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„Auf den Bauch zu hören ist der Vorwand der Gedankenlosen“. Aphorismen, Metaphern, die einem den Mund offenstehen lassen, Intimes wie die Geschichte vom Morgengrauen und dem „Begleiter in meiner Hand“ und – unterm Strich – stets außergewöhnliche Lyrik gab es am Samstag in O’wei zu hören, als der Liedermacher Tim Köhler zusammen mit seiner Band das Publikum von einem wohligen Schauer zum nächsten geleitete. Der sprachgewaltige Pianist, bei dem wirklich jeder Satz auf höchst lyrische Art präzise das ausdrückt, was er benennen will, überzeugte dabei ebenso mit seinen intelligenten Kompositionen wie mit seiner gefälligen Tastenbehandlung, heißt: Er hätte auch ganz alleine einen wunderbar intensiven Liederabend gestalten können. Die drei Musiker allerdings, die er mitbrachte, setzten der obersten Sahne ein Häubchen auf – wenn man das so sagen darf. Man darf! Die sympathischen Begleiter Uli „Mastermind“ Strömsdörfer (E-Bass, Akkordeon Gesang), Nadine „Mickey“ Hagelstein (Gesang, Gitarre) und Christian „Silberschuh“ Steinlein (Gesang, Perkussion) erwiesen sich als feinsinnige, versierte Musiker, deren mehrstimmiger Gesang allein schon überzeugte, abgesehen vom präzisen, gefühlvollen Zusammenspiel und dem liebevollen Umgang untereinander. Dass Tim Köhler von seinem Publikum aufgrund eines hohen Inputs maximale Aufmerksamkeit verlangt, mag problematisch erscheinen. Die Gefahr, dass dem einen oder anderen Zuhörer der Schädel platzt, scheint gegeben. Zumindest in der Kneipenbühne jedoch bestand aufgrund der offenbar grundintelligenten Zuhörerschaft diesbezüglich keine Gefahr. Köhlers zeitlose – weil nicht an der Tagespolitik orientierten – Lieder fanden mit hoher Treffsicherheit ihr Ziel und wirkten auf unvergleichlich subversive Weise in die Seele ein. Hoffentlich. Nein. Sicherlich.

 

Foto: Golly