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Bayerische Bauern erwarten nach Wetterkapriolen leicht unterdurchschnittliche Erträge

26.07.2017 Bayern.

Für die bayerischen Bauern hat das Jahr 2017 bereits viele Überraschungen gebracht. Auf einen kalten, aber viel zu trockenen Winter und das ungewöhnlich warme Frühjahr folgten Schnee und Frost im April und trockene Wochen vor der Ernte. „Wegen diesem Auf und Ab auf den Feldern rechnen wir heuer nur mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte in Bayern“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl bei der gemeinsamen Erntepressefahrt des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) und des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF), die heute im Landkreis Starnberg stattgefunden hat. Damit wird die Erntemenge etwas unter dem langjährigen Mittel von 6,7 Mio. Tonnen (ohne Körnermais) oder 72 dt/Hektar liegen.
 
Geerntet wird das Getreide in Bayern heute oft mithilfe von modernen Landmaschinen, die GPS-gestützt und sensorgesteuert unterwegs sind. Einer repräsentativen Befragung des Digitalverbandes Bitkom zufolge nutzt mehr als jeder zweite Landwirt oder Lohnunternehmer bereits digitale Lösungen. „Automatische Lenksysteme und vernetzte Maschinen entlasten den Landwirt, machen die Arbeit auf den Feldern noch präziser und sammeln gleichzeitig wertvolle Daten, um den Anbau oder den Düngereinsatz weiter optimieren zu können“, sagte Heidl. Bei der Erntepressefahrt kam neben einem Mähdrescher, der dank satellitengestützter Daten millimetergenau seine Runden dreht, auch eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz. Der „Wildretter“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt hilft Landwirten dabei, Felder und Wiesen vor dem Mähen nach Rehkitzen und anderen Wildtieren abzusuchen. Drohnen werden in der Landwirtschaft inzwischen aber auch zur Datenerfassung oder für biologischen Pflanzenschutz verwendet, zum Beispiel mit Schlupfwespen gegen den Maiszünsler. „Die Digitalisierung findet in der Landwirtschaft in rasantem Tempo statt. Ausgebremst wird diese Entwicklung allerdings noch viel zu oft durch die mangelhafte Versorgung des ländlichen Raums mit schnellem Internet.“
 
Die Pflanzen dagegen hatten sich in diesem Frühjahr wegen der warmen Witterung sehr schnell entwickelt – bis im April der Winter zurückkam. „Das Getreide hat die kühlen Temperaturen relativ gut weggesteckt, doch beim Wein, bei Erdbeeren, bei Äpfeln und anderen Obstblüten sind zum Teil massive Schäden entstanden“, sagte BBV-Getreidepräsident Hermann Greif. Die Zeit bis zur Ernte war dann in vielen Regionen Bayerns durch geringe Niederschläge gekennzeichnet. „Durch die knappe Wasserversorgung und Temperaturen von mehr als 30 Grad sind die Getreidebestände heuer schnell abgereift“, sagte Greif. Sowohl der Raps als auch der Weizen wurden vor der Reife von der Hitzeperiode voll erwischt. Je nach Bodenqualität und Sorte konnten die Pflanzen diese Trockenperiode jedoch zum Teil gut überstehen. „Bereits auf einem einzelnen Acker gibt es enorme Unterschiede bei den Erträgen“, sagte Greif. Auch wegen des relativ geringen Krankheitsdrucks in diesem Jahr könnte es bei Weizen aber trotzdem insgesamt noch zu knapp durchschnittlichen bis leicht unterdurchschnittlichen Erträgen reichen.
 
In der Ernteumfrage des Bayerischen Bauernverbandes geht die Hälfte der Teilnehmer mit Weizenanbau von einer durchschnittlichen Ernte aus, 27 Prozent von einer guten und sechs Prozent von einer sehr guten Ernte. 23 Prozent erwarten einen vergleichsweise niedrigen bzw. drei Prozent einen sehr niedrigen Ertrag. Auch bei den Kartoffeln ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. 50 Prozent der Kartoffelbauern rechnen mit sehr guten bis guten Erträgen, 14 Prozent erwarten durchschnittliche Erträge, 36 Prozent gehen von niedrigen oder sehr niedrigen Erträgen aus. „Viele Äcker wurden bei guten Bedingungen bepflanzt, doch das kalte Wetter rund um Ostern sorgte für Stillstand. Die anschließende Trockenheit konnte vielerorts nur dank Bewässerung überbrückt werden. Bei den Frühkartoffeln sind nur geringe Erträge zu verzeichnen, die späteren Bestände brauchen im Juli und August noch gute Witterung“, sagt Greif. 
 
Der Getreidemarkt ist immer noch geprägt von weltweit mehreren Rekordernten hintereinander. Ähnlich wie im vergangenen Jahr wird in Europa in diesem Jahr mit geringeren Erträgen gerechnet, die Lagerbestände werden voraussichtlich nochmals abnehmen. „Nachdem der Getreidepreis über Monate am Boden lag, reagieren die Börsen auf diese neue Situation nun mit ersten Ausschlägen nach oben“, sagte Greif. Kurzzeitig kletterte der Weizenpreis an der Warenterminbörse MATIF am 11. Juli 2017 auf 181,75 Euro pro Tonne. Doch der Kurs auf dem globalen Markt hat wieder nachgegeben. „Die Preise, die Bauern für den Weizen erhalten, sind deshalb wieder auf ein ähnlich niedriges Niveau wie in den vergangenen Jahren gefallen“, sagte Greif.
 
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