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Gedanken zu Christi Himmelfahrt von Dekan Msgr. R. Distler

23.05.2017 Neumarkt.

Im Zeitalter der Weltraumfahrt erliegen wir leicht der Versuchung, die Himmelfahrt Jesu als einen Flug in eine ferne kosmische Zone zu verstehen. Aber von einer solch naiven Vorstellung nehmen selbst schon Kinder Abstand, wie ich in der Schule festgestellt habe. Für sie ist Himmelfahrt einfach die Tatsache, dass „Jesus zum lieben Gott geht“. Aber trohnt und wohnt denn nicht Gott in einem völlig eigenständigen himmlischen Raum, zu dem uns Jesus das Tor geöffnet hat? Genau das Gegenteil sagt das Hochfest Christi Himmelfahrt. Es besagt, Gott wohnt nicht in einem eigenen Raum, eingesperrt hinter Schloss und Riegel, nein: Gott hat sich durch Jesus uns allen und der ganzen Welt geöffnet. Er ist bleibend unter uns gegenwärtig. Seine Liebe zieht uns immer neu hinein in seine Nähe und Gegenwart. Ist das nicht eher Grund zur Freude als zur Traurigkeit? Diese Erfahrung machten bereits die Jünger bei der Himmelfahrt Christi. Diese war die letzte Erscheinung Jesu vor den Jüngern nach seiner Auferstehung, also so etwas wie sein Abschied von dieser Welt. Jeder Abschied aber macht traurig. Doch Jesus erschließt den Jüngern diesen Abschied als ein Wiederkommen, wenn er im Johannesevangelium sagt: „Ich gehe zum Vater und komme wieder zu euch“. Aber wieso? Sein Abschiednehmen ist so etwas wie ein völlig neues Dasein, eine völlig neue Gegenwart. Aber welche? Eine Erklärung finde ich in der Geschichte, wo der Auferstandene Maria von Magdala im Garten erscheint und zu ihr spricht: „Maria, halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen“. Maria und die Jünger wollten anscheinend ihren Jesus, ihren Herrn und Meister nur für sich allein festhalten. Als er dann durch den Tod ihnen genommen wird, sind sie sehr traurig, führungslos und kopflos. Sosehr waren sie von ihrem Jesus abhängig. Das erinnert mich an den evangelischen Theologen Hans Gerhard Behringer. Er verbrachte einige Zeit in einem hinduistischen Ashramkloster. Da fiel ihm auf: Die Anhänger und Schüler waren ständig auf ihren Guru und Lehrmeister angewiesen, nahezu abhängig und unselbständig. Dann aber meinte er: “In diesem Moment verstand ich das Fest Christi Himmelfahrt“. Da geht Jesus von seinen Jüngern ganz bewußt weg, lässt sie alleine zurück, damit sie auf eigenen Füßen stehen und nur auf die Hilfe und den Trost des heiligen Geistes bauen, den er ihnen verspricht. Das Kommen dieses Geistes aber ist kraft- und machtvoll. Es ereignet sich am ersten Pfingstfest in Jerusalem. Da treten die Jünger aus ihrem verschlossenen Raum hinein in den Raum der Welt. Da machen sie deutlich: Unser Gott, unser Jesus gehört nicht alleine uns, sondern der ganzen Welt. Er gehört allen Menschen. Die ganze Welt ist sein Raum und der Ort, wo Gott lebt und wo er angebetet und verherrlicht werden soll. Dies drückt der Evangelist Lukas in seinem Himmelfahrtsbericht aus mit den Worten, der zum Vater heimkehrende Christus habe die Jünger und mit ihnen die ganze Erde gesegnet. Papst Benedikt bemerkt dazu in seinem Jesusbuch: Es geht bei der Himmelfahrt Jesu nicht um eine Raumfahrt ins Universum, sondern es geht um die „Raumfahrt des Herzens“. Jesus führt die Jünger heraus aus ihrer Selbstverschließung in den „weltumspannenden Raum der göttlichen Liebe“. Doch genau in diesem Moment ensteht aus der kleinen Jüngergemeinde, verstärkt durch den Pfingstgeist, die eine, heilige, katholisch-weltumspannende und apostolische Kirche.

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