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Tengelmann-Übernahme: Alle unter einer Decke?

13.10.2016 München.

Edeka erkauft sich Zustimmung für Fusion – Deal zulasten von Verbrauchern und Bauern
 
Hinter verschlossenen Türen haben sich die Chefs der großen Supermarktketten nun doch geeinigt: Edeka kann damit wohl die gut 400 Supermärkte von „Kaiser’s Tengelmann“ übernehmen. Der Gewerkschaft ver.di zufolge hat man sich beim Krisengespräch am vergangenen Donnerstag darauf verständigt, dass die Konkurrenten Rewe, Norma und die Handelskooperation Markant ihre juristischen Beschwerden gegen die Ministererlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zurückziehen. Damit wäre der Weg frei für eine Komplett-Übernahme der Kette Kaiser's Tengelmann durch Edeka. Bis zum 17. Oktober sollen die Details für diesen Deal ausgehandelt werden, bis dahin wurde Stillschweigen vereinbart. 
 
„Es ist verrückt: Die vier großen Handelskonzerne beherrschen bereits 85 Prozent des Marktes und Edeka ist der mit Abstand größte Konzern“, sagt Bauernpräsident Walter Heidl. „Die Handelskonzerne führen einen erbitterten Konkurrenzkampf und doch stecken sie auch jetzt wieder alle unter einer Decke. Nur so kann sich Edeka nun die Zustimmung der Konkurrenzunternehmen erkaufen, um dann noch größer und mächtiger zu werden.“ 
Und um nichts anderes geht es dem Handel bei der Übernahme der Tengelmann-Supermärkte: Markt- und Einkaufsmacht: Wenn Edeka künftig Waren im Wert von über 30 Milliarden Euro einkauft und durch die Übernahme die Preise nur um ein Prozent drücken kann, spart der Konzern auf einen Schlag 300 Millionen Euro pro Jahr ein. Die Tengelmann-Übernahme würde sich für EDEKA diesem Szenario der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge innerhalb eines Jahres rechnen. Tatsächlich sind die Unterschiede in den Einkaufspreisen zwischen Edeka und Tengelmann im Moment noch deutlich größer. Sie liegen nach Angaben von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub zwischen sieben und zehn Prozent.
 
„Viele Fragen rund um diese Übernahme sind noch offen, aber eines ist damit schon sicher: Am Ende werden die Verbraucher und wir Bauern die Zeche dafür zahlen“, sagt Heidl. Damit zeige sich bereits jetzt, welch verheerende Folgen Gabriels Ministererlaubnis haben wird. „Mit einem Handstreich hat der Bundeswirtschaftsminister das Fusionsverbot des Kartellamtes und das negative Votum der Monopolkommission vom Tisch geräumt – und damit dem Weg frei gemacht für eine weitere Stufe der Preisschlacht in den Supermärkten. Am Ende werden wir alle für die Fehler von Sigmar Gabriel bluten müssen. Sei es durch höhere Preise im Supermarkt, noch niedrigere Preise für die Bauern – oder weil sich REWE durch diesen Deal bereits den Freifahrtschein für die nächste Übernahme erzwingt und sich die Situation im deutschen Lebensmitteleinzelhandel damit noch weiter verschlimmert. Deshalb muss jetzt noch die Reißleine gezogen und die Übernahme gestoppt werden!“
 
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