Das Nachrichtenportal für Neumarkt/OPf.
Donnerstag, 28.03.2024 / 16:58:29 Uhr
Neumarkt/OPf.

9° C

 Nachrichten / Land

„Hebammerer“-Anwesen wird zum Park&Ride- und Parkplatz für das Sportzentrum

12.04.2019 Berg.

In diesen Tagen wird in der Schulstraße das sog. Hebammerer-Anwesen beseitigt, da an diesem Platz Parkraum für das Sportzentrum und darüber hinaus für den ÖPNV entstehen wird. Nach Ostern werden dir Bauarbeiten durch die Firma Dörrmann-Bau aus Berg beginnen. Es werden insgesamt drei Plätze – Park&Ride, Kulturplatz und Parkplatz mit ÖPNV-Haltestelle entstehen. Diese Maßnahmen unmittelbar an der Schulstraße sollen zum Schuljahresbeginn im September fertig sein.

Die Gemeinde wird aber auch die gesamten Sport-Außenanlagen neu bauen bzw. sanieren (Allwetterplatz, Lauf-, Sprung-, Kugelstoßanlage). Zwischen dem neuen Hallenbad und dem Schulsportanlage entsteht ein Außenbereich für die Nutzer des Hallenbades in der warmen Jahreszeit. Der Bau dieser Anlagen sollen gemäß den Planungen im November 2020 abgeschlossen sein und all diese Tiefbau- und Gartenbaumaßnahmen kosten der Gemeinde 2,3 Millionen Euro.
 
Das  „Hebammerer“-Anwesen – Berger Ortsgeschichte
Peter Lehmeier, geb. in Laaber und Frau Berta Lehmeier, geb. Geitner in Traunfeld, haben 1946 geheiratet und sind in Miete in das damalige Haus gegenüber dem Gasthof „Zum Hirschen“(„Hirschenwirt“), das am jetzigen Sofie-Scholl-Platz stand, eingezogen. Berg wurde als Wohndomizil deshalb gewählt, weil hier in diesem Bezirk eine Hebammenstelle frei wurde. Frau Lehmeier, die ja ausgebildete Hebamme war, hat sich darum beworben und diese Stelle auch erhalten.
 
Peter Lehmeier verdingte sich nach dem Besuch der Volksschule als landwirtschaftlicher Knecht und machte sich in dieser Zeit als Viehhändler selbständig.
 
Die Söhne Werner (1946) und Peter Lehmeier (1949) kamen noch in dem „Hirschen-Wirtshaus“ zur Welt. Geburtshelferin war jeweils die Oma Margarete Geitner aus Traunfeld (Mutter von Berta Lehmeier), die ebenfalls Hebamme war.
 
Nachdem man ein Grundstück käuflich erwerben konnte, begann man im Februar 1949 mit dem Bau eines kleinen Wohnhauses in der jetzigen Schulstraße 3, das noch im Oktober des gleichen Jahres bezogen wurde.
 
In den Anfangsjahren wurde auch noch eine Flüchtlingsfamilie, Herr und Frau Moder, aufgenommen. Diese bewohnten die zwei Zimmer im OG. Das Wasser zum Waschen und Kochen mussten sie vom EG hochschaffen, da im OG keine Wasserabnahmestelle vorhanden war. Überhaupt gab es im gesamten Haus kein Bad und kein WC, was heutzutage kaum mehr vorstellbar ist. Der wöchentliche „Badetag“ war an den Samstagen und wurde in einer verzinkten Wanne, die in der Küche aufgestellt wurde, absolviert.
 
Peter und Berta Lehmeier waren aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit viel unterwegs und so war von Anfang an die Schwester von Frau Lehmeier, Frau Margarete Geitner, für die Versorgung der Kinder zuständig. 1953 kamen noch Luise und 1957 Josef hinzu, so dass Frau Geitner für vier Kinder und den Haushalt zuständig war, was wahrlich keine leichte Aufgabe darstellte. Außerdem versorgte sie auch noch das immer wieder vorübergehend im Stall eingestellte Handelsvieh (Kühe bzw. Pferde etc.).
 
Bis Frau Lehmeier Anfang der 80iger Jahre in Rente ging, hat sie als Hebamme mehr als 1000 Kindern geholfen, das  Licht der Welt zu erblicken. Damals gab es fast ausschließlich nur Hausgeburten. Da Frau Lehmeier lange Zeit nicht motorisiert war, konnte sie die Entbindenden nur zu Fuß erreichen, was vor allem nachts und in den Wintermonaten großen Idealismus zum Beruf und vor allem viel Mut erforderte.
 
Im Jahre 1986 verstarb „Hebammerer“ Peter Lehmeier und 1999 Hebamme Berta Lehmeier. Bis Ende März  bewohnte Sohn Werner das „Hebammerer-Haus“, das vor fünf Jahren die Gemeinde Berg käuflich erworben hat. Da dieses Grundstück im Zuge des Neubaus des Sportzentrums benötigt wird, fällt es nunmehr der Spitzhacke zum „Opfer“.

Foto: Gemeinde Berg

« zurück


Diese Themen könnten Sie auch interessieren: