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Gedanken zum Aschermittwoch und zur Fastenzeit v. Dekan Msgr. Distler

01.03.2017 Neumarkt.

„Ab heute wird gefastet“, so denkt sich wohl mancher unter uns und macht sich gute Vorsätze für die kommende Fastenzeit. Es klappt ja auch manchmal, aber Vorsätze allein wirken noch keine Wunder. Zudem ist die Fastenzeit mehr als nur eine „Zeit zum Abspecken“. Für mich ist es eine „Zeit der Unterbrechung“. Sind wir nicht alle irgendwie dem Trott des Alltags verhaftet und festgefahren in Gewohnheiten, die wir kaum zu ändern vermögen? Gewiss gib es auch gute Gewohnheiten oder Traditionen und dennoch würde uns eine Zeit der Unterbrechung gut tun. Aber wieso? Bei jeder Unterbrechung halten wir für einen Moment inne, z.B. wenn wir von einem Unfall oder vom Todesfall eines guten Bekannten hören. Dann beginnen wir nachzudenken, innezuhalten und still zu werden. Vielleicht merke ich dann: Es könnte ja sein, dass auch mein Leben nicht immer ganz geradlinig verläuft. Es könnte sein, dass es auch mich mal aus der Bahn wirft oder gar, dass es auch bei mir irgend wann einmal zu Ende geht. Für solche Gedanken ist der Aschermittwoch der Tag der heilsamen Unterbrechung. Heilsam deshalb, weil das bewußte Innehalten und Nachdenken vielleicht sogar zum Umdenken führen kann. Dies gewiss auch dann, wenn ich selber an diesem Tag in die Kirche gehe und mir vom Priester oder Diakon das Aschenkreuz auflegen lasse. Denn dieser nachdenkliche Tag erinnert mich an meine Vergänglichkeit und Sterblichkeit. Da wiederholt die Kirche jene Worte aus dem Buch Genesis der Bibel, die Gott zu Adam bei der Vetreibung aus dem Paradies gesprochen hat: „Staub bist du und zum Staub  kehrst du zurück!“ Dieser Adam sind wir alle, jeder Mensch. Aber ist uns dann das Paradies ewig verschlossen? Nein, da kam zu uns ein Türöffner. Da kam eines Tages einer, der mit seiner ganzen göttlichen Macht und Kraft wieder die Pforten geöffnet hat und der uns eine neue Chance zum Leben gab und dies trotz Vetreibung und Sterblichkeit. Es kam einer, der Christus, der sogar den Tod bezwang und der uns die Tür zum ewigen Leben aufgestoßen hat. Vor allem daran erinnert uns der Aschenmittwoch mit den 6 Wochen Fastenzeit, die nun vor uns liegen. So können aus dem einen Tag der Unterbrechung sogar 40 Tage bis zur Karwoche und bis Ostern werden. Es sind 40 heilige und heilsame Tage, in der uns die Kirche zu dem hinführt, der eine unglaubliche Hoffnung und Freude in die Welt gebracht hat kraft seiner und unserer Auferstehung. Es ist Christus, der Todbezwinger und der Künder des neuen Lebens. Auf ihn also und nicht aufs Abspecken zielt die ganze Fastenzeit, zielt die Kirche mit ihrer reichhaltigen und tiefgründigen Liturgie der Heiligen 40 Tage. Aus der Sicht des Glaubens ist  also diese kommende Zeit nicht ein „Weniger“, sondern ein „Mehr“. Es ist das Mehr und das Wachsen in unserer Christusbeziehung, das Mehr an Gottes- und Nächstenliebe, das Mehr an Wachsamkeit für die Zeichen der Zeit, das Mehr an Schenken und Teilen mit den Armen (Misereor oder Brot für die Welt) und das Mehr an Reinigung unseres Gewissens, auch durch eine gute Osterbeichte. Wer in dieser Haltung und Gesinnung auf die heilige Quadragesima zugeht, für den wird diese Zeit eine Zeit wirksamer Unterbrechung, der Abschaltung vom Trott alter Gewohnheiten und des Neuwerdens an Herz, Geist, Liebe und Gesinnung.
 

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