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Vertreter des Bistums Passau stellen Konzept für schöpfungsorientierte Waldbewirtschaftung vor

04.04.2019 Neumarkt.

Auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung Neumarkt, des Evangelischen Bildungswerks, des Landesbund für Vogelschutz und des Bund Naturschutz stellten zwei Vertreter des Bistums Passau einer interessierten Zuhörerschaft in einer Vortragsveranstaltung ihr Konzept für eine naturverträgliche Waldbewirtschaftung vor.

Während in Politik und Gesellschaft derzeit viel über die Artenvielfalt diskutiert und um deren Schutz gerungen wird, schreiten einige wenige Landnutzer bereits zur Tat. Dass gerade die Katholische Kirche im Bistum Passau zu den Vorreitern im Naturschutz zählt, mag einerseits überraschen, ist andererseits aber nur konsequent: Vor wenigen Jahren hat Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ wegweisende Grundsätze einer Ethik im Umgang mit Natur und Umwelt aufgestellt. Zu den Kernaussagen gehört beispielsweise, dass die Erhaltung der Biologischen Vielfalt ein Grundanliegen der Kirche sein muss.

Aufbauend auf diese Enzyklika hat das Bistum Passau im Jahr 2014 beschlossen, für die Kirchenwälder im Bistum ein Konzept für eine schöpfungsorientierte Waldnutzung zu entwickeln und umzusetzen. Im Bereich der Bistumsverwaltung gibt es 135 Pfarrpfründestiftungen mit einem Waldbesitz von rund 1.300 Hektar. Schon seit längeren Jahren beschäftigt das Bistum einen hauptamtlichen Förster, der sich um eine möglichst naturverträgliche Waldbewirtschaftung bemüht. Neu an dem seit einigen Jahren geltenden Konzept ist aber die grundlegende Zielsetzung der Bewirtschaftung: Nicht der wirtschaftliche Ertrag, sondern die Erhaltung einer möglichst reichhaltigen Waldnatur ist oberstes Ziel. Damit geht das Bistum über die Zielsetzungen des staatlichen Waldgesetzes weit hinaus und beweist, dass kurzfristiger ökonomischer Nutzen nicht das Maß aller Dinge sein muss.

Die Referenten Matthias Drexler und Peter Langhammer erläuterten in ihrem abwechslungsreichen Vortrag im Landratsamt Neumarkt die drei wesentlichen Elemente des Konzeptes. Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Bodenstruktur bildet die Grundlage der Bewirtschaftung. Maschinen werden standortangepasst eingesetzt, zum Teil werden auch Pferde zum Rücken des Holzes eingespannt. Restholz wird so weit wie möglich im Wald belassen.

Ein zweiter Baustein besteht darin, den Anteil an Totholz im Wald wesentlich zu erhöhen. Einzelne Stämme bleiben im Wald liegen, bei Sturmschäden werden die Stümpfe in einigen Metern Höhe gekappt und im Wald belassen. Wichtig, so PeterLanghammer, sei die Vielfalt an Totholzstrukturen. Die Borkenkäfergefahr ist kein unüberwindbares Hindernis. Denn gefördert wird Totholz überwiegend bei standortheimischen Baumarten wie Buche oder Tanne. Selbst bei der Fichte kann man durch eine Behandlung der Rinde das Totholz für denBorkenkäfer unattraktiv machen. Wenn der Käfer schon ausgeflogen ist, besiedelt er eine abgestorbene Fichte nicht erneut. Auch solche Bäume können als Totholz im Wald bleiben.

Biotopbäume bleiben im Kirchenwald Passau ebenfalls stehen. Meistens handelt es sich um krumm gewachsene oder sonst nicht nutzbare Bäume, Bäume mit Höhlen oder mit Verletzungen der Rinde. Sie werden markiert und dürfen auf natürliche Weise absterben.

Alle Maßnahmen sind in der forstlichen Planung für jede einzelne Waldfläche genau beschrieben. Der Forstplanung wiederum ging eine akribische Aufnahme der Waldbestände nach Baumarten, ökologisch wertvollen Strukturen und Lebensräumen voraus, die unter anderem von der Universität Marburg und dem Nationalpark Bayerischer Wald wissenschaftlich begleitet wurde.

Würden die Katholische und die Evangelische Kirche mit ihrem umfangreichen Waldbesitz dieses wegweisende Konzept flächendeckend übernehmen, könnte man die Erhaltung der Artenvielfalt im Wald einen großen Schritt voranbringen.

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