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Am 31. Oktober ist Reformationstag

28.10.2015 Sulzbürg.

Am 31. Oktober ist Reformationstag. Für die evangelische Kirche ist er einer der wichtigsten Tage im Jahr. Er dient aber gleichzeitig dazu, über die Wurzeln und die Kirche heute nachzudenken.

Wichtig ist er, weil sich am Reformationstag die evangelische Kirche an eine zentrale Weichenstellung in der knapp zweitausendjährigen Geschichte der Kirche erinnert. Es ist die Geschichte von dem Wittenberger Mönch und Theologieprofessor Martin Luther: Unablässig studiert er die Heilige Schrift.  Auf der Suche nach dem gerechten Gott. Angetrieben von der Angst, dem Anspruch Gottes, wie ihn die Kirche vermittelt, nicht genügen zu können. Endlich entdeckt er die Botschaft davon, dass der Glaubende „allein aus Glauben“ gerecht wird, neu: Gott selber schenkt dem Menschen seine Gerechtigkeit und seine Liebe – aus freien Stücken. Nicht das, was ein Mensch an guten Werken oder frommer Tat vollbringt, macht ihn vor Gott gerecht. Gott selber tut es: Gott erkennt den Menschen, auch den sündigen Menschen, als sein Gegenüber an. Dies steht unverrückbar fest. Von dieser Basis aus kann der Mensch frei und voller Vertrauen in Gott sein Leben gestalten.
 
Als Martin Luther über diese Erkenntnis die Augen aufgehen, fühlt er sich wie neu geboren. Er will mit anderen seine befreiende Erkenntnis teilen. Dazu formuliert er 95 Thesen und veröffentlicht sie als Diskussionsgrundlage an der Tür der Wittenberger Schlosskirche. Nicht ahnend, dass er, der seine Kirche reformieren wollte, das Zerbrechen der Kircheneinheit im westlichen Europa einleiten und das gesamte Abendland verändern würde. Für die Wahrheit seiner Glaubenseinsicht widersteht Martin Luther später auch Kaiser und Päpsten. Er bietet den mächtigen Strukturen die Stirn: „Hier steh ich nun – ich kann nicht anders“. Getragen alleine vom Wort der Heiligen Schrift.
 
Ein Evangelium, das Angst verbreitet, ist keine Frohbotschaft, sondern eine Drohbotschaft. Eine Schreckensbotschaft, die Bedrückung begründet und ermöglicht. So ist das Evangelium nicht gemeint. Nicht im Anfang und nicht von Gott selbst. „Hier steht ich nun, ich kann nicht anders“ – ein Satz gegen die Angst, ein Satz für das Leben. Gespeist aus der Lebenskraft, die dem Evangelium, der Botschaft Jesu Christi innewohnt. „Hier steht ich nun, ich kann nicht anders“ - auch ein Satz gegen alle, die die Angst zum Erhalt ihrer Macht einsetzen: Ich verlassen mich alleine auf Gott, wie er mir in der Heiligen Schrift begegnet und der mich in meiner Taufe zu seinem Kind angenommen hat.
 
Der Reformationstag ist kein Triumphtag für die evangelische Kirche. Die Erinnerung an den 31.Oktober 1517 birgt immer auch kritisches Nachdenken über Kirche heute in sich. Sie ist stets Anlass für Fragen: Wovon sich Kirche heute in ihrem Handeln leiten lässt, was sie zu den Themen der Zeit und den Fragen und Ängsten der Menschen zu sagen hat und welche Rolle dabei das Wort Gottes spielt? Nimmt die Kirche dafür wirklich alleine am Evangelium Maß? Der Reformationstag ist auch ein Tag der Selbstkritik aus dem Wort Gottes. Er erinnert daran, dass kirchliches Reden und Handeln immer reformbedürftig ist. Wer es mit Gott und seiner Welt ernst meint und im Gespräch steht, muss sich zwangsläufig verändern, um sich selber und Gott treu zu bleiben. Wäre es nur um die Organisation, die Strukturen und die kirchlichen Hierarchien gegangen, nie wäre die Reformation zu einer europaweiten, später weltweiten Bewegung geworden. Entscheidend war und bleibt, dass Menschen erkennen: Gott selber setzt den Menschen ins rechte Licht – aus lauter Liebe. Seine Lebensregeln wollen helfen, dass Leben gelingt und Leben sich entfalten kann. Aufrecht und ohne Angst.

Herr Pfarrer Armin Ehresmann sendet eine herzliche Einladung zum dekanatsweiten Festgottesdienst zum Reformationstag am Samstag, den 31.  Oktober um 19 Uhr in die Schlosskirche Sulzbürg.



Das Foto zeigt den Verfasser, Pfarrer Armin Ehresmann. Foto: privat

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