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Der Lothar-Fischer-Preis 2019 geht an den Bildhauer Benjamin Houlihan

14.05.2019 Neumarkt.

Am Montag, den 13. Mai 2019 wurde im Museum Lothar Fischer in Neumarkt i.d.OPf. der Lothar-Fischer-Preis 2019 unter Leitung der Juryvorsitzenden Marie-José van de Loo ermittelt. Dieser zum 8. Mal ausgelobte Förderpreis mit dem Schwerpunkt auf der zeitgenössischen Bildhauerei, der alle zwei Jahre von der Lothar & Christel Fischer Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Neumarkt i.d.OPf. vergeben wird und im Folgejahr mit einer Sonderausstellung verknüpft ist, ging dieses Jahr an den 1975 in Olpe, geborenen Künstler Benjamin Houlihan. Heute lebt und arbeitet Benjamin Houlihan in Düsseldorf, wo er auch von 2000 bis 2007 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Georg Herold und Peter Kleemann studierte.


 
Für das zweistufige Wettbewerbsverfahren werden die Künstler/innen für den Preis von einem externen Vorschlagsgremium nominiert und anschließend von Mitgliedern der Stiftungsgremien ermittelt. Die Vorschläge kamen 2019 von Dr. Stefan Borchardt, Direktor Kunsthalle Emden, Dr. Marion Bornscheuer, Direktorin Museum Moderner Kunst Wörlen, Passau, Johan Holten, Direktor Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Barbara Leicht M.A., Leitung Amt  für Kultur, Neumarkt i.d.OPf., Prof. Olaf Metzel, Künstler, München und Leunora Salihu, Lothar-Fischer-Preisträgerin 2017, Düsseldorf.
 
Die für den Preis vorgeschlagen Künstler sollen in lose Verbindung zum Werk des Museumsstifters gebracht werden können und dem Profil des Hauses entsprechen. Lothar Fischer, selbst ab 1975 Professor für Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin (heute Universität der Künste), war sehr an der Förderung jüngerer Bildhauer gelegen, so dass ihm die Vergabe eines Preises bereits bei Gründung der Stiftung sehr am Herzen lag. 2005 erhielt erstmals Klaus Hack die Würdigung, 2007 ging sie an Rolf Wicker, 2009 an Brigitte Schwacke, 2011 an Martin Wöhrl, 2013 an Felix Schramm, 2015 an Stefan Rohrer, 2017 an Leunora Salihu und nun 2019 an Benjamin Houlihan.
 
Mit Benjamin Houlihan hat man sich für eine der interessantesten, jüngeren bildhauerischen Position in Deutschland entschieden. Mit Ironie und künstlerischer Leichtigkeit lotet Benjamin Houlihan traditionelle Fragestellungen der Kunst, insbesondere der Bildhauerei, aus und bricht dabei klassische Gattungsgrenzen auf. Raffiniert lässt er, genreübergreifend, Skulptur, Zeichnung und Malerei im Raum verwischen. So ist Skulptur bei Benjamin Houlihan nicht zwingend volumenhaft und massig, sondern kann auch als filigrane Konturlinie im Raum erscheinen. Das dreidimensionale Raumobjekt wird bei ihm mitunter zur feingliedrigen, zeichnerischen Setzung. Umgekehrt sind seine Zeichnungen unweigerlich im bildhauerischen Kontext eingebunden. Mal negiert Benjamin Houlihan in seinen plastischen Arbeiten Volumen, indem er ihnen nahezu jegliche Körperlichkeit entzieht, mal setzt er, mit abstrakt-voluminösen, in den Raum hineinragenden Objekten, ganz gezielt auf Dreidimensionalität. Bei seinen Werken steht oftmals, nicht nur in der zwischen Figuration und Abstraktion bewegenden Motivik, das Ungewöhnliche und Nebensächliche des Alltags im Fokus. „Impulse für die Formgestaltung seiner Objekte gewinnt Benjamin Houlihan oft aus alltäglichen, eher zufälligen Beobachtungen und neuen Blickwinkeln auf die Materialität und Oberflächenbeschaffenheit von Dingen und Phänomenen. Dabei geht es häufig um Härtegrade, die Materialien und deren Belastbarkeit, Volumendichte, Festigkeit und Widerstand definieren.“ (Gregor Jansen)
 
Benjamin Houlihan greift in seinem bisherigen Schaffen klug das Verhältnis von Körperlichkeit, Fläche, Maßstab, Kontur und räumlicher Verortung auf. Sein Werk, zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changierend, beeindruckt durch seine facettenreiche und genreübergreifende Formensprache, die unsere Sehgewohnheiten und Wahrnehmungsmuster immer wieder konterkariert und auf die Probe stellt.
Seine vom 28. Juni  bis 11. Oktober 2020 geplante Ausstellung in dem monografisch angelegten Museum des erklärten Tonbildhauers Lothar Fischer (1933-2004) wird sicherlich einen interessanten Beitrag zur zeitgenössischen Bildhauerei liefern.
 

Foto: Studio Benjamin Houlihan

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