte des Ludwig-Donau-Main-Kanals ab der Richtheimer Brücke in Richtung Oberölsbach definiert wurden, die unterschiedlich behandelt werden. Hier wird beobachtet, welche „Management“-Maßnahme am wirkungsvollsten ist und wie sich das Pflanzenwachstum entwickelt, wenn nicht gemäht oder entkrautet wird. 
 
Nachdem im ersten Testjahr bereits eine Dokumentation durch eine begleitende Bachelorarbeit erfolgte, wurden dieses Jahr weitere Untersuchungen im Rahmen einer begleitenden Masterarbeit durchgeführt und ausgewertet, die bei der Besprechung erläutert wurden. Hierbei wurde unter anderem untersucht, ob die Pflanze die Lebensraumbedingungen im LDM-Kanal verändert, wo sie ihre Pflanzennährstoffe speichert und wie sich die unterschiedliche Behandlung in den einzelnen Teilstrecken bisher auf das Tausendblatt auswirkt.
 
Wie im Vortrag von Herrn Bongard deutlich wurde, weist die Teilstrecke 6, die bisher unbehandelt ist noch den besten Zustand aller Teststrecken auf. Es befinden sich dort etliche Lücken im Krautbewuchs und zudem aufgrund der guten Sauerstoffversorgung bis hinab zum Grund die meisten Fische und heimischen Pflanzen wie z.B. Krebsschere oder Pfeilkraut. In diesen Teilabschnitt soll deshalb auch weiterhin, solange es geht nicht eingegriffen und die Entwicklung weiter beobachtet werden, zumal auch bei anderen invasiven Arten die Erfahrung gemacht wurde, dass sich deren Bestände aus bislang nicht genau bekannten Gründen selbst erschöpfen können, wenn Standorte unbehandelt bleiben.
 
Nicht ganz bewährt hat sich dagegen das Fischprojekt in der Teststrecke 2. Hier waren neben Rotfedern, die das Kraut fressen, auch bodenorientierte Fischarten eingesetzt worden, die durch Wühlen am Kanalgrund eine Trübung des Wassers verursachen sollten, um so das Wachstum der Pflanze einzudämmen. Da das Tausendblatt aber ohne Mahd hier so stark wächst, dass eine Durchmischung des Wasserkörpers unterbunden wird, konnten sich Fische aufgrund Sauerstoffmangels schon bald nicht mehr im grundnahen Bereich aufhalten. Infolge dieses Verdrängungsmechanismus blieben ausreichender Fraß sowie auch die gewünschte Trübung des Wassers aus. Es wurde deshalb beschlossen, das Fischprojekt in dieser Form aufzugeben und die in der Teststrecke angebrachten Gitter wieder zu entfernen. Stattdessen wird die Strecke künftig zwischen Mitte März und Mitte April mit einem Krautrechen von Land aus behandelt und gleichzeitig vermehrt auf die Ausbreitung der heimischen pflanzenfressenden Rotfedern gesetzt.
 
Auch wenn die endgültige Lösung noch nicht gefunden wurde, konnten durch die Untersuchungen im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Erkenntnisse gewonnen werden, auf deren Basis folgendes weiteres Vorgehen für die einzelnen Teststrecken in 2016 vereinbart wurde:
 
Teststrecke 1:
Wird weiterhin wie bisher grundsätzlich nicht behandelt, es sei denn, dies ist aus hydraulischer Sichterforderlich um den Abfluss zu sichern.
 
Teststrecke 2:
Da das angedachte Fischprojekt gemäß neuem Erkenntnisstand nun nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat, werden die Gitter in diesem Streckenbereich entfernt; 2016 wird die Strecke zwischen Mitte März und Mitte April mit einem Krautrechen von Land aus (Bagger) behandelt; das entnommene Pflanzenmaterial wird sofort entsorgt. Eine Ausbreitung der heimischen pflanzenfressenden Rotfedern wird angestrebt und durch Besatz gezielt gefördert.
 
Teststrecke 3:
Wie bisher Mahd mit Grundsense 2 mal jährlich Mai/Juni und September/Oktober.
 
Teststrecke 4:
Wie bisher Entkrauten mit Rechen 2 mal jährlich Mai/Juni und September/Oktober.
 
Teststrecke 5:
Eine Mahd Ende Juli.
 
Teststrecke 6:
Wie bisher unberührter Abschnitt.
 
Eine erneute fachliche Abstimmung aller Beteiligten ist für das vierte Quartal 2016 geplant.
 
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