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Franz Hajak & The Blue Lunatics begeisterten

04.03.2019 Oberweiling.

„I woke up this morning, had a freight train on my mind“: Franz Hajak & The Blue Lunatics begeisterten am Samstag ihre Zuhörerschaft mit erdigem Blues und einzigartig interpretierten Songs aus dem Bereich „Americana“ – sozusagen mit einem langen, langen Güterzug voll mit gefühlvollen Balladen über die unerschöpflichen Themen Liebe, Sehnsucht, Verlassen und Verlassen werden. Neben Wohlbekanntem waren seltene musikalische Juwelen, quasi „Pearls In The Snow“, zu hören, wie beispielsweise „Amelia Earheart’s Last Flight“ von Kinky Friedman, dem etwas anderem Countrysänger und Krimiautor. Der charismatische Multiinstrumentalist (Mandoline, Keyboards, 6- und 12-string-Guitar) und Geschichtenerzähler Franz Hajak gehört (fast) zur ersten Generation der schon zu Ende der 60-er Jahre enorm fruchtbaren fränkischen Bluesszene. Und er hat zu Recht unlängst die Gitarre Martin Philippis geerbt, eines vor nunmehr 35 Jahren verstorbenen blinden Nürnberger Bluesmusikers, der so authentisch wirkte, dass dem Kenner noch heute Tränen der Rührung in die Augen steigen, wenn er an dessen zarten Gesang und seine offen in G-Dur gestimmte Gitarre denkt.

Hajak kann nicht wie Philippi singen und spielen, aber er kann das seit 35 Jahren im Koffer verstaute Instrument zu neuem Leben erwecken. Und wie! Was aber tut dieser klasse Musiker sonst noch? Er schafft es, solch ausgetretene, abgehalfterte Songs wie „Rolling On The River (Proud Mary)“ komplett umzustülpen – und das mit einem neuen Tempo, einem neuen „Feeling“ und viel improvisiertem Text in der Mitte. Phantastisch! Nun habe ich vielleicht zu viel vom Frontmann geschwärmt und vergessen, wen er da alles an seiner Seite hat: Da ist zunächst Peter Horcher am Akkordeon und Cajon. Ihn kennt man als Weltmusiker erster Güte, unter anderem war er Mitglied in der Gruppe „Argile“, hat zusammen mit dem marokkanischen Oud-Virtuosen Abdel-Illah Hajim eine CD produziert und bei „al majanine“ mitgewirkt, einem Projekt, das sich auf  traditionelle Volkslieder aus Ägypten, Marokko, Palästina, dem Libanon, Syrien, und dem Irak spezialisiert hat. Horcher ist – das kann man getrost so sagen – mit allen musikalischen Wassern gewaschen und bringt den Blues genau so authentisch aufs Tapet wie die Musik der Akadiens (Zydeco und Cajun). Da ist auf der anderen Seite der geniale Bassist Helmer Koerber, den man seit vielen Jahren von seiner Zusammenarbeit mit Klaus Brandl und Chris Schmitt kennt, ein Musiker, der mit unerschütterlicher Wucht groovt – besser geht’s wohl kaum. Und last not least gibt’s da Joachim Sauter an der Sologitarre, einen Mann, der mit wirklich großem Sound Glanzpunkte setzt – von ihm wird man noch viel hören; als Mitglied von „Grass Station“ und dem „Quartetto Corleone“ ist er auf einem guten Weg.

Das knapp vier Stunden lange Mammutkonzert, bei dem wirklich niemand der Anwesenden den Eindruck bekam, dass es irgendwann genug sei, gipfelte in einem Medley, das ich folgendermaßen bezeichnen möchte: „Der ganze Rock’n’Roll in fünf Minuten.“

Wozu braucht’s ein Faschingsgedöns, wenn es so etwas Schönes und Gutes gibt?

Foto & Bericht: Golly Hertlein

 

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