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15 Interessierte besuchten Kartoffellager der Burgis GmbH in Mühlhausen

28.07.2023 Neumarkt / Landkreis.

„Die Kartoffeln werden bei 5,5 Grad gelagert“

„GALA ist wichtigste der 20 Kartoffelsorten, die die Landwirte in der Region für die Knödelfabrik anbauen“, erklärt Andre Nadler den 15 Interessierten, die sich zu einer Exkursion auf dem Kartoffelacker bei Rettelloh eingefunden haben. Der Leiter des Kartoffellagers der Burgis GmbH betonte, dass die Firma bereits auf dem Acker Wert auf Nachhaltigkeit legt, indem sie von den Erzeugern die Anlage von Blühstreifen um die Äcker erwarte. Je nach Standort und zu erzeugendem Kartoffelprodukt wähle er jährlich zusammen mit den 78 Anbauern die passenden Sorten aus.

„Burgis verarbeitet jährlich 28.000 Tonnen Kartoffeln, davon 95% konventionell erzeugte Kartoffeln und 5% Bio-Kartoffeln“, so Nadler. 27.400 Tonnen kommen aus der Region. 600 Tonnen Frühkartoffeln werden aus Südbayern zugekauft, um die Produktion im Zeitraum vor der neuen Ernte auszulasten, wenn die eigenen Läger bereits leer seien. „Wenn die Knödel sehr hell sind, dann wurden Frühkartoffeln verarbeitet“, erklärt er den Anwesenden. Das Unternehmen würde auch die Bio-Schiene gerne ausweiten, doch während der Corona-Pandemie waren Kantinen geschlossen und der Absatz von Bio-Kartoffelprodukten sei eingebrochen.

Auf dem Acker erzählte Andre Nadler den Teilnehmenden alles Wissenswerte über die Kartoffel: die Kartoffel wird im Frühjahr angebaut und – je nach Sorte – in der Regel zwischen Juli und September geerntet. Die vitaminreiche Knolle bleibt auch vor Krankheiten und Schädlingen nicht verschont. „Der Kartoffelkäfer kann die Blätter der Pflanzen auf ganzen Feldern abfressen“, so der Experte, der dies bereits im Landkreis erlebt habe. „Gegen den Schädling kann der konventionelle Landwirt Pflanzenschutzmittel einsetzen. Im Ökolandbau ist das aus Asien stammende Öl der Neem-Pflanze wirksam, wenn es zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt wird“, so Nadler. Ausgebracht im Stadium, wenn die Raupen schlüpfen, gelange es in den Stoffwechsel. Dadurch würde die Chitinsynthese aufgehalten, so dass das Tier sein schützendes Außenskelett nicht vollständig entwickeln könne. Auch die Entwicklung der Larven oder Puppen würde dadurch gestoppt. „Auf die ausgewachsenen Tiere hat das Neemöl allerdings einen Einfluss“, so der Referent.

Die Pilzkrankheit Krautfäule sei insbesondere für die Kartoffellagerung gefährlich. „Eine faule Kartoffel infiziert zehn daneben liegende Knollen, und das geht im Schneeballsystem weiter“, erklärt der Experte die Fortpflanzung des Pilzes. „Im Lager kann so eine 1.000 Tonnen fassende Box „hochgehen“, das heißt, die faulen Kartoffeln stinken enorm und müssen aufwändig entsorgt werden“, beschreibt Nadler das Phänomen, das durch sorgfältige Prüfungen beim Anbau und insbesondere in der Annahme im Lager verhindert werden soll. Insbesondere in trockenen Jahren bereite inzwischen der Schädling Drahtwurm Probleme im Kartoffelanbau, da sich dieser bei Trockenheit feuchte Stellen im Boden suche und die Kartoffeln anbohre.

In Mühlhausen hatten die Interessierten die Möglichkeit, den gesamten Ablauf von der Kartoffelannahme über die Reinigung bis zur Einlagerung in das 6.000 Tonnen fassende Kartoffellager kennenzulernen.
Der Kartoffeleinkauf erfolge ausschließlich über vorab mit den Erzeugern geschlossene Kontrakte. Vor der Annahme der Kartoffeln würde eine 10-Kilo-Probe auf Qualität und Stärkegehalt untersucht. Grobes Aussortieren von beschädigten Knollen, Steinen oder Erdklumpen erfolge händisch, die anschließende Reinigung vollautomatisch.  

„6.000 Tonnen lagern wir in Mühlhausen, die anderen rund 22.000 Tonnen bleiben bei den Erzeugern. „Meine Aufgabe ist es unter anderem, in Anlehnung an die geplante Produktion die Anlieferung der Sorten und Mengen zu koordinieren“, schildert er den Teilnehmenden.
Die Einlagerung selbst sei kein leichtes Unterfangen: die Kartoffeln würden nach der Ernte erst auf 10°C gekühlt, um bei erhöhten Außentemperaturen Kondenswasser und damit Fäulnis im Lager zu vermeiden. Mit sinkenden Außentemperaturen im Winter würden die Knollen auf 5,5°C gekühlt und gehalten. Sorte und Temperatur bestimmen die Keimfreudigkeit der Kartoffel, die im Lager gering gehalten werden soll.
Wie sich 5,5°C in Sommerkleidung anfühlen, das konnten die Teilnehmer während des Aufenthaltes im Kartoffellager deutlich spüren.

Das Hauptgeschäft und damit inzwischen bedeutender als Ostern und Weihnachten sei für die Burgis GmbH inzwischen das Münchner Oktoberfest, „denn wir beliefern in zwischen alle Zelte auf der Wiesn mit Knödeln“, betont Nadler nicht ohne Stolz! Und für 2024 habe die Firma ein neues Produkt in der Pipeline, auf das sich die Kunden freuen dürften.  

Die Kartoffel-Exkursion hat die REGINA GmbH im Rahmen des Projektes „Bodenschätze“ durchgeführt. Am 10. September 2023 von 10 bis 17 Uhr findet passend zum Thema ein Kartoffel-Fest auf dem Biohof Gabler, Haid 1 in Lupburg statt, zu dem die gesamte Bevölkerung herzlich eingeladen ist.
Das Projekt „Bodenschätze“ ist eine Kooperation der REGINA GmbH und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Neumarkt-Amberg und dreht sich in 2023 um die Kartoffel. Ziel des Projektes ist es, sowohl den Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse als auch deren vielseitige Verwendung in der Küche in die Gesellschaft zu bringen – weg von Convenience Food, hin zu regionalen, frischen Erzeugnissen“, erläutert Sandra Foistner, Projektmanagerin bei der REGINA GmbH die Entstehung des Kooperationsprojektes von AELF und der REGINA GmbH.



An der Kartoffelexkursion mit Referent Andre Nadler von der Burgis GmbH nahmen 15 Interessierte aus dem Landkreis Neumarkt i.d.OPf. teil. Sie besuchten einen Kartoffelacker und die firmeneigene Kartoffellagerhalle in Mühlhausen.

Foto: Foistner

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