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Auf den Gesamtverdienst kommt es an - Verdienstvergleich Bauarbeiter zu Akademiker

12.08.2016 Neumarkt.

Mein Sohn/ meine Tochter soll es einmal (finanziell) besser haben, deshalb darf sie nach dem Abitur keine Lehre beginnen, sondern muss unbedingt studieren.
Ein Satz, der nicht selten von Eltern in den Zeiten der Berufsfindung ihrer Kinder zu hören ist, aber stimmt er auch?
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie des IAB (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung) lässt an diesem Satz bereits erhebliche Zweifel aufkommen.
Die Bau-Innung Neumarkt ging der Frage ebenso nach und kam zu folgendem Ergebnis:
Der Lohn eines gewerblichen Bauarbeiters (= Facharbeiter) hält dem Verdienstvergleich mit vielen Akademikern branchenübergreifend sehr wohl stand.
Was auf den ersten Blick verblüffen mag, erklärt sich bei näherem Hinsehen wie folgt:
Vergleicht man den Verdienst zweier Arbeitnehmer in Deutschland, so wird in der Regel der Monatslohn bzw. das Monatsgehalt beider miteinander verglichen.
Nach Meinung der Bau-Innung Neumarkt ist dies jedoch ein Fehler.
Entscheidend ist bei jedem einzelnen unter dem Strich nicht, was man monatlich verdient.
Ob man es finanziell einmal besser hat - wie oben geschildert - entscheidet vielmehr der Gesamtverdienst im Arbeitsleben.
Bei dieser Betrachtungsweise ist es selbstverständlich entscheidend, ob jemand mit 16 Lebensjahren das Arbeiten als Auszubildender mit einer Lehre beginnt oder erst im Alter von 25. bzw. 30 Jahren als Akademiker nach absolviertem Studium in seinem jeweiligen Beruf einsteigt.
Beim Vergleich zwischen Bauarbeiter und Akademiker bedeutet dies konkret:
In den 18 Berufen am Bau, angefangen vom Maurer, Fliesenleger, Trockenbauer, Betonbauer, Straßenbauer, Estrichleger, usw. verdient man in den 3 Jahren der Ausbildung bereits einen Gesamtbetrag in Höhe von 40.875 Euro brutto (1. Lehrjahr 708 Euro , 2. Lehrjahr 1.088 Euro, 3. Lehrjahr 1.374 Euro).
Bei Hinzurechnung des Bruttoverdienstes des Bauarbeiters nach der Ausbildung in Höhe von durchschnittlich monatlich 3.000 Euro brutto (= jährlich 36.000 €) bedeutet dies einen Gesamtverdienst in Höhe von 292.875 Euro brutto bis zum 25 Lebensjahr und 472.875 Euro brutto bis zum 30. Lebensjahr.
Steigt ein Akademiker mit 25 Jahren ins Berufsleben ein, so hat er 42 Jahre bis zum 67. Lebensjahr (= Renteneintritt) Zeit, um diesen finanziellen Vorsprung des Bauarbeiters wieder aufzuholen.
Monatlich muss der Akademiker damit also 583 Euro brutto mehr verdienen als der Bauarbeiter, damit insgesamt wenigstens 3.583 Euro brutto monatlich.
Startet der Akademiker erst mit 30 Jahren in den Beruf, so hat er bis zu seiner Rente noch weniger Zeit, um finanziell aufzuholen, und muss einen monatlichen Betrag in Höhe von 1.083 Euro brutto aufholen, was für ihn wenigstens 4.083 Euro brutto im Monat an Verdienst bedeutet.
Hierzu Werner Keckl, Obermeister der Bau-Innung Neumarkt:
„Bei dem tatsächlich entscheidenden Gesamtverdienst beginnend ab dem Berufseinstieg bis zur Rente steht ein Bauarbeiter im Vergleich zum Akademiker entgegen der weit verbreitenden Meinung aus unserer Sicht gut dar.
Aus unserer Sicht wäre es daher angesichts des derzeit festzustellen Trends hin zum Akademiker ratsam, beim Verdienstvergleich mehr den Gesamtverdienst im Arbeitsleben und nicht die monatliche Betrachtungsweise in den Vordergrund zu stellen.
Akademiker sind wichtig für unsere Gesellschaft, aber Arbeiter sind es genauso.
Nicht nur für unsere Bauwirtschaft ist es notwendig, dass das Verhältnis zwischen beiden Gruppen nicht aus den Fugen gerät, sondern ausgeglichen bleibt“.
Aus Sicht der Bau-Innung Neumarkt gilt daher:
Damit es der eigene Sohn oder die Tochter einmal besser hat, ist es nicht entscheidend, ob man sich für ein Studium oder eine Ausbildung bei der Berufswahl entscheidet.
Auf beiden Wegen kann man seine finanziell gesteckten Ziele gleichsam erreichen.

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