Das Nachrichtenportal für Neumarkt/OPf.
Montag, 13.05.2024 / 06:26:46 Uhr
Neumarkt/OPf.

9° C

 Nachrichten / Land

Klimaschutz oder neue Höchstspannungsleitungen?

30.10.2020 Neumarkt / Landkreis.

 
Die Bürgerinitiativen im Landkreis Neumarkt gehen auf regionaler Ebene mit Politikern ins Gespräch. Aufklärung ist nach ihrer Meinung notwendig, da man sich in den Kreis-, Landes- und Bundesverbänden mancher Parteien offenbar nicht bewegen will und die Beibehaltung von Kohle- und Atomstrom vom europäischen Ausland für die vermeintliche Versorgungssicherheit akzeptiert bzw. diesen sogar für unabdingbar hält. Diese Haltung können die Bis nicht nachvollziehen, zumal von zahlreichen Fachleuten und sogar von regionalen Energieversorgern das Gegenteil längst bewiesen ist.
 
Den bayerischen Staatsminister Albert Füracker traf man zum Einzelgespräch. Mit Bundestagsabgeordneten Alois Karl ging man bei der Kreistagsfraktion in Diskurs – auf CSU-Seite dominierte er den Abend in der Post Berching. Es fallen Aussagen, dass es die Trassen für die Energiewende brauche - den damit einhergehenden europäischen Stromhandel müsste man damit billigend in Kauf nehmen. Stromspeichertechnologie wäre nicht vorhanden bzw. nicht ausgereift. Stattdessen erklärt man, dass Windstrom über die neuen Trassen vom Norden in den Süden transportiert werden müsse. Es fällt die Aussage, dass für die Juraleitung teilweise Erdverkabelung geplant sei – da diese die Akzeptanz bei den Bürgern fördere. Der Trassenausbau wäre von Vorteil wegen möglicher Arbeitsplätze.
 
Als Antwort halten die BIs dagegen, dass unnötiger Trassenausbau der Energiewende widerspricht, ja sogar schadet. 
Die geplanten Trassen sind aktuell zur angeblichen Versorgungssicherheit über Deutschlands Grenzen hinaus vernetzt geplant. Das ermöglicht die Verbindung zu Kohle- und Atomkraftwerken, die in unseren Nachbarländern vielfach in Grenznähe stehen! Genau solche konventionellen Kraftwerke wird Deutschland für die Klimawende vom Netz nehmen. 
Die erneuerbaren Energien (EE) müssen für die Energiewende dezentral massiv ausgebaut werden, um unsere Stromversorgung abzusichern, wie vielfach diskutiert und teilweise bereits in der Umsetzung.
Damit sich der Versorgungskreislauf schließt, brauchen wir zur Ergänzung der dezentralen Stromerzeugung zwingend vor Ort große Stromspeicher, mit Speicherfähigkeit über mehrere Monate. Überschüssige Energie, die z.B. bei PV-Anlagen um die Mittagszeit entsteht, würde damit zwischengespeichert werden können und bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Ein minimales intelligentes Verteilnetz wäre dazu ausreichend.
Wind- und Sonne-Flauten sind im Norden als auch im Süden unvermeidbar. Diese Tatsache macht die Speicher unabdingbar und zur Ergänzung perfekt. Solange unsere Politik die Notwendigkeit und die dringende Umsetzung der Speicher-Techniken ignoriert, würde in EE-Flauten unausweichlich Kohle- und Atomstrom aus den Nachbarländern unsere Haushalte und Industrie versorgen! 
Zum Thema Erdverkabelung: sie ist bei Wechselstromleitung bisher nicht ausgereift, mindestens 6mal so teurer und für die Umwelt schädlicher als Freileitung. Die Kosten für die Trassen legt die Politik auf den privaten Endverbraucher um, der die Investitionen zahlen muss, an den Gewinnen jedoch nicht beteiligt wird.
Die Schaffung von Arbeitsplätzen sehen die BIs bei Investitionen in EE und Speichertechnologie. Im Zuge dessen solle Wasserstofftechnologie bayerischer Firmen zukunftsorientiert zum Einsatz kommen, bevor diese Vorzeigeentwicklung zwangsweise ins Ausland verkauft wird.
 
Die GRÜNEN im Bundestag haben dem Netzentwicklungsplan zum Trassenbau zugestimmt. Mit der Kreistagsfraktion wurde über den daraus resultierenden möglichen Import von Atomstrom aus Nachbarländern diskutiert. Dies wollen die BIs so nicht akzeptieren, zumal die Entsorgung von Atommüll und mögliche Reaktorkatastrophen als ungelöste Probleme bestehen bleiben. Ein Folgetermin soll stattfinden, zusammen mit MdB Stefan Schmidt, der bereits sehr ausführlich auf ein Schreiben der BI´s geantwortet hat. 
 
Auch mit den Kreistagsfraktionen der FW/UPW und ÖDP wurden energiepolitische Ziele besprochen, weitgehend übereinstimmend. Die FW/UPW will für die nächste Kreistagssitzung das Thema Netzausbau auf die Tagesordnung bringen. Diesem Termin sehen die BI-Vertreter mit großem Interesse bereits entgegen.
 
Zur Vergrößerung des Bündnisses stehen die BIs ebenfalls in Kontakt mit BUND Naturschutz und Grandparents-for-Future. Aktuell zeige die Tendenz der Erderwärmung erschreckende 5 Grad, so die Aussage von Dr. Christian Stierstorfer beim kürzlichen Wald-Vortrag des LBV. Wenn die gesetzten maximal 1,5 Grad bis 2050 auch nur annähernd erreicht werden sollen, ist massiver Handlungsbedarf erforderlich. Die Vertreter*innen der BIs sehen sich zum Eintreten für den Klimaschutz verpflichtet. Das sind wir der Zukunft unserer Kinder und Enkel schuldig.
 
Foto: Michaela Wild
 
« zurück


Diese Themen könnten Sie auch interessieren: