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Vortrag: Sucht im Alter hat viele Gesichter

02.04.2024 Neumarkt.

Das Interesse war groß, als Monika Gerhardinger, Sozialpädagogin an der Fachambulanz der Caritas in Regensburg, einen Vortrag zum Thema „Sucht im Alter“ im Bürgerzentrum in der Alten Schule hielt. Der Vortrag fand auf gemeinsame Initiative des Arbeitskreises Seelische Gesundheit im Alter sowie des Arbeitskreises Sucht der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Neumarkt statt. Die PSAG ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen im Landkreis Neumarkt, die die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen koordinieren, die Einrichtungen vernetzen und eine professionelle Qualität der Arbeit unterstützen soll.

Leider, so Gerhardinger, sei das Thema Sucht im Alter momentan durch die zahlreichen großen Krisen wie Klima oder Kriege im Bewusstsein der Öffentlichkeit etwas in den Hintergrund getreten. Umso wichtiger ist es, dass sich Einrichtungen und Institutionen bewusst damit befassen und dafür sensibilisiert werden. Diesem Zweck diente auch der Vortrag. Dabei weisen Suchtprobleme im Alter durchaus einige Besonderheiten auf, die Fachkräfte, Mitarbeitende des Hilfesystems und Angehörige kennen sollten. So würden gerade im höheren Lebensalter Suchtprobleme oft nicht erkannt oder ernst genommen, erläutert Gerhardinger in ihrem Vortrag. Auch der Zugang zum Hilfesystem sei für ältere Menschen oft erschwert, beispielsweise durch eingeschränkte Mobilität oder große Scham, Hilfe anzunehmen und sich gegenüber einer fremden Person zu öffnen. Generell sei, so die Sozialpädagogin, auch das Konsummuster bei älteren Menschen oft weniger auffällig als bei Jüngeren und Veränderungen im Verhalten würden oft eher auf das Alter und weniger auf einen möglichen Konsum zurückgeführt. Zudem gebe es nicht „die eine Sucht“, sondern ganz unterschiedliche Konsumtypen und Verläufe. Daher sagt Gerhardinger: „Sucht hat viele Gesichter!“ Auch die eigene Einstellung erschwere teilweise den Umgang mit dem Thema Sucht im Alter, nach dem Motto „Macht es denn überhaupt noch Sinn, mit älteren Menschen über deren Suchtmittelgebrauch zu sprechen?“ Hier hat Gerhardinger eine ganz klare Botschaft: ein reduzierter Konsum oder eine Abstinenz erhöhen nachweislich die Lebensqualität der Betroffenen. Veränderung ist also in jedem Alter sinnvoll und lohnenswert. Als positiven Nebeneffekt einer Veränderung stellt sich häufig auch eine Entlastung der Pflegenden ein. Am Ende des Vortrags wird sehr deutlich, dass gerade die örtliche Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedener Einrichtungen und Hilfsangebote zentral ist, um Betroffenen, ihren Angehörigen und Pflegepersonen bestmöglich im Umgang mit dem Thema Sucht im Alter zu helfen.

Foto: Nadine Braun

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