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Aufwind mit anhaltenden Böen - IHK-Konjunkturbericht zum Jahresbeginn 2023

10.02.2023 Regensburg.

Nach einer dunkelroten Ampelphase bei der Herbst-Umfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim bei ihren Mitgliedsunternehmen stehen die Konjunkturlichter der regionalen Wirtschaft zum Jahresbeginn 2023 wieder weitestgehend auf grün. „Die Geschäftslage über alle Branchen hinweg zeigt sich zum Jahresbeginn erfreulich positiv, die negativen Erwartungen haben sich mit Ausnahme einiger Hotel- und Gastronomiebetriebe nicht erfüllt“, berichtet IHK-Präsident Michael Matt.
 
Dabei wirkte in den letzten Monaten vor allem der inländische Markt als Stütze. Hier meldet ein Drittel der 300 von der IHK befragten Unternehmen aller Größen und Branchen mehr Aufträge. Aber: „Die Unsicherheiten der letzten Monate zeigen Wirkung“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. „Die Unternehmen sparen zum Beispiel an Werbebudgets und Investitionen, um höhere Energie- und Personalkosten aufzufangen. Gleichzeitig zehren die hohen Kosten am Eigenkapital der Firmen.“ Letzteres sei Besorgnis erregend, weil gerade die gute Eigenkapitalausstattung den heimischen Mittelstand die letzten Jahre krisenresilient gemacht habe.
 
Geht es auswärts wieder aufwärts?
 
Die Angaben zum Auftragsvolumen der letzten Monate aus dem Ausland waren über alle Industriebetriebe gesehen negativ. Dem entgegen stehen in der amtlichen Statistik Umsatzanstiege im Export, welche überwiegend dem hohen Inflationseffekt zuzurechnen sind. Der Trend der letzten beiden Umfragen setzt sich fort: Die deutlichsten Rückgänge beim Auftragsvolumen zeigen sich in Ost- und Südosteuropa, Russland und der Türkei. Im Chinageschäft büßten 40 Prozent der Exportbetriebe Geschäftsvolumen ein. Dennoch klettern die Exporterwartungen für 2023 aus dem tief negativen Bereich. 21 Prozent der Betriebe rechnen mit mehr Auslandsumsätzen, fast ebenso viele wiederum befürchten eine Eintrübung. Vor allem die regionalen Erzeuger von Investitionsgütern – also Maschinen- und Anlagenbauer – stemmen sich gegen eine weltwirtschaftliche Rezession“, zeigt sich Helmes verhalten optimistisch.
 
Eigenversorgung und Preisbremsen
 
Die Unsicherheiten und Belastungen der Firmen beim Thema Energiepreise und -bezug lesen sich deutlich aus den Umfragedaten ab: 80 Prozent melden erhöhte Stromtarife. Neben den Gaspreiserhöhungen sahen sich 10 Prozent der Firmen mit der Kündigung ihrer Gasverträge konfrontiert. Trauriger Spitzenreiter dabei ist der Handel mit 25 Prozent. Anschlussverträge gab es nur bei zwei Dritteln aller Befragten. Als Antwort auf die Energiekrise wollen 62 Prozent der Firmen in eine eigene Energieversorgung investieren. In der Industrie planen dies sogar 78 Prozent. Der von einem Fünftel geplante (Teil-)Wechsel der Energieträger würde einen Investitionsschub für die ansonsten flaue Investitionslage mit sich bringen. Die Auswirkungen der Strom- und Gaspreisbremse in der Wirtschaft sind noch nicht anhand von Zahlen ablesbar. Sie greift jedoch bereits gefühlt, weil die Unsicherheiten bezüglich der weiteren Planungen und Energiekosten gesunken sind. Zeitgleich haben sich die Energiepreise wieder etwas entspannt. Dennoch sind sie weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau.
 
Ausblick
 
Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten Monate liegt der Saldo noch über alle Branchen gesehen weiterhin im negativen Bereich. Es zeigt sich jedoch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Herbst 2022, der die schlechteste Konjunktur-Prognose seit 2009 aufwies. „Die Betriebe melden uns viele Geschäftsrisiken, insofern kann keine Entwarnung gegeben werden“, so Helmes. „Dank der hohen Inlandsnachfrage sowie einer langsamen Beruhigung bei den Energie- und Rohstoffpreisen scheint die Talsohle aus dem Herbst jedoch durchschritten“, schließt IHK-Präsident Michael Matt.
 
Mit Blick auf Investitionsabsichten ist der Vor-Corona-Stand noch lange nicht erreicht. Die Angaben zur Kapazitätserweiterung bleiben deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Gleichzeitig bleibt der Aufholbedarf für Investitionen groß, um beim Zusammenspiel von Transformation und Fachkräftemangel den Anschluss gegenüber der Konkurrenz nicht zu verlieren. Ein wichtiger Faktor für das zukünftige Investitionsklima wird sein, wie sich die Energiepreise hierzulande im Vergleich mit anderen Ländern dauerhaft entwickeln. Die Absicht zur Kostenweitergabe über höhere Verkaufspreise sank mit 28 Prozent der Antworten leicht. Eine Bremsung der Inflation ist daher nicht zu erwarten. Trotz positiver Entwicklung der Konjunkturparameter könne von einem sich abzeichnenden Aufschwung in der Region noch nicht gesprochen werden.
 
Alle Auswertungen und weitere Infos zur IHK-Konjunkturumfrage unter www.ihk.de/regensburg/konjunkturbericht
 
Kurz und kompakt
 
Der IHK-Konjunkturklimaindikator steigt um 30 auf 116,5 Punkte.
84 Prozent aller regionalen Unternehmen betreiben Maßnahmen, um Energiekosten zu senken.
Über eine Erhöhung ihrer Stromtarife im vergangenen Jahr berichten 80 Prozent.
Der Handel ist am stärksten von gekündigten Gasverträgen betroffen.
Die Angaben zu gestörten Lieferketten sinken deutlich, 10 Prozent der Firmen sind noch erheblich eingeschränkt, 60 Prozent sind teilweise oder gering betroffen.
Der Zugang zu Fremdkapital ist für 64 Prozent unproblematisch, 30 Prozent melden keinen Bedarf.
 
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