Das Nachrichtenportal für Neumarkt/OPf.
Freitag, 03.05.2024 / 11:30:40 Uhr
Neumarkt/OPf.

12° C

 Nachrichten / Land

Conny und die Sonntagsfahrer debütierten

20.11.2016 Oberweiling, Kneipenbühne.

Conny und die Sonntagsfahrer debütierten am Samstag in der ausverkauften Kneipenbühne mit ihrem fünfziger-Jahre-„Programm des deutschen Schlagers“. Vor einem Publikum, das den bisherigen O’wei-Altersschnitt deutlich in die Höhe trieb, präsentierte das Quartett Hits aus der Wirtschaftswunderzeit, Lieder voller Sehnsucht (nicht nur nach Italien), Lieder, die den Zeitgeist auf den Punkt brachten (Geh’n Sie mit der Konjunktur), Lieder, die mit karibischem Charme politische Botschaften transportierten (Harry Belafontes „Blue Island In The Sun“ – Caterina Valentes „Wo meine Sonne scheint“); oder auch einfach nur lustige Variationen des Verliebt-Seins und des Frohsinns: Schließlich ging es damals nach zwölf Jahren der Nazibarbarei und den anschließenden fünf Jahren schlimmster Entbehrungen endlich wieder aufwärts.

Steffen Zünkeler am Kontrabass und Thomas Stoiber am Akkordeon unterstützten die wunderbare Sängerin Eva Petzenhauser und den nicht minder präsenten Rainer Heindl, der neben dem Sologesang auf vorzügliche Weise auch die Gitarre bediente und sich darüber hinaus als einer erwies, der Stimmen und Habitus der jeweiligen Schlagersänger überzeugend zu vermitteln wusste.

Die minimalistische Besetzung mit drei Musikinstrumenten und vier Gesangsstimmen war übrigens von höchster Güte: Zum einen bestachen die Arrangements durch dichte Präsenz – nichts war zu viel, nichts zu wenig – zum anderen brachte die virtuose Beherrschung der Geräte die Schlager auf eine neue Ebene. Der perfekt gesetzte, lupenreine, oft vierstimmige Gesang tat ein Übriges – nicht zu vergessen die witzige Choreographie!

Conny und ihre Sonntagsfahrer ließen nichts aus: von Bill Ramsey bis Vico Torriani, von Peter Alexander bis Peter Kraus, von Freddy Quinn bis Bibi Johns war alles zu hören, was im Aufbruchsjahrzehnt Rang und Namen hatte.

Ganz besonders gefiel „Die süßesten Früchte“, 1954 von Peter Alexander und Leila Negra in dem gleichnamigen Film interpretiert. Das Original „Papaveri e papere“ galt damals als sehr politisch und äußerst subversiv. Mit dem "kleinen Entchen" brachte man den Führer der Democrazia Christiana, Amintore Fanfani, in Verbindung. In den "papaveri alti alti" sah man die Parteigrößen, die von den kleinen Leuten als die Unantastbaren gesehen wurden. Besonders Fanfani empörte sich wegen dieses Schlagers, und es gab dazu auch eine parlamentarische Untersuchung. Die Übersetzung ins Deutsche ist übrigens gar nicht so schlecht, auch wenn sich die vielen Wortspiele nicht eins zu eins transportieren lassen. Über Leila Negra als Kinderstar und Vorzeigeschwarze  in Filmen während des Dritten Reichs gäbe es übrigens auch eine ganze Menge zu erzählen.

Gänsehaut bereitete die Cole-Porter Nummer „Ganz Paris träumt von der Liebe“ (Original: „I love Paris“), in der Eva Petzenhausers Stimme an die Edith Piafs erinnerte. Der Vergleich ist gewagt, hat aber dennoch seine Berechtigung.

Das exzellente Konzert wurde gerundet von Steffen Zünkelers kurzweiliger Conference. Die „Berliner Schnauze“ gab nicht nur wertvolle Hintergrundinformationen zu den einzelnen Liedern zum Besten, sondern er sprang sechzig Jahre zurück in der Zeit und versuchte seinen staunenden fünfziger-Jahre-Mitmusikanten zu erklären, was ein Handy oder ein Euro ist, dass es tausend Fernsehprogramme gibt und vieles mehr. Thomas Stoiber verlas zur Pause und zum Ende "Noch’n Gedicht“ und "Noch’n Gedicht“ (Heinz Erhardt) und so erschien das Mammutkonzert als eine durchaus runde Sache, die ausnahmslos alle Beteiligten restlos begeisterte.
 

« zurück


Diese Themen könnten Sie auch interessieren: