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Jazz kann auch Spaß machen

19.04.2015 Oberweiling, Kneipenbühne.

Ach nein!? Jazz kann Spaß machen? Ja, freilich! Das bewiesen am vergangenen Samstag Andy Fite an der Gitarre und sein gleichrangiger Mitmusiker Maurice Kühn am Kontrabass, die vor begeistertem Kneipenbühnenpublikum mit hoher Virtuosität fast ausschließlich Kompositionen des US-amerikanischen Singer/Songwriters, Komödianten und Jazz-Philosophen interpretierten – sieht man von unerhört klugen Coverversionen wie Steppenwolfs „Born To Be Wild“ ab. Andy Fite, der seit vielen Jahren in Schweden ansässig ist, unter anderem, weil er einige seiner Landsleute (speziell die Familie Bush) nicht aushalten kann, hatte Songs für fast alle Lebenslagen parat und fokussierte dabei seine Themen auf die Schwierigkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen, oft zwischen Mann und Frau. Witzig, locker und stets mit einem schelmischen, selbstironischen Augenzwinkern beschrieb er in episch langen Liedtexten dramatische Situationen und Missverständnisse, die ganz alltäglich sind und dennoch hin und wieder tottraurige Resultate zeitigen. „I got a stone in my shoe and it’s you …“ sang er mit eindringlich leiser und absolut treffsicherer Stimme, um im nächsten Moment mit perfektem Scatgesang ebenso phantastisch zu grooven wie auf seiner ehrwürdigen, unbezahlbaren Epiphone.

Seinen riesigen Fundus an Themen trug er übrigens komplett auswendig vor. In einem Schlussstück gab der geniale Musiker ein wunderbar melancholisches und dennoch gnadenlos positives Statement ab: „I Don’t Mind About The Blues“; das erschien als das schönste, glaubwürdigste und positivste Beispiel dieses Genres seit Langem in O’wei.

Maurice Kuhn, ein junger Kontrabassist mit fantastischer Gesangsstimme zog alle Register auf seinem Instrument, das er ungewöhnlich, nämlich in Quinten gestimmt hat, zupfte, strich und schuf – das war das Wichtigste – seinem Partner einen Freiraum, in dem der sich grandios entfalten konnte. Somit trug er wesentlich zu einem weiteren Highlight in der bald zu Ende gehenden Saison des Oberweilinger Kulturzentrums bei.

Foto: privat

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