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Suchtberatung: Angehörige brauchen Unterstützung

20.06.2018 Neumarkt.

134 l Alkohol, d.h. eine durchschnittliche Badewanne voll mit alkoholischen Getränken (Bier, Wein, Schnaps u.a.) trank in den vergangenen Jahren statistisch  jede einzelne Person in Deutschland pro Jahr. Zwischen 10 und 15 Millionen Angehörige, d.h .Ehepartner, Partner, Eltern, Kinder oder Freunde eines Menschen, der zu viel Suchtmittel konsumiert und womöglich abhängig ist, gibt es alleine in  Deutschland, so die vorsichtigen Schätzungen.
 
Ob ein Vater von Alkohol, ein Jugendlicher von Heroin, die Großmutter von Tabletten oder ein Arbeitskollege vom Glücksspiel, Abhängigkeit verändert immer die Familie  bzw. das soziale Umfeld und dominiert über kurz oder lang die gesamte Familie, sagt Ralf Frister, Leiter der Suchtberatungsstelle der Diakonie Neumarkt.
 
„Als ich einmal bei meinem Hausarzt war, habe ich mir ein Herz gefasst und ihm gesagt, dass ich glaube, dass mein Vater ein Alkoholproblem hat, dass es mir damit schlecht geht, und ihn gefragt, was ich tun könne. Er sagte, da müsse mein Vater schon selbst zu ihm kommen. Ich habe mich  in diesem Augenblick unendlich  hilflos und nicht verstanden gefühlt, hatte aber auch niemand anderen mit dem ich darüber sprechen wollte“, berichtet Martina M.
 
Angehörige von Personen die im Umgang mit den sogenannten „Suchtmitteln“ ein Problem haben sind durch deren Konsum und den daraus folgenden sozialen, zwischenmenschlichen und Beziehungsproblemen of psychisch sehr belastet. Je wichtiger für eine betroffene Person der Konsum wird, desto unwichtiger wird das gesamte soziale  Umfeld. Die einhergehende Zurückweisung der Angehörigen tut weh und wirft bei diesen unweigerlich Fragen nach möglichen Ursachen auf, erläutert Frister. Die Angehörigen fragen sich dann:“ Bin ich schuld, dass mein Kind Drogen nimmt, mein Partner kifft, mein Vater trinkt“. Die am häufigsten gestellt Frage lautet: „Was habe ich falsch gemacht“.
 
Heftige Schuldgefühle wechseln sich mit Wut auf den Betroffenen ab, hinzu kommt der schmerzvolle Umstand, dass die Angehörigen mit ansehen müssen, wie der Substanzkonsum die Gesundheit ruiniert und das Verhalten verändert. So war es auch bei Martina M.:„ Ich hatte ständig mit überwältigenden Gefühlen zu kämpfen. Musste sie  aushalten und ausbalancieren. Ich war den ganzen Tag gestresst, konnte mich auf meine Arbeit  nicht mehr konzentrieren und fühlte mich schwach und ausgelaugt“.
 
Auch Angehörigen steht – was viele nicht wissen – das Angebot der Suchtberatungsstelle der Diakonie offen. In kostenfreien, vertraulichen Einzelgesprächen erhalten die Ratsuchenden Unterstützung im Umgang mit dem Problem.
 
Ralf Frister von der Suchtberatung kennt die Probleme der Angehörigen und sagt, dass es leider oftmals so sei, dass auch sie erst viel mitgemacht haben und viel Leid erfahren müssten, bevor sie  bereit seien etwas zu verändern. Schuld und Scham, die Angst, die Angst vor sozialer Ächtung des Umfeldes und deshalb die Angst davor, dass etwas von den Problemen nach außen dringen könne, sieht er als eine der Hauptprobleme von Angehörigen. Deshalb so der Diplom-Sozialpädagoge sei es wichtig auf die Hilfsmöglichkeiten hinzuweisen und Unterstützung anzubieten.  Ob in Einzel- oder Gruppengesprächen. Oftmals sei es für Angehörige außerordentlich wichtig sich entlasten und Fragen stellen zu können. „Es ist unerlässlich die schwierige Rolle der Angehörigen zu würdigen und zu verstehen mit welchen Problemen sie behaftet sind“. Erst wenn dies erfolgt ist, könne man versuchen gemeinsam herauszufinden, ob und wenn ja welche Veränderungen möglich sind. Wir versuchen den Ratsuchenden zu vermitteln, dass die bisherigen Strategien mit denen sie versucht haben das Problem „zu lösen“ bisher wenig Erfolg hatte und sie sich trauen müssen andere Wege zu beschreiten. Ein Prozess der schwierig ist und viel Geduld erfordert, bis er umgesetzt werden könne.
 
Oft genug, so Frister,  hat sich in der Beratung gezeigt, erst wenn ich mich verändere, beginnen sich die  Dinge um mich herum zu verändern. Ist der erste Schritt getan, ist schon vieles erreicht.
 
Kontakt und Informationen über die Suchtberatung der Diakonie Neumarkt, Seelstraße 11a, 92318 Neumarkt, Telefon 09181 440906 oder per Email: suchtberatung@diakonie-ahn.de
 
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