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Aus einem besonderen Holz geschnitzt

17.01.2019 Rummelsberg.

38 Jahre hat Ewald Rachny in der Rummelsberger Schreinerei gearbeitet – Jetzt geht der passionierte Schreiner und Instrumentenbauer in den Ruhestand
 
 
Die Kunst, Cajòns zu bauen, gibt Schreiner Ewald Rachny (li.) auch an die Auszubildenden Simon Dümmler (Mitte) und Miguel Aubaret weiter. Foto: Steven Himmelseher

Wo Ewald Rachny und sein Trupp junger Männer auftauchen, da wird angepackt. Die Mitarbeitenden der Schreinerei Rummelsberg sind nicht nur Meister ihres Fachs, sie haben auch den ein oder anderen Büroumzug in der Verwaltung gewuppt. Spezialanfertigungen für das Diakoniemuseum, die komplette Möbelausstattung für den Neubau des Jugendhilfezentrums und dazu Aufträge von externen Kundinnen und Kunden –die Angebotspalette der Schreinerei Rummelsberg ist groß. Dabei gilt es immer den Spagat zu meistern – zwischen der Ausbildung von jungen Menschen, die mehr Förderung benötigen als in der freien Wirtschaft geleistet wird, und dem Zwang, wirtschaftlich zu arbeiten und gute Handwerksleistungen zu erbringen. Nach 38 Jahren Dienst in der Schreinerei Rummelsberg geht Ewald Rachny in den Ruhestand.

„Ich habe viel Wandel erlebt in all den Jahren“, erzählt der 63-Jährige. Heute haben die Jugendlichen, die in der Schreinerei ihre Ausbildung machen, mehr psychische Beeinträchtigungen. Das bestätigt auch Roman Bierig, Leiter der Rummelsberger Schreinerei: „Es ist kein leichtes Arbeiten. Gerade die verbale Gewalt hat in den vergangenen Jahren zugenommen.“ Sich dennoch um eine gute Entwicklung der jungen Menschen zu kümmern, sie weiter zu fördern, auch wenn mal böse Worte gefallen sind, das zeichne Ewald Rachny aus. „Er bemüht sich um jeden einzelnen Azubi“, lobt Bierig. Viele Auszubildende stürzten kurz vor der Gesellenprüfung plötzlich in eine Krise, wollten nicht mehr weitermachen – vielleicht auch aus Furcht davor, was danach kommt. Dann schlägt die Stunde von Schreiner Rachny.
 
„Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ihre Ausbildung abschließen. Auch wenn sie danach vielleicht etwas ganz anderes arbeiten, den Abschluss müssen sie schaffen“, ist Rachny überzeugt. Und die jungen Leute danken es ihm nachher meist: Oft kämen ehemalige Auszubildende lange nach ihrem Abschluss in die Schreinerei, um sich zu bedanken. „Einer kam neulich und hat erzählt, dass er jetzt eine eigene kleine Familie und eine feste Arbeit hat“, erzählt Rachny. Darauf komme es an. Derzeit arbeiten vier Mitarbeitende und zwölf Auszubildende in der Rummelsberger Schreinerei. Häufig kommen noch Praktikanten dazu, die in den Beruf reinschnuppern wollen.
 
In der Schreinerei hat sich viel getan: Immer mehr Maschinen übernehmen heute einzelne Arbeitsschritte, die früher einen Schreiner stundenlange Arbeit kosteten. Auch die Lagerhaltung hat sich verändert – heute bestellen die Schreiner das Holz „just in time“ und müssen ihr Material nicht erst monatelang trocknen und lagern. Dennoch ist die Fläche der Schreinerei in den vergangenen vier Jahrzehnten kräftig gewachsen, in den größeren Arbeitshallen können die Aufträge professionell abgearbeitet werden. Ewald Rachny nimmt zusätzlich ganz besondere Aufträge an: Er baut Cajòns, das sind kistenartige Schlaginstrumente, die ursprünglich aus Jamaika stammen. Sie sind Rachnys große Leidenschaft. „Jedes Instrument wird individuell für den Trommler hergestellt“, erzählt er stolz. Die Auftraggeberinnen und Auftraggeber wählen aus, welchen Klang sie sich wünschen und Rachny nimmt Maß, damit die Größe perfekt abgestimmt ist. Seiner Leidenschaft wird Ewald Rachny auch im Ruhestand weiter nachgehen – die Türen der Schreinerei stehen ihm dafür jederzeit offen.
 
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