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Direkter Austausch zwischen Flüchtlingen und Betrieben

07.04.2017 Neumarkt.

Kontakt- und Praktikumsbörse in Neumarkt bringt junge Asylbewerber und regionale Unternehmen zusammen

Rund 2.800 minderjährige Flüchtlinge besuchen derzeit in Ostbayern die Berufsintegrationsklassen der Berufsschulen. Diese gilt es möglichst schnell zu integrieren. Deshalb hat die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz zusammen mit regionalen Netzwerkpartnern die „Kontakt- und Praktikumsbörse“ ins Leben gerufen, die nun im Bildungszentrum der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Neumarkt stattfand.



„Die Jugendlichen sollen möglichst einfach in direkten Kontakt mit Betrieben kommen“, beschrieb die vom Bayerischen Arbeits- und Sozialministerium geförderte Ausbildungsakquisiteurin der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz Stefanie Graf das Ziel der Kontaktbörse. Zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, der Agentur für Arbeit, dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum, der Staatlichen Fachober- und Berufsoberschule sowie der Kreishandwerkerschaft Neumarkt organisierte die Handwerkskammer diese Plattform mit regionalen Ausstellern unterschiedlicher Branchen. Mit ihren Kurzprofilen im Gepäck nahmen rund 80 Schüler der Berufsintegrationsklassen der beruflichen Schulen in Neumarkt teil, um sich in ihrer neuen Heimat beruflich zu orientieren und die Grundlage für einen Praktikumsplatz zu schaffen.

In Zeiten des demografischen Wandels und des vorherrschenden Trends bei Jugendlichen eine akademische Laufbahn anzusteuern, haben nicht wenige Betriebe mit unbesetzten Lehrstellen zu kämpfen. Es besteht also einerseits akuter Bedarf an Praktikums- und Ausbildungsplätzen bei den jungen Menschen mit Fluchthintergrund, andererseits suchen viele Betriebe dringend Auszubildende und Fachkräfte.

Eine gewisse Unsicherheit auf beiden Seiten behindert jedoch oft das Eingehen von Praktikums- und Lehrverträgen. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese Unsicherheit ein Stück weit abzubauen“, erklärte Stefanie Graf. Die Veranstaltung solle sowohl die jungen Flüchtlinge in ihrer beruflichen Erstorientierung unterstützen, als auch die Betriebe über die rechtlichen und sozialintegrativen Rahmenbedingungen informieren. „Im Idealfall, wenn also Sprachkenntnisse und kulturelle Integration entsprechend vorhanden sind, führt dieser erste Kontakt zwischen Flüchtling und Betrieb zum Abschluss eines Praktikumsvertrages“, so die Ausbildungsakquisiteurin.

„Bei uns zählt nicht wo man herkommt, sondern wo man hin will“, zitierte der Leiter des Bildungszentrums Johann Eichenseer die Imagekampagne des Deutschen Handwerks. Gelungene Integration funktioniere nur über Arbeit und eine Aufgabe mit Zukunftsaussichten, betonte er und bedankte sich bei den Schülern und den ausstellenden Betrieben: „Kein Flyer, kein Internetauftritt, keine Broschüre kann so authentisch einen Beruf beschreiben, wie das persönliche Wort eines Ausbilders selbst.“

Der Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Regensburg für Oberpfalz/Kelheim Stefan Rödl bedankte sich bei allen Kooperationspartnern für die Zusammenarbeit und bezeichnete die Plattform als wichtiges Signal für nachhaltige Integration. Die Schüler ermutigte er, diese Chance zu nutzen, schließlich suche unsere heimische Wirtschaft dringend junge und engagierte Nachwuchskräfte.

Wolfgang Bernreuther, Berufsberater der Agentur für Arbeit Regensburg, beglückwünschte die Jugendlichen zu ihrer Neugier und Motivation. Obwohl die rechtliche Situation nicht bei allen geklärt sei, seien sie fleißig und das verdiene Respekt.

Die beiden Schulleiter, Albert Hierl von der Berufsschule und Markus Domeier von der Maximilian Kolbe Schule, betonten die Wichtigkeit des Sprachunterrichts auch nach Abschluss der Integrationsklassen und den Wert einer beruflichen Ausbildung als Grundstock für den weiteren Lebensweg. „Wenn wir es schaffen Hürden und Ängste zu überwinden, kann aus der Flüchtlingskrise eine Erfolgsgeschichte werden“, so Hierl. Domeier lobte die Lehrkräfte, die diese Mammutaufgabe mit großem Engagement bewältigten.

Neben dem direkten Austausch mit Betrieben, durften die Jugendlichen sich zuvor in den Werkstätten des Bildungszentrums praktisch ausprobieren und ihre handwerklichen Interessen und Talente entdecken. Die Vertreter der teilnehmenden Betriebe wurden zeitgleich in der Fachveranstaltung mit dem Titel „Vom Praktikum zur Ausbildung junger Flüchtlinge – so läuft`s rund!“ informiert.

Foto: Foto Hailer

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