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Informationsveranstaltung des Klinikum Neumarkt „Darmkrebstag 2024“ sehr gut besucht

23.03.2024 Neumarkt.

Die Informationsveranstaltung des Klinikum Neumarkt zum Thema „Darmkrebs“ mit verschiedenen Beiträgen und einer anschließenden Diskussions- und Fragerunde am 16.03.24 im Landratsamt Neumarkt stieß auf großes Interesse der Bevölkerung. Etwa 50 Besucher informierten sich in Vorträgen von Frau Prof. Dr. Bettina Rau, Chefärztin der Chirurgischen Klinik, von Herrn Prof. Dr. Claus Schäfer, Chefarzt der Medizinischen Klinik II sowie Herrn Dr. Jürgen Dreier, Oberarzt der Medizinischen Klinik II über das Thema Darmkrebs sowie Vorsorge- und Therapiemöglichkeiten.



In seinen Grußworten führte Landrat Herr Willibald Gailler aus, dass Deutschland sehr viel in das Gesundheitswesen investiere. So lagen die Ausgaben für das Gesundheitswesen im Jahr 2021 bei rund 474,1 Mrd. Euro (Quelle: Statistisches Bundesamt). Landrat Willibald Gailler ergänzte: „Der Landkreis Neumarkt mit dem Klinikum Neumarkt als größtes kommunales Unternehmen ist hier sehr gut aufgestellt.“ Beispielhaft nannte er unter anderem den am Klinikum Neumarkt eingesetzten OP-Roboter DaVinci, mit dem sich Eingriffe mit der sogenannten „Schlüsselloch-Chirurgie“ minimal invasiv durchführen lassen. Herr Gailler dankte den Veranstaltern, Frau Prof. Dr. Bettina Rau und Herrn Prof. Dr. Claus Schäfer, für die wertvolle und wichtige Aufklärung der Bevölkerung zum Darmkrebs, da Vorsorgeuntersuchungen erwiesenermaßen wesentlich zur Früherkennung beitragen und so das Risiko eines schwerwiegenden Verlaufs deutlich reduzieren können.

In seinem Vortrag „Strategien zur Darmkrebsvorsorge und endoskopische Therapieverfahren“ führte Prof. Claus Schäfer aus, dass Darmkrebs bei Frauen die Krebserkrankung Nr. 2, nach Brustkrebs, bei Männer die Krebserkrankung Nr. 3, nach Prostata- und Lungenkrebs, ist. Jeder 12. Mensch erleidet im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung des Verdauungstraktes. Etwa jede 8. Erkrankung betrifft den Dickdarm bzw. den Mastdarm. Krebserkrankungen vor dem 55. Lebensjahr sind stark steigend, wofür vor allem industriell verarbeitete Lebensmittel und krebserzeugende kleinste Stoffe in unserer Nahrungskette als Ursache vermutet werden. Man rechnet mit einem weiteren Anstieg der Krebserkrankungen um circa 22% bis zum Jahr 2032. In den Mittelpunkt rücken daher zum einen vor allem die Ernährungsgewohnheiten, an denen man dringend ansetzen sollte. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. in ihren aktuellen Leitlinien eine pflanzenbasierte Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse. Ergänzend sollte ein- bis zweimal wöchentlich Fisch und nur maximal 300 Gramm Fleisch pro Woche verzehrt werden. Rund 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke sollen pro Tag getrunken werden. Herrn Prof. Dr. Claus Schäfer zufolge ist die Ernährung der wichtigste Teil der Primärprävention, da circa 30 Prozent aller Krebsfälle auf eine ungünstige Ernährung zurückzuführen sind. Neben der Ernährung gelten als weitere Risikofaktoren vor allem familiäre Krebsbelastungen sowie familiär vermehrte Polypen, genetische Störungen, Tabakkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie regelmäßiger Alkoholkonsum. Den Untersuchungen zur Darmkrebsvorsoge in Form einer Koloskopie kommt eine besondere Bedeutung zu, da hier gilt: Je früher die Krebserkrankung erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Die Möglichkeiten reichen von einem immunologischen Test auf Blut im Stuhl bis zu einer Darmspiegelung, genannt Koloskopie. Für die Darmspiegelung gilt: Männer haben ab einem Alter von 50 Jahren Anspruch auf eine Koloskopie, da sie ein höheres Risiko als Frauen haben, an Darmkrebs zu erkranken. Bei Frauen wird eine Koloskopie ab 55 Jahren angeraten. Projekte wie FARKOR zur Vorsorge bei familiärem Risiko für Darmkrebs (kolorektales Karzinom) zeigen jedoch, dass das Eintrittsalter für die Vorsorgekoloskopie bei Männern auf 40 Jahre gesenkt werden sollte, da bereits ab diesem Alter ein erhöhtes Risiko besteht, vor allem für familiär Belastete.

Die Medizinischen Klinik II und die Chirurgische Klinik sind als Neumarkter Darmzentrum seit 2007 nach den strengen Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Im Jahr 2022 wurden in der Medizinischen Klinik II unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Claus Schäfer insgesamt 1.538 Koloskopien ambulant und stationär durchgeführt. Dabei wurden mehr als 654 Polypen und Frühkarzinome endoskopisch entfernt. Die Komplikationsrate liegt dabei deutlich unter der geforderten 1%-Quote (2023: 0,5%) aller therapeutischen Darmspiegelungen. Auch mit Hilfe neuester endoskopischer Geräte ist die Erkennungsrate von Polypen sehr hoch. Seit Kurzem kommt am Klinikum Neumarkt auch künstliche Intelligenz zur Früherkennung von Polypen und Karzinomen in der Endoskopie zum Einsatz.

In ihrem Vortrag „Chirurgische Therapieoptionen bei Darmkrebs“ erläuterte Frau Prof. Dr. Bettina Rau, dass auch in fortgeschrittenen Stadien bei Darmkrebs effektive Therapiemaßnahmen zur Verfügung stehen. Hierbei stellt die operative Entfernung des befallenen Darmabschnittes den zentralen Faktor der Behandlung dar. Die zunehmende Einführung minimal invasiver Operationstechniken hat sehr dazu beigetragen, das Komplikationsrisiko und die Krankenhausliegezeit dieser Eingriffe im Vergleich zur offenen Chirurgie bei gleicher Ergebnisqualität deutlich zu senken. Neben der Zertifizierung als „Darmzentrum“ ist die Chirurgische Klinik zudem als „Referenzzentrum für Minimal Invasive Chirurgie“ zertifiziert und führt circa 80% der Darmresektionen aller Schwierigkeitsgrade minimal invasiv, entweder konventionell laparoskopisch oder robotisch durch. Für alle minimal invasiven Eingriffe steht die neueste technische OP-Ausstattung bis hin zur Robotik zur Verfügung. Mit dem mittlerweile fest etablierten OP-Roboter DaVinci lassen sich diese Operationen mit höchster Präzision und mit weit unter dem deutschlandweiten Durchschnitt liegenden Komplikationsraten sowie mit kurzer Krankenhausliegezeit durchführen. Seit Etablierung der robotischen Chirurgie 2022 wurden bereits 230 Darmresektionen und über 370 viszeralchirurgische Operationen durchgeführt. Die Chirurgische Klinik des Klinikum Neumarkt ist daher seit 2024 Hospitations- und Ausbildungszentrum für minimalinvasive und robotische Chirurgie.

Anschließend stellte Herr Dr. Jürgen Dreier, Oberarzt der Medizinischen Klinik II in seinem Vortrag „Heilung ohne Operation? Für wen und wie geht das?“ nichtoperative Behandlungsmöglichkeiten vor. Nach einer Diskussions- und Fragerunde klang die Veranstaltung bei einem gemeinsamen Imbiss im Foyer des Landratsamtes aus.

Die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.

Fotos: Klinikum Neumarkt Service GmbH

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