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Frau am Bau: Kampf gegen das Klischee

05.04.2017 Regensburg.

Marina Kugler absolviert als einzige weibliche Teilnehmerin den Maurer-Meisterkurs der Handwerkskammer in Regensburg

Sie verlegt gerne Estrich, ist seit frühester Kindheit auf Baustellen unterwegs. Dabei tippt man bei der jungen Frau mit schicker Bluse, hübschem Gesicht und Trendfrisur eher auf Bürokauffrau oder einen ähnlichen „Frauenberuf“. Mit diesem Klischee sieht sich Marina Kugler aus Nittendorf im Landkreis Regensburg häufig konfrontiert. Dabei wurde ihr das Bau-Gen durch den elterlichen Betrieb schon in die Wiege gelegt. Zwar machte sie zunächst eine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel, doch dann kam es anders. Heute, mit 26 Jahren, ist sie Maurermeisterin und wird bald, zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Matthias, die Bau Kugler GmbH übernehmen.



Beide bestanden kürzlich (3. April 2017) die theoretische und praktische Meisterprüfung der Maurer und Betonbauer im Bildungszentrum der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Regensburg. In 1.425 Unterrichtsstunden perfektionierten die 32 Teilnehmer im Vollzeitkurs nicht nur ihre praktischen Fertigkeiten beim Bauen von Mauerwerken und Schalungen, sondern auch das Entwerfen und Konstruieren von Gebäudeelementen, das richtige „Lesen“ von Plänen sowie ihre Kenntnisse in Bauphysik und Werkstoffkunde oder Lasertechnik.

„Willst du dir das wirklich antun?“
„Vor allem beim Planzeichnen habe ich viel dazu gelernt“, resümiert Marina Kugler. Ganz so leicht wie die Entscheidung zum Meisterkurs fiel ihr der Entschluss Maurerin zu werden nicht. So erntete sie damals, vor vier Jahren, gemischte Reaktionen. Während die Familie sie bekräftigte, waren viele Freunde überrascht. „Willst du dir das wirklich antun?“, hörte sie mehr als einmal. Schließlich war sie auch in ihrem kaufmännischen Beruf nicht unglücklich. Am Ende siegte aber doch der Wunsch nach einer Maurerlehre und die Meisten beglückwünschten sie zu dieser „mutigen Entscheidung.“

Bereut hat sie das bis heute nicht. Neben der eigentlichen Arbeit, gefalle ihr vor allem, dass man am Abend sieht, was man geleistet hat. „Dass ich ein konkretes Ergebnis habe“, so Kugler. Als Exotin fühlt sie sich nicht, obwohl der deutschlandweite Frauenanteil bei den Maurern konstant bei unter einem Prozent liegt. Auch derbe Sprüche von Kollegen musste sie sich nie anhören. „Wahrscheinlich hatte ich da einfach Glück“, meint sie. „Meistens freuten die sich eher, wenn sie mir helfen oder was beibringen konnten und merkten, bei mir ist echtes Interesse da.“

Nur im Geschäft gebe es manchmal Kunden, die nicht mit ihr sprechen wollen, stattdessen nach dem Chef fragen. „Das nervt schon. Aber wenn sie dann merken, dass ich was weiß, lassen sie sich meistens überzeugen“, erzählt Kugler. Angst, dass sie körperlich nicht mithalten könne, habe sie nicht. Natürlich sei es schwere Arbeit, die „einiges an Muckis“ erfordere, aber mittlerweile gebe es viele Geräte, die das Leben auf der Baustelle erleichtern. „Bei uns im Betrieb investieren wir viel in solche Maschinen. Maurer ist längst nicht mehr so ein Knochenjob wie vor 20, 30 Jahren“, betont die Jungmeisterin.

Harmonisches Arbeiten mit männlichen Kollegen
Frauen, die damit hadern, einen „Männerjob“ zu ergreifen, rät sie: „Einfach probieren.“ Viele befürchten, es sei schwierig, fast nur männliche Kollegen zu haben. Dabei sei das ein richtig harmonisches Arbeiten, erzählt die 26-Jährige. Wenn man Engagement, Leidenschaft und die nötige Durchsetzungskraft mitbringe, stehe einem nichts im Weg.

Wann genau Marina Kugler und ihr Bruder den Familienbetrieb übernehmen werden, ist noch unklar. „Aber auf jeden Fall zeitnah, sagt unser Vater. Und dann müssen wir halt noch schauen, wie wir uns das genau aufteilen“, grinsen die beiden und verabschieden sich. Jetzt wird erst einmal der Meistertitel gefeiert.

Der nächste Meisterkurs der Maurer und Betonbauer findet von 10. April 2017 bis 14. März 2018 in Regensburg statt. Nähere Informationen gibt es unter www.hwkno.de/weiterbildung.

Foto: HWK

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