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Astronautinnen trainieren in der Mühlbachquellhöhle für die ISS

15.05.2021 Dietfurt.

„Raumfahrt unter Tage“ heißt eine der Informationstafeln die sich in der Dauerausstellung„STEIN.WASSER.HÖHLE“ in Mühlbach bei Dietfurt, der Erforschung der dortigen Mühlbachquellhöhle widmet. Eigentlich geht es dabei um das Höhlentauchen und allgemein die Befahrung von Höhlen. Doch sind sich Höhlenforschung und astronautischeRaumfahrt manchmal verblüffend ähnlich, denkt man etwa an die Isolation in einem Biwak, minimale Privatsphäre, den fehlenden Tag-Nacht-Rhythmus, die kriechende Fortbewegungsart in der Enge, usw. All diese Herausforderungen müssen sowohl in einer Höhle wie auch in der ISS-Raumstation bewältigt werden.

Und wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald sogar eine Höhlenbefahrung auf einem anderen Himmelskörper, sei es nun der Mond oder derMars, auf dem man nach so genannten „Biosignaturen“, also zu Stein gewordene Hinterlassenschaften von einst vorhandenen Lebensformen sucht. Erfahrungen aus der Höhlenforschung könnten da durchaus nützlich sein. Dass es sich dabei nicht um reine Science Fiction handelt, beweisen Trainingsprogramme der ESA und der NASA, die unter anderem auch Simulationen in Höhlen zum Inhalt haben.

Jedem von uns sind Bilder von Astronautinnen in der Internationalen Raumstation ISS und schon von früher in den Space-Shuttles geläufig, doch dürfte den meisten gar nicht bewusst sein, dass es bisher noch keine einzige Deutsche unter diesen Astronautinnengab –obwohl schon jede Menge männlicher Kollegen „oben“ in der Umlaufbahn waren. Im Jahre2016 ergriff die Raumfahrtingenieurin Claudia Kessler die Initiative und gründete die Stiftung „Erste deutsche Astronautin gemeinnützige GmbH“ (www.dieastronautin.de). Sie fand: Es wird Zeit für die erste deutsche Frau im All.

Unter ganzen 400 Bewerberinnen haben sich im Rahmen der Initiative seither zwei Frauen durch gnadenlose Auswahlverfahren durchgeboxt, nämlich die beiden Astronautinnen-TraineesDr. Insa Thiele-Eich und Dr. Suzanna Randall. Hauptberuflich ist Suzanna Randall Astrophysikerin und Insa Thiele-Eich Meteorologin. Sie sind also beide Wissenschafts-Astronautinnen, das heißt, sie sollen in naher Zukunft zur ISS fliegen und dort wissenschaftliche Untersuchungen zu verschiedenen Themen durchführen, unter anderem zur Reaktion des weiblichen Körpers auf Schwerelosigkeit. Die beiden Astronautinnen sind damit durchaus auch Vorbilder, um Frauen und Mädchen für technische Berufe und ein naturwissenschaftliches Studium zu begeistern.

Die Stiftung „Erste deutsche Astronautin gemeinnützige GmbH“ trat auf der Suche nach einer geeigneten Örtlichkeit für einUnter-Tage-Training auch an die Karstgruppe Mühlbach heran, und man erklärtesich bereit, eine gemeinsame mehrtägige Expedition in die Mühlbachquellhöhle durchzuführen. Es sollen fünf Tage lang von der Außenwelt vollkommen isoliert reale wissenschaftliche Arbeiten durchgeführt werden, die dann nach ihrer Auswertung auch einen großen Nutzen für die weitere Erforschung des über zehn Kilometer langen Höhlensystems haben werden. Geplant sind Sinterprobenahmen zur radiometrischen Datierung, Messungen von Radon-und Kohlendioxidgehalten in der Höhlenatmosphäre, Messungen an Zulaufgerinnen und vieles mehr.

Die beiden Astronautinnen erhielten bereits eine umfassende Ausbildung zu Höhlenforscherinnen, und zwar in praktischer wie auch in theoretischer Hinsicht. So absolvierten sie bereits im März eine dreitägige intensive Vorlesungsreihe per Video zu verschiedensten Themen der Speläologie. Unter den insgesamt 14 deutschen Höhlenforscherinnen und Höhlenforschern, die diese Vorträge referierten, befanden sich auch drei Mitglieder der gastgebenden Karstgruppe Mühlbach, die ihnen die Themenbereiche „Radon in Höhlen“, „Höhlenentstehung“ und „Höhlentauchen“ näherbrachten.

Mehr Informationen unter: www.muehlbachquellhoehle.de; www.dieastronautin.de

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