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Anhörung zu drittem Nationalpark – Waldpräsident Weiler für ganzheitliches Konzept

16.03.2017 Bayern.

Am Donnerstagvormittag hat im Bayerischen Landtag die Experten-Anhörung zum einem möglichen dritten Nationalpark stattgefunden. „Die Ausweisung eines zusätzlichen Nationalparks ist aus fachlicher und klimapolitischer Sicht mit einer Vielzahl von schwerwiegenden und weitreichenden Nachteilen verbunden. Durch eine Stilllegung drohen der Klimaschutz und die regionale Wertschöpfung auf der Strecke zu bleiben“, sagte Bernhard Weiler, fränkischer Bauer und Forstwirt sowie Waldpräsident des Bayerischen Bauernverbands. 
 
„Der Wald ist die wichtigste Kohlendioxidsenke und gleichzeitig die wichtigste Quelle für nachwachsende Werk- und Brennstoffe. Spätestens das Pariser Klimaschutzabkommen und die Vereinbarungen des Weltklimagipfels in Marrakesch haben deutlich gemacht, dass pauschale Flächenstilllegungen nach dem Käseglockenprinzip nicht mehr zeitgemäß sind“, sagte Weiler vor dem Umweltausschuss des Bayerischen Landtags.  „Mithilfe von nachhaltiger Forstwirtschaft und durch die Verwendung von Holz muss das Potenzial des Waldes für den Klimaschutz genutzt werden. Die Forstwirtschaft kann den Naturschutz mit Klimaschutz und regionaler Wertschöpfung vereinen. Doch dafür ist ein gesamtheitliches Konzept nötig!“ Die Ausweisung eines dritten Nationalparks lehnen der Bayerische Bauernverband und die Waldbauern ab. und die Stilllegung von mehr als 10.000 Hektar Stattdessen sollten staatliche Gelder in den Erhalt der Wälder investiert werden, damit eine nachhaltige Nutzung nach dem Prinzip „Schützen durch Nützen“ möglich ist und so ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann. 
 
„Bei allen Diskussionen wird zudem vergessen, dass die Vielfalt in den bayerischen Wäldern erst durch ihre Bewirtschaftung entstanden ist. Und diese wertvolle Kulturlandschaft ist Beleg dafür, dass ökonomische und ökologische Ziele auf der gleichen Fläche verwirklichen sind.“ So belassen die bayerischen Privatwaldbesitzer  23,94 Mio. Festmeter Totholz im Wald und leisten so freiwillig einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt. Die Menge an Totholz hat in den letzten zehn Jahren um 2 fm/ha auf 22 fm/ha zugenommen. Auch die Ergebnisse der Bundeswaldinventur III unterstreichen die Leistungen der Waldbesitzer und Forstleute beim Erhalt und Aufbau möglichst naturnaher Wälder im Rahmen integrativer Forstwirtschaft auf ganzer Fläche. Die bayerischen Wälder werden immer naturnäher, artenreicher, älter, gemischter und strukturreicher. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur III finden Sie unter: www.bundeswaldinventur.bayern.de
 
Bei einer Waldfläche von 2,5 Mio. Hektar in Bayern sichern 196.000 Erwerbstätige ihren Lebensunterhalt im Cluster Forst und Holz. Hundert Hektar (= 1 km²) nachhaltig bewirtschaftete Waldfläche sichern damit 7,8 Arbeitsplätze überwiegend in regionalen Wertschöpfungsketten. Vergleichszahlen aus dem Bayerischen Wald belegen, dass Touristen und der Nationalpark dort Beschäftigungseffekte von 456 Vollzeitäquivalenten verursachen, die voll vom Tourismus abhängig sind (bei einer Nationalparkfläche von 24.250 ha). Das entspricht einem Beschäftigungseffekt von 1,9 Arbeitsplätzen je 100 ha. Damit bietet der Cluster Forst und Holz in Bayern den vierfachen Beschäftigungseffekt. Bei der Bruttowertschöpfung geht es sogar um den Faktor 8. „Dass die Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung unter Beachtung naturschutzpolitischer Ziele auch ohne einen Nationalpark unter einen Hut gebracht werden können, beweist zum Beispiel die Einrichtung des Nachhaltigkeitszentrums in Handthal und des Baumwipfelpfades in Ebrach“, sagt Weiler. Alleine den Baumwipfelpfad haben zwischen 19. März 2016 und 14. Oktober 2016 über 250.000 Menschen besucht. „Diese Maßnahmen bringen neue Wertschöpfung in die Region ohne den gewachsenen Strukturen mit Ihrer bestehenden Wertschöpfung zu schaden. Auf diesem Wege würden sich auch in weiteren Regionen Impulse lassen“, so Weiler.
 
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